Nordwest-Zeitung

Tausende Quallen auf Wangerooge angeschwem­mt

Oldenburge­r findet auf Anhieb die Richtige – Charmante Absage an alle anderen Damen

- VON IHMELA HEHOLD

Es hat auf beiden Seiten sofort gefunkt, sagen Elfi H. und Friedrich B. Und die Frischverl­iebten haben ein paar Tipps, was man bei der Beziehungs­suche beachten sollte.

OLDENBURG Die Horte trafen mitten ins Herz. Als Elfi H. in der Nordwest-Zeitung die gelb unterlegte Anzeige las, war es um sie geschehen. „Komm, gib mir deine Hand. Lehn dich bei mir an. Fühl dich wohl und erfahre Geborgenhe­it bei mir“, stand da geschriebe­n. Und Elfi H. wusste: Den muss ich kennenlern­en.

Das ging allerdings nicht nur ihr so. Mehr als 40 Frauen wollten mit dem 1,91 Meter großen „Endsechzig­er“reisen, bummeln oder aufs Weinfest gehen. Eine sehr erfreulich­e Resonanz für Friedrich B., der das Inserat geschaltet hat. Zuvor hatte er sein Glück bei der InternetVe­rmittlung Elitepartn­er versucht. „Dort musste ich viel Geld bezahlen, es war aber niemand dabei, der aus der Nähe kam“, sagt er. Als er etwas geknickt wegen der vergeblich­en Suche auf seiner Terrasse saß, ersann er den

Text für die c, der sich als Volltreffe­r erweisen sollte.

Dass liebevoll formuliert­e Anzeigen die Chancen erhöhen, ist sicher nichts Ungewöhnli­ches. Was dieses Inserat aber so besonders macht: Es hat auf beiden Seiten sofort gefunkt. Und zwar so sehr, dass Friedrich B. nur knapp zehn Tage nach dem ersten Treffen mit seiner Auserwählt­en alle anderen Damen, die ihm geschriebe­n hatten, per Anzeige informiert­e: „Die Richtige war auf Anhieb dabei. Danke an euch alle für die netten Zeilen. Es überforder­t mich, euch alle anzurufen.“Mit charmanten Worten wünschte er allen Frauen einen wunderbare­n

Sommer. Und schreddert­e die Schreiben. Mit fünf Frauen hatte er sich verabredet. Das erste Treffen war „erfreulich“, aber mehr auch nicht. Elfi H. stand in seiner Terminlist­e auf Platz fünf, Friedrich B. wollte sie gleich am Samstag zum Essen einladen. Das ging Elfi H. aber zu flott, sie wollte es vorsichtig angehen lassen, lieber erst einmal Kaffeetrin­ken. Friedrich B. rückte die Nummer fünf kurzentsch­lossen auf Platz zwei, war er sich zu dem Zeitpunkt seiner Sache doch schon sehr sicher. Das erste Treffen fand bei einem Bäcker in der Nähe statt, beide wohnen im Oldenburge­r Stadtnorde­n nur fünf Autominute­n voneinande­r entfernt.

Freizügige Bilder

Elfi H. war von dem Inserat so angetan, dass sie ihrem Brief – anders als bei früheren gelegentli­chen Kontaktans­chreiben – gleich ein Bild beigefügt hatte. Das war in der Anzeige zwar gar nicht erbeten, aber so hoffte sie, ihre Chancen zu erhöhen. Der Plan ging auf. Anders als bei anderen Frauen, berichtet Friedrich B. Einige Damen hätten Bilder mit freizügige­n Ausschnitt­en geschickt, eine Anwärterin präsentier­te sich gleich im Bett. „Obwohl ich für weibliche Reize sehr empfänglic­h bin, hat mich diese

,Offenheit‘ erschreckt und eher nicht neugierig gemacht“, so B.

Die schnelle Entscheidu­ngsfähigke­it sieht Friedrich B. in seiner berufliche­n Laufbahn begründet. 20 Jahre war er als Innendiens­tleiter bei einem Landkreis beschäftig­t und hat als Personalve­rantwortli­cher viele Bewerbungs­gespräche geführt. „Da hat man 15 Minuten Zeit, um zu entscheide­n. Das lernt man.“Und auch das schöne Schreiben ist mit früheren Erfahrunge­n verbunden: „Ich habe als freier Journalist und Redenschre­iber gearbeitet“, erklärt er sein sprachlich­es Geschick.

Elfi H. zumindest war auf Anhieb überzeugt: Wer so toll formuliert, muss ein gefühlvoll­er Mensch sein. Aber nicht nur das: Vor allem begeistert sie die Unternehmu­ngslust ihres neuen Partners. „Er hat so viele tolle Ideen.“Eine Lesung von Axel Hacke in Oldenburg, die Oper „Nabucco“in Westersted­e und eine Berlin-Reise sind nur einige der geplanten Programmpu­nkte. Ein dickes Plus verzeichne­te der Frischverl­iebte auch mit einem selbst gebackenen Erdbeerkuc­hen, den er beim ersten Treffen zu Hause servierte.

Etwas geschummel­t

Beide können es noch kaum fassen, das passende Pendant für ihre Lebensvors­tellungen gefunden zu haben. Sich seiner Sache so schnell so sicher zu sein, ist bestimmt ein besonderes Glück. Aber haben die Frischverl­iebten vielleicht einen Ratschlag, wie es auch anderen gelingen kann? „Authentisc­h sein und nichts Falsches verspreche­n, das kommt sowieso raus“, sind sich beide einig. Obwohl: Auch Friedrich B. hat ein bisschen geschummel­t, räumt er reumütig ein. Der „Endsechzig­er“war bereits siebzig. „Das hat er aber gleich gestanden, und ich habe ihm verziehen“, sagt seine Liebste lachend. Ansonsten steht für beide fest, dass man nicht schlecht über vergangene­n Beziehunge­n reden sollte. Für sie zählt aber ohnehin nur die gemeinsame Zukunft.

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BILD: IHMELA HEHOLD Komm, gib mir deine Hand: Für Elfi H. und Friedrich B. ist der Beziehungs­wunsch Wirklichke­it geworden.
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