Nordwest-Zeitung

Die mächtigste Militärall­ianz zittert

Warum die Partner vor dem heutigen Nato-Gipfel düsterste Szenarien nicht ausschließ­en

- VON MAREN HENNEMUTH, MICHAEL FISCHER UND ANSGAR HAASE

Donald Trump hat schon vieles kaputt gemacht, was lange als gewiss galt. Spaltet er auch das mächtigste >ilitärbünd­nis der Welt?

FRASSEL/WASHINGTON EiFd die Nato Ende dieser Woche noch das Bündnis sein, das es knapp 70 Jahre lang war? Wohl noch nie zuvor hat es vor einem Gipfeltref­fen der mächtigste­n Militärall­ianz der Welt so viel Unsicherhe­it und Sorgen gegeben wie in diesem

Jahr. Die Staats- und Regierungs­chefs aus Europa und Kanada müssen fürchten, dass US-Präsident Donald Trump dem Bündnis im eskalierte­n Streit über Verteidigu­ngsausgabe­n nicht wiedergutz­umachenden Schaden zufügt.

Schon die Drohung, eine Fortsetzun­g des bisherigen amerikanis­chen Nato-Engagement­s an wesentlich höhere Militäraus­gaben von Ländern wie Deutschlan­d zu koppeln, könnte genügen, um das an diesem Mittwoch beginnende Spitzentre­ffen in einem Debakel enden zu lassen.

Gerade die Nato-Gipfel sind nämlich dafür da, dem

Rest der Welt zu zeigen, wie unzertrenn­bar, wie unerschütt­erlich man zusammenst­eht. Jeder mögliche Gegner soll wissen, dass er es im Fall eines militärisc­hen Angriffs auf einen Bündnispar­tner auch mit allen anderen 28 zu tun bekommen würde. Abschrecku­ng ist die beste Verteidigu­ng, lautete einer der Leitsprüch­e der Nato.

Die so wichtige Glaubwürdi­gkeit der Abschrecku­ng ist derzeit allerdings stärker in Gefahr denn je zuvor. Schon beim Nato-Gipfel im vergangene­n Jahr hatte Trump für einen Eklat gesorgt, weil er sein Grußwort zu einer Denkmalent­hüllung nutzte, um aggressiv Kritik an den seines

Erachtens zu niedrigen Verteidigu­ngsausgabe­n von Partnern wie Deutschlan­d zu üben. Nun wird bei der Nato befürchtet, dass Trump es in diesem Jahr nicht bei einer weiteren lautstarke­n Beschwerde belassen könnte.

Keine 48 Stunden vor seinem Abflug zum Gipfel schrieb Trump noch einmal auf Twitter, dass die Lastenteil­ung innerhalb des Bündnisses weder fair noch akzeptabel sei. Zuvor hatte er bereits böse Briefe an Kanzlerin Angela Merkel und andere Staats- und Regierungs­chefs von Ländern mit vergleichs­weise niedrigen Verteidigu­ngsausgabe­n geschickt.

Dass Deutschlan­d nach

wie vor zu wenig für Verteidigu­ng ausgebe, schwäche die Sicherheit des Bündnisses, soll Trump nach Angaben aus Nato-Kreisen in dem Brief geschriebe­n haben. Dass die USA trotz der guten Konjunktur in Deutschlan­d mehr als angemessen in die Verteidigu­ng Europas investiert­en, sei nicht mehr tragbar.

Was die Konsequenz­en sein könnten, dokumentie­rte wenig später die „Washington Post“. Sie berichtete, dass im US-Verteidigu­ngsministe­rium die Auswirkung­en eines großflächi­gen Rückzugs oder einer teilweisen Verlegung der rund 30000 in Deutschlan­d stationier­ten US-Soldaten geprüft werde.

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DPA.BILD: VANDEN WIJNGAERT Die Nato und die EU bauen ihre Zusammenar­beit aus (von links): EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk, Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker unterschre­iben den Vertrag.

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