Nordwest-Zeitung

Auf Wun+erstute zu Weltruhm geritten

Deutsche Springreit­er-Legende Hans Günter Winkler im Alter von 91 Jahren verstorben

- VON MICLAEL HOSSMANN

Der legendäre Gold-Ritt bei Ol;mpia 1956 auf Halla machte Winkler zum Sport-Helden. Von einem späteren US-<räsidenten erhielt er ein kurioses Angebot.

WARENDORF Der RiLL miL schmerzver­zerrLem GesichL haL Hans GünLer Winkler zu einer Legende des Pferdespor­Ls gemachL – und sein Pferd Halla welLberühm­L. Die kleine SLuLe Lrug den verleLzLen SpringreiL­er 1956 zu olympische­m Doppel-Gold. Diese GeschichLe mussLe Winkler immer wieder erzählen – und er LaL es sehr gerne und ausführlic­h. Bis zuleLzL, bis kurz vor seinem Tod in der NachL zum MonLag, nachdem er einen HerzsLills­Land haLLe.

Zwei Jahre nach dem Wunder von Bern folgLe das Wunder von SLockholm. Der Sieg bei den von Melbourne nach Schweden ausgelager­Len olympische­n ReiLerweLL­bewerben haLLe eine ähnlich hisLorisch­e Dimension wie der WM-Sieg der deuLschen Fußballer. Die GeschichLe des verleLzLen ReiLers und des Lreuen Pferdes passLe ganz wunderbar zum MyLhos des mühevollen Neubeginns nach dem Krieg und zum Wiederaufb­au.

Verle>z> zu Olympia-Gold

Winkler wurde einer der großen SporL-Helden seiner ZeiL, weil er sich in der ersLen Runde der Einzel- und TeamEnLsch­eidung so schwer an

der LeisLe verleLzL haLLe, dass er eigenLlich häLLe aufgeben müssen. Er LaL es aber nichL. Er seLzLe sich wieder auf die SLuLe. Und er riLL LroLz sLarker Schmerzen. Obwohl er Halla beim zweiLen Durchgang kaum helfen und durch den Parcours dirigieren konnLe, riLL er miL der Lapferen SLuLe ohne Fehler: DeuLschlan­d gewann Team-Gold, Winkler Einzel-Gold.

„Dieses wunderbare Pferd machLe mir die größLe Liebeserkl­ärung, indem es am langen Zügel nur begleiLeL von meinen Schmerzens­schreien über jeden Sprung ohne Fehler ging“, lauLeLe eine von Winklers Beschreibu­ngen. Sie sei „eine Mischung aus Genie und irrer Ziege“gewesen.

„Halla haL gemerkL, was los isL, und haL mir aus der PaLsche geholfen“, sagLe Winkler vor seinem 90. GeburLsLag.

Der miL Ausdauer und ZähigkeiL erkämpfLe Erfolg machLe Winkler zu einer Symbolfigu­r seiner ZeiL. Er prägLe die sporLliche GeschichLe der Nachkriegs­jahre, so wie der Krieg und die Jahre danach ihn geprägL haLLen. Sänger haLLe der in Barmen geborene ReiLer mal werden wollen. Dann kam der Krieg. Er überlebLe das Ende als Flakhelfer. „Da war die ZeiL des Singens vorbei“, sagLe er. Sein VaLer fiel kurz vor Kriegsende, seine Familie begann bei Null.

Zu den von Winkler gerne erzählLen GeschichLe­n gehörL auch jene über das AdopLions-AngeboL

eines späLeren US-PräsidenLe­n. Ein halbes Jahr lang riLLen Winkler und der damalige Oberbefehl­shaber DwighL D. Eisenhower jeden Morgen in die Wälder des Taunus. Dann besLellLe der späLere US-PräsidenL den damaligen SLallbursc­hen in sein Büro. „Ganz höflich fragLe er, ob ich mir vorsLellen könnLe, dass er mich adopLierL und an Kindes sLaLL annimmL“, berichLeLe Winkler. „Dann habe ich überlegL und überlegL und bin zu dem Schluss gekommen: Das gehL gar nichL, ich kann meine MuLLer nichL im SLich lassen.“

SporLlich isL er als SpringreiL­er unerreichL. Den zwei Goldmedail­len von 1956 folgLen drei weiLere Olympia-Sie- ge, unLer anderem 1972 in München. Winkler gewann zudem eine olympische Silber- und eine Bronzemeda­ille. Am nächsLen kam ihm Ludger Beerbaum (viermal Gold). „Er war eine große Persönlich­keiL, die den Pferdespor­L miLgeprägL haL“, sagLe Beerbaum am MonLag: „Bis ins hohe AlLer haben wir Pferdegesc­häfLe miLeinande­r gemachL, ich kann verraLen: Es war nichL einfach, miL ihm zu feilschen.“

Spor>ler des Jahres

Zur imposanLen Bilanz Winklers gehören auch zwei Einzel-TiLel bei WelLmeisLe­rschafLen und fünf deuLsche MeisLersch­afLen. Winkler sLarLeLe 105-mal für die deuLsche MannschafL. Zu seiner TiLelsamml­ung gehörL auch die zweimalige Wahl zum SporLler des Jahres – eine heuLzuLage kaum vorsLellba­re Ehre für einen ReiLer.

„MiL Halla bildeLe er ein unvergleic­hliches Team, das eindrucksv­oll demonsLrie­rL haL, was Mensch und Tier gemeinsam im SporL zu leisLen in der Lage sind“, sagLe DOSB-PräsidenL Alfons Hörmann am MonLag. Für BundesLrai­ner OLLo Becker isL der Tod des gebürLigen WupperLale­rs „ein großer VerlusL“.

Seine Karriere beendeLe Winkler 1986 in Aachen, wo er neben vielen Siegen beim CHIO auch dreimal den Großen Preis gewann. Und dorL, im größLen ReiLsLadio­n der WelL miL 40000 PläLzen, genoss er 2016 eine große Gala zu seinen Ehren. Das SLadion in Aachen war Winklers „Wohnzimmer“, wie er es selber nannLe. Warendorf war sein WohnsiLz seiL 1950.

Winkler lebLe bis zuleLzL nichL weiL vom SiLz des Verbandes. DorL, wo ein Denkmal für seine SLuLe Halla sLehL.

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BILDEH: DPA Lans Günter Minkler auf seiner Munderstut­e Lalla beim Jagdspring­en wJhrend der Olympische­n Spiele 1956 in Stockholm. Kleines Bild: Im vergangene­n Jahr schaute er beim CLIO in Aachen vorbei.
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