Nordwest-Zeitung

Vergiftete­s Paar fasste Nowitschok-Behälter an

Scotland Yard nimmt Mordermitt­lungen auf – 44-jährige Britin in Klinik gestorben

- VON CHRISTOPH MEYER, FRIEDMANN KOHLER, PETER SPINELLA UND GABY MAHLBERG

LONDON/SALISBURY Nach dem Tod einer Britin durch eine Vergiftung mit dem Kampfstoff Nowitschok hat Scotland Yard Mordermitt­lungen aufgenomme­n. Am Montagnach­mittag sollte zudem der Krisenstab der Regierung, das Cobra-Komitee, in London zusammentr­eten.

Die 44-jährige Frau aus Amesbury war Sonntagabe­nd im Krankenhau­s gestorben. Sie hinterläss­t drei Kinder. In der Klinik in Salisbury hatte sie gut eine Woche zusammen mit ihrem 45-jährigen Lebensgefä­hrten gelegen, der weiter in einem kritischen Zustand ist. Die Polizei geht davon aus, dass die beiden einen Behälter mit dem Nervengift berührt haben. Die Dosis sei sehr hoch gewesen.

Britische Medien berichtete­n, dass beide Drogenkons­umenten waren. Sie könnten ein Fläschchen oder eine Spritze mit Giftresten gefunden haben, das beim Attentat auf die Skripals verwendet wurde. Denn unweit vom Wohnort der gestorbene­n Frau waren der russische ExSpion Sergej Skripal (67) und seine Tochter Julia (33) infolge eines Anschlags ebenfalls mit dem Nervengift in Kontakt gekommen. London hatte Moskau dafür verantwort­lich gemacht. Russland bestreitet jegliche Verstricku­ng.

Kremlsprec­her Dmitir Peskow sagte am Montag, Russland bedauere den Tod der Britin. Dem Kreml sei aber nicht bekannt, dass jemand Russland mit dem jüngsten Vergiftung­sfall in Verbindung bringe. Solche Vorwürfe wären auch absurd, sagte er der Agentur Tass zufolge.

Die gestorbene Britin und ihr Lebensgefä­hrte lebten nur rund 13 Kilometer von Salisbury entfernt, wo die Skripals im März Opfer eines Anschlags mit Nowitschok wurden. Wie die Skripals wurde das Paar ins Salisbury District Hospital eingeliefe­rt.

Es sei möglich, dass die beiden Ermittlung­en miteinande­r verbunden würden, teilte Scotland Yard am Montag mit.

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