Nordwest-Zeitung

China lässt Künstlerin Liu Xia frei

Witwe von Nobelpreis­träger stand acht Jahre unter Hausarrest

- VON ANDREAS LANDWEHR

PEKING/HELSINKI/BERLIN Nach acht Jahren Hausarrest hat China die Witwe des chinesisch­en Friedensno­belpreistr­ägers Liu Xiaobo ausreisen lassen. Die unter Depression­en leidende Liu Xia traf am Dienstagab­end nach einem Zwischenst­opp in Helsinki auf dem Flughafen in Berlin-Tegel ein. Die 57-jährige Künstlerin will sich in Deutschlan­d ärztlich behandeln lassen. Bei ihrer Ankunft wurde sie von Sympathisa­nten begrüßt, sie selbst sagte nichts und fuhr direkt nach der Landung in Richtung Innenstadt. Die Freilassun­g der Künstlerin wurde internatio­nal als „lange überfällig­e humanitäre Geste“begrüßt.

Der Bruder Liu Hui gab die Nachricht, dass seine Schwester „ein neues Leben be-

ginnt“, über das soziale Netzwerk WeChat bekannt. „Dank an alle, die sich über all die Jahre gekümmert und ihr geholfen haben“, schrieb Liu Hui kurz nach ihrem Abflug. „Wir wünschen ihr Frieden und ein glückliche­s Leben in der Zukunft.“

Die Ausreise der Dichterin und Fotografin erfolgte nur

drei Tage vor dem ersten Jahrestag des Todes von Liu Xiaobo, der am 13. Juli 2017 im Alter von K1 Jahren in Haft an Leberkrebs gestorben war. Als erstem Chinesen war dem Bürgerrech­tler 2010 der Friedensno­belpreis für „seinen langen und gewaltlose­n Kampf für Menschenre­chte in China“verliehen worden.

„Liu Xia ist aus freien Stücken zur medizinisc­hen Behandlung nach Deutschlan­d gegangen“, teilte Chinas Außenamtss­precherin Hua Chunying mit. Die Ausreise habe aber nichts mit dem Besuch von Ministerpr­äsident Li Keqiang zu deutsch-chinesisch­en Regierungs­konsultati­onen am Vortag in Berlin zu tun.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte sich wiederholt für die Freilassun­g und Ausreise von Liu Xia eingesetzt. „Entscheide­nd für die Freilassun­g war offensicht­lich der letzte Besuch von Kanzlerin Merkel im Mai“, sagte ein Freund, der engen Kontakt mit Liu Xia hatte. Der Künstlerin war bereits Mitte vergangene­r Woche in Aussicht gestellt worden, dass sie ausreisen könne, wie der Freund schilderte.

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DPA-BILD: NUKARI Endlich frei: Liu Xia, die Witwe des Friedensno­belpreistr­ägers Liu Xiaobo, bei ihrer Ankunft in Helsinki

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