Kritik nach Bootsunglück
Neue Details zum Unglück auf dem Küstenkanal – Lob für junge Decksfrau und Einladung nach Vlotho
OLDENBURG/MG Wäre der Untergang eines Ausflugsbootes am Samstag auf dem Küstenkanal in Oldenburg zu verhindern gewesen? Einige der 27 Passagiere – eine Reisegruppe aus Vlotho (NRW) – kritisieren die Bootsführung, aber auch das angeblich zu spät eingeleitete Rettungsmanöver. Die Ursache des plötzlichen Wassereintritts soll noch in dieser Woche ein Sachverständiger ermitteln. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit, ob es Anhaltspunkte für einen Straftatbestand, etwa einen gefährlichen Eingriff in den Schiffsverkehr, gibt.
Ein Sachverständiger soll in dieser Woche die Ursache des Untergangs klären. Auf einen Gegenbesuch der Einsatzkräfte freut man sich in NRW.
OLDENBURG SMsCMeMo8ren machen sie andauernd, die Heimatfreunde aus Vlotho (NRW). Doch gerade diesen Ausflug am Samstag nach Oldenburg werden sie garantiert nicht mehr vergessen. Zu einschneidend war das Erlebnis auf dem Küstenkanal – dieser dramatische Untergang mit dem Börteboot „Marianne“– als dass die Reisegruppe sofort zur Tagesordnung übergehen könnte.
„Wir hätten schon viel eher anlegen müssen“, heißt es von einem Teilnehmer der Ausflugsfahrt, „schon auf der Hinfahrt war Wasser ins Boot eingebrochen, aber als Laie weiß man ja nicht, was das zu bedeuten hat.“Auch ein anderer Vlothoer nimmt 48 Stunden nach dem Unglück den Bootsführer deutlich stärker in die Pflicht, als bislang bekannt. „Schon im Hafen sind wir mehrfach angeeckt – vielleicht hätten wir schon da aussteigen sollen. Das war einfach schlecht.“
Ausdrücklich nehmen Reisegäste aber die 21-jährige Decksfrau Lea Kruse aus der Kritik – „sie hatte deutlich mehr Ahnung“, heißt es da. Die junge Frau hatte den Kapitän Szenen eines Untergangs: Bewegliche Teile des Börtebootes wurden von den Einsatzkräften zügig aus dem Wasser geholt (links). Mitglieder der Reisegruppe wurden von einem vorbeifahrenden Sportboot aufgenommen (Mitte), später gab es auf der Feuerwache die Zusammenführung.
wie berichtet schon frühzeitig auf Probleme im und mit dem Holzboot hingewiesen, ein rasches Andocken an der Rettungsleiter einer Spundwand im Kanal gefordert („Irgendwann wurde es mir zu kritisch, weil es extrem tief gesunken ist – er wollte aber noch bis in den Hafen, irgendwann habe ich ihn echt angeschrien und bin richtig sauer geworden“).
„Erfahrener Kapitän“
Dass sich die meisten der 27 Passagiere mehr oder minder trockenen Fußes an Land retten konnten, sei wohl auch ihrer Initiative zu verdanken gewesen, so die Reisegäste. Für zerrissene Kleidung, ein kaputtes Handy, Hose, Handtaschen und ein paar andere
Dinge würden die Eigner nun wohl in Regress genommen, bezahlt wurde die Fahrt natürlich nicht – die Geschäftsführer von „City-Sailing“hätten auch gleich vor Ort Gutscheine angeboten.
Wie es nun weitergeht? Das bleibt abzuwarten. Ein Sachverständiger soll noch in dieser Woche die Ursache des Bootsuntergangs klären. Geschäftsführer Ulrich Schaa entschuldigte sich nochmals „für den Schrecken und die Unannehmlichkeiten“. Zur Kritik an der Bootsführung könne er nichts sagen, „kann das aber auch nicht glauben“, so Schaa auf Ð-Nachfrage, „er ist ein erfahrener Kapitän“.
Das rund zehneinhalb Meter lange und drei Meter breite Börteboot befindet sich seit
14 Jahren im Besitz des Oldenburger Unternehmens und sei etwa 65 Jahre alt. Alle fünf Jahre gebe es eine „Vollabnahme“, also quasi den TÜV fürs helgoländische Wasserfahrzeug. Die nächste Abnahme hätte im kommenden Jahr angestanden.
„Revanche“für Retter
Den Touristen aus Vlotho ist das nun ziemlich egal. An einer weiteren Bootstour sei dem reisefreudigen Heimatverein der Spaß erst einmal vergangen – so sehr man sich auf diese Tour in Oldenburg doch zuvor gefreut hatte. „Wir hatten die Hafenrundfahrt vorab reserviert, der andere Teil unserer Gruppe wollte ja ins Horst-Janssen-Museum – eine Kollegin ist ehemalige
Geschichtslehrerin und hatte sich sehr darauf gefreut“, heißt es. Überhaupt: Auch die Stadtführung sei prima gewesen, Oldenburg „eine sehr schöne Stadt“.
Noch einmal wiederkommen werde man aber wahrscheinlich in naher Zukunft nicht. Nicht wegen des verunglückten Nachmittags („Wir wollten in der Altstadt noch Kaffeetrinken und die schönen Ecken erkunden“), sondern weil die Reisegruppe einfach ständig neues entdecken möchte und deshalb quer durchs Land reist.
Allerdings hat man den herzlichen Empfang und die liebevolle Umsorgung nicht vergessen. „Wir möchten uns bei allen Rettungskräften für die schnelle und umsichtige Hilfe bedanken“, so Kurt Knäble,
„in der Rettungswache wurden wir mit heißen und kalten Getränken und Ersatzkleidung versorgt. Es tat gut, dort zur Ruhe zu kommen!“
Aus diesem Grund würden sich die Vlothoer Heimatfreunde auch „sehr freuen, wenn eine kleine Gruppe aus Oldenburg unserem Heimatmuseum einen Besuch abstatten würde. Dann könnten wir uns für ihre Gastfreundschaft bei Bedarf mit Kaffee und Kuchen revanchieren“, so der geschäftsführende Vorstand des Heimatvereins aus Nordrhein-Westfalen – nicht ohne eine letzte charmante Spitze: „Da unser Museum im Dachgeschoss der Vlothoer Kulturfabrik liegt, müssten Sie kein Rettungsboot mitführen. Die Weser kann so hoch nicht steigen!“