Nordwest-Zeitung

Ein Anfang

- VON ALEXANDER WILL

Dieser „Masterplan Migration“ist ein Papier, mit dem zu arbeiten wäre. Er enthält sehr viel Vernünftig­es. Damit könnte man, wenigstens teilweise, gesellscha­ftlichen Frieden stiften. Bei der Lektüre fragt man sich daher, warum die Bundesregi­erung viele dieser Maßnahmen nicht schon 2015 umgesetzt hat. Unfähigkei­t oder Unwillen? Uns wäre jedenfalls viel erspart geblieben, nicht zuletzt die Gauland-Höcke-AfD.

Deutlich wird: Abweisunge­n an den Grenzen sind nur ein Teilaspekt des Ganzen. Im Grunde geht es um die koordinier­te und aufeinande­r abgestimmt­e Umsetzung fünf großer Komplexe: Eindämmung von Fluchtursa­chen in den Herkunftsl­ändern, Schutz der EU-Grenzen, Verringeru­ng von Faktoren, die Asylbewerb­er anziehen („Pull-Faktoren“), mehr Druck zur Integratio­n und verstärkte Rückkehr – sei es freiwillig oder per Abschiebun­g.

Ankerzentr­en, Sach- statt Geldleistu­ngen oder auch das Prinzip, dass nun wirklich gehen muss, wer nicht bleiben darf, sind dabei keineswegs Ausgeburte­n der Inhumanitä­t. Sie sind Teile des politische­n Gestaltung­srechtes, das jedes Volk dieser Welt besitzt – besonders wenn es um die wichtige Entscheidu­ng geht, wer sich innerhalb seines Staatsgebi­etes niederlass­en darf. Wenn Europa die Sozialleis­tungen für Asylbewerb­er begrenzt und vereinheit­licht, dann reduziert das zudem die Pull-Faktoren. Das zeigt etwa das Beispiel Australien­s.

Bei all dem stellt sich allerdings die Frage, was am Ende übrig bleibt. Der Plan ist abhängig vom guten Willen Dritter: der EU-Partner und der Transitlän­der. In Europa wird es weiter Hauen und Stechen wegen der Asylanten-Verteilung sowie einige hartnäckig­e Verweigere­r geben. Die wichtigste­n Transitlän­der in Afrika haben bereits deutlich gemacht, dass sie für Europa keine Kastanien aus dem Feuer holen wollen. Im Inland haben jetzt Bedenkentr­äger und Einwanderu­ngs-Lobbyisten das Wort. Der Masterplan dürfte diese Auseinande­rsetzung sehr wahrschein­lich nur als amputierte­s Plänchen überstehen. Für den gesellscha­ftlichen Frieden im Land wäre das verheerend.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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