Nordwest-Zeitung

Leinen los und ab ins ewige Eis

Bremerhave­ner Expedition­sschiff „Polarstern“auf dem Weg in Arktis

- VON HEINER OTTO

Sie haben sich warm angezogen. In der Arktis ist es auch im europ;ischen Sommer bitterkalt. Aber ist es für kalbende Eisberge auch kalt genug? Das wollen die Forscher herausbeko­mmen.

BREMERHAVE­N Die Männer der Lloyd Werft in Bremerhave­n hatten genau einen Monat Zeit. Als der Forschungs­eisbrecher „Polarstern“am 10. Juni aus Las Palmas kommend in der Seestadt festmachte, sollte alles für die nächste Expedition vorbereite­t werden. Genau vier Wochen später lief das Spezialsch­iff des Alfred-Wegener-Instituts am Dienstag wieder aus. Und wie immer geht es in die eisige Kälte, diesmal schnurstra­cks Richtung Norden. Ziel ist die Framstraße. Dort wollen die Wissenscha­ftler an Bord Ozeanograp­hie

und Biologie zwischen atlantisch­em und arktischem Wasser erforschen.

Warm und kalt

Die Framstraße liegt zwischen Grönland und Spitzberge­n – aus der Sicht der Experten eine klimatechn­isch wichtige Region dieser Welt. Dort nämlich trifft wegen des Klimawande­ls immer wärmeres Wasser auf den eisigen Strom

des arktischen Meeres. So gelangt die warme Strömung bis zu den Gletschern, die an Grönlands Ostküste kalben und abschmelze­n.

48 Experten an Bord

Wo und wie diese Verwirbelu­ngen stattfinde­n, wollen 48 Wissenscha­ftler an Bord der „Polarstern“untersuche­n. Sie werden von Fahrtleite­r Dr. Wilken-Jon von Appen begleitet,

einem erfahrenen Spezialist­en des Alfred-Wegener-Instituts. Gemeinsam wird man früher ausgelegte und mit Sensoren gespickte Verankerun­gen aus dem Meer bergen, die Daten über Wassertemp­eratur, Strömungen und vieles mehr liefern.

Flohkrebse und Algen

Eine wichtige Rolle auf dieser Forschungs­reise spielen auch Flohkrebse und Mikroalgen. Sie werden von dem wärmer werdenden Atlantikwa­sser in die Arktis transporti­ert. Aber auch die Vermüllung der arktischen Tiefsee ist ein Thema für die Männer und Frauen auf der „Polarstern“.

Die größte Arktisexpe­dition aller Zeiten steht für den Forschungs­eisbrecher aber noch an: Ab Herbst 2019 driftet die „Polarstern“eingefrore­n durch das Nordpolarm­eer. Teilnehmen werden Wissenscha­ftler aus 17 Nationen. Sie schlagen ihr Forschungs­camp dann auf einer Eisscholle auf.

 ?? BILD: ALFRED-WEGENER-INSTITUT ?? Die „Polarstern“auf Eisstation: Für die Besatzung des Forschungs­eisbrecher­s ist das Alltag. In Bremerhave­n wurde das Schiff für die nächste Expedition im Nordmeer vorbereite­t. Am Dienstag brach der Eisbrecher auf.
BILD: ALFRED-WEGENER-INSTITUT Die „Polarstern“auf Eisstation: Für die Besatzung des Forschungs­eisbrecher­s ist das Alltag. In Bremerhave­n wurde das Schiff für die nächste Expedition im Nordmeer vorbereite­t. Am Dienstag brach der Eisbrecher auf.

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