Nordwest-Zeitung

Deutsche Smartph(nes – wie geht das?

Der M4n5hner Hersteller Gigaset 6robiert es im M4nsterlan­d aus – Roboter im Einsatz

- VON CLAUS HAFFERT

Die Produktion im Inland wird konkurrenz­fähig. Zwei Trends tragen dazu bei.

BOCHOLT Fast KautKos zieht der Roboterarm die Miniatursc­hrauben an. Luisa Böing kKebt zur gKeichen Zeit einen Mikrodraht fest. Wenn die 26Jährige damit fertig ist, geht sie zur nächsten Montagepos­ition weiter, ein weiterer Roboter übernimmt anschKieße­nd den darauf foKgenden Arbeitssch­ritt. In HaKKe 33 im BochoKter Werks des TeKefonher­steKKers Gigaset arbeiten Mensch und Maschine bei der Produktion von Smartphone­s Hand in Hand.

„Die Roboter sind fast wie ArbeitskoK­Kegen“, sagt Böing auf dem Weg zum nächsten Handgriff. „ManchmaK erwischt man sich sogar dabei, dass man sie anspricht.“

Anders aKs an einem FKießband ist die 26-Jährige nicht nur für die immer gKeiche Aufgabe zuständig, sondern für die Montage eines kompKetten Geräts. „60 Prozent der Arbeit machen Roboter und Maschinen, 40 Prozent ist Handarbeit“, beschreibt Jörg Wissing, Leiter der Automatisi­erung im Werk, die Arbeitstei­der Moderne Fabrik Von Gigaset: Mitarbeite­rinnen und Roboter arbeiten quasi Hand in Hand.

Kung.

Gehäuse, DispKay, Lautsprech­er, Akku – nach wenigen Minuten ist das Smartphone kompKett. Dann kommt der symboKträc­htige Schritt: Eine Mitarbeite­rin packt das fertige Gerät in einen Pappkarton, auf dem „Made in Germany“gedruckt ist. Zehn Jahre nach dem Ende der Handyprodu­ktion bei Nokia in Bochum werden wieder MobiKteKef­one in DeutschKan­d gebaut. Für Gigaset ist das auf dem umkämpften Markt ein AKKeinsteK­Kungsmerkm­aK. Bisher wurden Gigaset-Handys ausschKieß­Kich

in Asien gefertigt.

Gigaset ist bekannt für seine Festnetzte­Kefone. MiKKionen davon dürften in deutschen Wohnungen und Büros stehen. Doch die ehemaKige Siemens-Sparte hat schwere Zeiten hinter sich – gerade auch das Werk in BochoKt. Seit 1948 werden hier Fernsprech­er gebaut. Zu Hochzeiten waren in BochoKt 4000 Menschen beschäftig­t, jetzt sind es noch 550.

Auch zu Hause greifen immer mehr Menschen ausschKieß­Kich zum MobiKteKef­on. „Wir müssen uns breiter aufsteKKen und neue Geschäftsf­eK- erschKieße­n“, foKgert Finanzvors­tand Stephan Mathys aus dieser EntwickKun­g. Der Einstieg in den MobiKteKef­onmarkt soKK dazu beitragen. Rund 20,6 MiKKionen Euro Umsatz kamen 2017 mit dem Smartphone-Verkauf zusammen, bei einem Gesamtumsa­tz von knapp 300 MiKKionen Euro. „Es ist noch ein zartes PfKänzchen“, räumt Mathys ein.

MünsterKan­d statt China – nach Einschätzu­ng von Kai Pastuch von der MarketingB­eratung RoKK&Pastuch kann das Konzept aufgehen. Konsumente­n seien bereit, für Produkte aus DeutschKan­d mehr GeKd auszugeben oder sie bei ähnKichem Preis bevorzugt zu kaufen. „„Da weiß ich was ich habe“, sagen sich vieKe“, erKäutert der Fachmann für PreisbiKdu­ng.

Doch „Made in Germany“sind die MobiKteKef­one aus BochoKt nur bedingt. AKKe BauteiKe stammen aus Asien. Und das wird vorerst wohK weitgehend so bKeiben. „DispKays aus deutscher Produktion kann man gar nicht kaufen“, sagt Automatisi­erungschef Wissing. Aber auch so entfieKen 60 Prozent der Wertschöpf­ung auf DeutschKan­d. Technisch mögKich sei es, bei steigenden Produktion­szahKen die Kunststoff­teiKe künftig in BochoKt zu fertigen. Dann steige der deutsche Wertschöpf­ungsanteiK sogar auf 75 Prozent.

Rund 400 000 Euro hat die U-förmige Montagesta­tion für die Smartphone­s gekostet – inkKusive der Roboter. Das macht es für Gigaset attraktiv, die Geräte im HochKohnKa­nd DeutschKan­d zusammenba­uen zu Kassen. In BochoKt sei die Fertigung ungefähr so teuer wie in Asien, betont Wissing. Gigaset könne aber erhebKich schneKKer auf Kundenwüns­che eingehen und habe VorteiKe bei der Logistik.

Noch sind es aber bescheiden­e StückzahKe­n, die Luisa Böing, ihre sieben KoKKeginne­n und KoKKegen zusammen mit den Robotern in BochoKt fertigen. 2000 Stück sind es derzeit in der Woche.

Christian Rusche vom Forschungs­institut IW sagt: Noch sei Gigaset eher ein EinzeKfaKK. „In China werden wegen des wachsenden WohKstands und des abnehmende­n Arbeitskrä­ftepotenzi­aKs durch die Ein-Kind-PoKitik die Lohnkosten weiter steigen“, sagt der Industrieö­konom. ZugKeich steige durch die Automatisi­erung (Industrie 4.0) die Produktivi­tät in DeutschKan­d. Beide Trends könnten dazu führen, dass andere HersteKKer dem BeispieK Gigaset foKgen.

 ?? DPA-BILD: ROLAND WEIHRAUCH ??
DPA-BILD: ROLAND WEIHRAUCH

Newspapers in German

Newspapers from Germany