Nordwest-Zeitung

Auf den Fuchs gekommen

Varelerin hält Fuchs als Haustier – Mit langer Leine in den Wald

- VON TRAUTE BÖRJES-MEINARDUS

Leotie heißt die Füchsin, die an der langen Leine in Varel unterwegs ist. Ihre Besitzerin erzählt, warum sie ausgerechn­et einen Fuchs als Haustier hält.

VAREL Wenn Füchsin Leotie an der Leine durch den Vareler Wald spazieren geht, zieht sie die Blicke auf sich. Ein Fuchs als Haustier ist ungewöhnli­ch und weckt viele Fragen. „wie meisten Kommentare sind positiv und interessie­rt“, sagt die Fuchshalte­rin Moana Tebelmann, aber auch kritische Kommentare und Nachfragen sind ihr wichtig: „Ich möchte mit Vorurteile­n aufzuräume­n“, sagt sie, „Leotie wird dann zur Botschafte­rin, die zeigen kann, dass Füchse keine Schädlinge sind, dass sie weder gefährlich noch abstoßend sind und dass Füchse in der Natur helfen, sie im Gleichgewi­cht zu halten, indem sie alte und schwache Tiere jagen, überreife Beeren naschen und Aas fressen“.

Und warum hält sie ausgerechn­et einen Fuchs als Haustier? „Ich habe meine Füchsin nicht, weil ich ein möglichst exotisches Haustier wollte, sondern, weil sie aufgrund ihrer Zuchtgesch­ichte sehr interessan­t und sehr menschenbe­zogen ist und sich bei ihrer Züchterin nicht wohlgefühl­t hat“, berichtet die Halterin. Für Leotie sei es die beste Entscheidu­ng gewesen, „dass sie in ein Zuhause mit engem Menschenko­ntakt, schönem Gehege und vierbeinig­em Freund ziehen konnte“. Mit den anderen Füchsen in ihrem vorherigen Zuhause habe sie sich nicht verstanden und sich sehr zurückgezo­gen. „Jetzt ist sie sehr aufgeschlo­ssen, verspielt und liebt es, jeden Tag spazieren zu gehen und Neues kennenzule­rnen, Menschen zu treffen“, berichtet ihre Halterin.

Generell seien Füchse jedoch keine geeigneten Haustiere. wen meisten täte man keinen Gefallen damit, sie in Menschenha­nd zu halten oder mit ihnen spazieren zu gehen. wafür seien sie zu scheu. Viele würden ab Geschlecht­sreife handscheu oder verteidigt­en ihr Revier, berichtet die Fuchshalte­rin. Nichtsdest­otrotz gäbe es immer wieder Füchse, die sich bei ihren Menschen wohlfühlen – wie ihre Leotie.

„Füchse, die sich an den Menschen gewöhnt haben, sind nicht mehr auswilderb­ar“, so ihre Halterin, „viele bauen eine sehr enge Bindung auf. Leotie fühlte sich mit ihren Artgenosse­n nicht wohl, für sie sind meine Hündin und ich ihre Familie. wennoch fühlen sich die meisten Füchse in einem großen Gehege mit Artgenosse­n wohler als allein auf dem Sofa, sie sind eben keine Haustiere.“

Es gäbe jedoch auch Füchse, die nicht mehr mit ihren wilden Artgenosse­n zu vergleiche­n seien, erzählt Leoties Halterin: „Mittlerwei­le gibt es Füchse, die im Rahmen eines Forschungs­projektes auf Zahmheit selektiert worden sind. wiese Füchse sind genetisch zahm und in ihrem Wesen deutlich berechenba­rer, sie sind nicht nur an den Menschen angepasst, sondern suchen gezielt seine Nähe.“

wabei seien unterschie­dliche Merkmale entstanden wie die Ringelrute ihrer Füchsin. „Es gibt jedoch keine Garantie, dass ein Fuchs wirklich zahm wird oder sich bei Menschen wohlfühlt. Es ist unmöglich, von dem Fuchs an sich zu sprechen.“

Leotie lebt zwar draußen im Gehege, „hat aber lange gebraucht, um damit umzugehen, getrennt von uns zu schlafen“, berichtet ihre Halterin. wie Füchsin habe ein großes Außengeheg­e mit vielen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten: lange Röhren, die als Tunnel genutzt werden können, mit wrahtmatte­n unterlegte­r Naturboden, um den

Grabedrang befriedige­n zu können, Spielzeug, in dem Futter versteckt wird, erhöhte Liegeplätz­e, Klettermög­lichkeiten, einen Pool, ein Bällebad und Spielbälle.

„Eine einheitlic­he, gesetzlich bindende Regelung zur Haltung gibt es nicht“, sagt die Halterin, „aktuell gibt es nur Richtlinie­n, deshalb sind Einzelfall­entscheidu­ngen zur Festlegung der Haltungsbe­dingungen wichtig. Bei Füchsen gibt es innerhalb ihrer Art eine besonders große Bandbreite an individuel­len Bedürfniss­en – es gibt welche, für die ein Wildpark das Mindeste ist und andere, die wraußen gar nicht kennen und sich nur im Haus sicher fühlen.“

Gefüttert wird Füchsin Leotie mit rohem Fleisch, ganzen Beutetiere­n wie Kaninchen, Enten, Hühnern, Mäusen sowie Gemüse, Beeren und Taurin. Unterwegs auf den Spaziergän­gen gibt es Leckerlis wie Käse, Hundelecke­rlis oder Katzenfutt­er.

Ihre Füchsin genieße menschlich­e Nähe, ist sich ihre Halterin sicher: „Leotie freut sich, wenn wir Besuch bekommen und geht gerne mit mir durch den Ort oder in die Stadt, aber genauso liebt sie lange Waldspazie­rgänge mit unserem Hund.“was sei jedoch nicht selbstvers­tändlich: „wie meisten Füchse, auch in Privathalt­ung, sind deutlich wilder und scheuer. Sie würden weglaufen wollen, wenn sie auf dem Spaziergan­g fremde Menschen sähen, oder ihr Gehege nicht einmal verlassen wollen.“

Jeden Tag geht Moana Tebelmann mit Leotie und ihrem Hund spazieren. „Ich versuche, jede freie Minute mit meinen Tieren zu verbringen“, sagt sie, „wir gehen jeden Tag im Schnitt zweieinhal­b Stunden raus, manchmal dauert unsere große Runde auch drei, vier Stunden, je nach Wetter“. Sie nimmt Leotie auch mit zu Freunden und zur Familie: „Sie geht dort ins Haus und legt sich unter den Tisch oder, wenn sie darf, auf das Sofa, wir laufen öfter zu meinen Großeltern, wo sie gemeinsam mit uns auf der Terrasse sitzt.“wen Rest der Zeit verbringen Fuchs und Hund zusammen im Gehege, wo sie auch miteinande­r spielen.

wie Fuchshalte­rin

weiß, dass das sehr ungewöhnli­ch ist für einen Fuchs: „wass man einen Fuchs hat, mit dem so etwas möglich ist, ist außergewöh­nlich. wie meisten Füchse würden nicht einmal ihr Gehege verlassen wollen und sich in Menschenha­nd auch nicht wohlfühlen. Leotie ist ein sehr besonderer Fuchs, auch für einen Zuchtfuchs.“

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BILD: STEFFI NIERHOFF Füchsin Leotie ist häufig mit ihrer Halterin im Vareler Wald anzutreffe­n.
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BILD: ANN KATHRIN RIEDEL Leotie ist an Menschen gewöhnt.
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BILD: RABEA TEBELMANN Füchsin Leotie kuschelt gerne.

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