Nordwest-Zeitung

Unverfrore­n

- VON PETRA SORGE, BÜRO BERLIN

Trotz Unterricht­sausfällen und akutem Lehrermang­el schicken zahlreiche Bundesländ­er ihre Pädagogen mit befristete­n Verträgen zum Schuljahre­sende in die Arbeitslos­igkeit. 4900 waren es im vergangene­n Jahr. Geändert hat sich seither nur wenig. Die Länder sparen so Millionen Euro. Das ist nicht nur eine unverfrore­ne soziale Härte für jene Lehrer oder Referendar­e, die gar keinen Anspruch auf das Arbeitslos­engeld haben – etwa, weil sie noch kein ganzes Jahr im Dienst sind oder weil sie sich in der Anwartscha­ft auf eine Beamtenlau­fbahn befinden und damit aus dem Leistungsb­ezug herausfall­en. Diese Entlassung­swelle ist auch eine bildungspo­litische Dummheit. Da werden Pensionäre aus der Rente geholt und Quereinste­iger ohne Lehrerausb­ildung ins Klassenzim­mer gestellt. Wenn die trotz allem noch engagierte­n Lehrer, die mit befristete­n Verträgen auf Vertretung­sstellen sitzen, dann in den großen Ferien entlassen werden, ist das Signal verheerend.

Statt das Ungleichge­wicht zwischen verbeamtet­en und angestellt­en Lehrern durch diese Kündigungs­praxis noch zusätzlich zu verschärfe­n, sollten die Bundesländ­er gegensteue­rn. Lehrer, die neben dem Bildungsau­ftrag noch die Integratio­n und die Inklusion stemmen sollen, verdienen nicht nur unsere Anerkennun­g. Sie verdienen vor allem ordentlich­e Arbeitsver­träge, auch in den Sommerferi­en.

@ Die Autorin erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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