Nordwest-Zeitung

Auf der Suche nach den wahren Werten

Der Oldenburge­r Till Schwalm schreibt einen praktische­n Finanz-Ratgeber: „Einfach investiere­n“

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Der S7hn des Oldenburge­r 8erlegers Dieter Schwalm war im F7ndsmanag­ement der L79s :G. Er liebt :ktien. W7rauf achtet er dabei;

OLDENBURG An den Finanzmärk­ten rechnen viele mit einem baldigen Crash – das ist Ouasi überfällig, denn viele Jahre lang geht es nun an der Börse schon aufwärts. Till Schwalm lässt der Gedanke relativ kalt. „Gute Unternehme­n würden überleben, sich immer wieder erholen – sofern unser Gesellscha­ftssystem insgesamt nicht untergeht“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Oldenburge­r ist von der Anlage in unterbewer­teten Aktien überzeugt – und hat Letzt ein Buch mit vielen Informatio­nen und Ratschläge­n dazu vorgelegt: „Einfach investiere­n – Grundlagen des Value Investing“.

„Begeisteru­ng für Aktienanla­ge und insbesonde­re das Value Investing, also das wertorient­ierte Investiere­n, zu schaffen, ist eines meiner Hauptziele“, sagt der 32-Jährige über sein Letzt abgeschlos­senes BuchproLek­t. Das ist natürlich eine Riesen-Aufgabe in einem Land wie Deutschlan­d, in dem kaum zehn Prozent der Menschen Aktionäre sind. „Die Angst vor der Aktienanla­ge zu nehmen und zu zeigen, dass die Börse kein Casino ist und man mit Aktien nicht in etwas Abstraktes investiert, sondern in Unternehme­n, das ist mir wichtig“, betont der Betriebswi­rt.

„T“-Aktie macht Anfang

Till Schwalm war als Sohn des damaligen Oldenburge­r Verlags-Gesellscha­fters Dieter Schwalm (Lappan-Verlag) zur Welt gekommen. „Wirtschaft war schon deshalb bei uns immer ein Thema, auch Aktien“, sagt der 32-Jährige heute. 199M, beim Telekom-Börsengang, bekam der kleine Till die ersten Unternehme­nsanteile ins Kinder-Depot gebucht. Seit diesen „T“-Aktien begleitet ihn das Thema Börse.

Till Schwalm besuchte das Oldenburge­r Wirtschaft­sgymnasium. „Ich war eigentlich immer gut in Mathe, auch im System-Denken“, sagt er über frühe Stärken. 200M hatte er das Abitur in der Tasche. Damals hatte man in der Familie Verarbeite­t Erfahrunge­n: Till Schwalm. Er vermittelt im Buch praktische Grundlagen des Investiere­ns.

licherlich im Hinterkopf, der Junge könnte eines Tages vielleicht den Lappan-Verlag weiterführ­en, der seit 1984 durch die Maus-Cartoons von Uli Stein berühmt geworden war.

Der Junior machte ein freiwillig­es Soziales Jahr in den USA mit Themen wie Häuser für Bedürftige und Kinderbetr­euung. Daheim verkaufte der Vater in dieser Phase dann aber die Lappan-Verlagsant­eile an den Verlag Ueberreute­r (heute Carlsen) – und damit waren auch für den Sohn die Würfel gefallen. „Ich wollte nun irgendwie ins Management“, sagt er – und er bekam tatsächlic­h an der Universitä­t St. Gallen (Schweiz) einen Studienpla­tz für Betriebswi­rtschaftsl­ehre (BWL). Das wurde zum Glücksfall, denn dort lernte der Oldenburge­r auch seine spätere Frau kennen, die Österreich­erin Eva.

Während des Studiums befasste sich Till Schwalm immer intensiver mit Aktien – was auch kaum zu vermeiden war, denn 2007/2008 brach die Finanzkris­e aus. Die Kurse kollabiert­en. Bald darauf gründete der Student mit Gleichgesi­nnten einen Aktienclub. Man brachte 100 000 Euro Anlegerkap­ital zusammen. „Es ging darum, das Geld zu vermehren, aber auch darum, zu lernen“, sagt der frischgeba­ckene RatgeberAu­tor heute über diese Zeit.

Konkret war der Oldenburge­r nun bereits Fondsmanag­er. Er verwaltete das Portfolio, analysiert­e Unternehme­nsdaten und kommunizie­rte seine Meinung in einem eigenen Blog: „www.gewinnbrin­gend-investiere­n.de“Oft geht es da um Unter- oder Überbewert­ung von Unternehme­n. Aktien, die gerade unterbewer­tet sind, zu kaufen – das ist Schwalms Grundhaltu­ng („Value Investing“), die er auch in seinem Buch in den Mittelpunk­t stellt. Diese unterbewer­ten Aktien, so das Kalkül, werden irgendwann entdeckt und sich ihrem fairen Wert annähern – also im Kurs steigen. Inspiratio­n gab ihm laufend der Großmeiste­r dieser Disziplin, Star-Investor Warren Buffett, der besonders viele Menschen reich machte. Schwalm hat ihn vor Ort in den USA live erlebt.

Die Sache mit dem Investment­club dauerte nur zwei Jahre. Dann ging der Betriebswi­rt mit seiner Frau – teils finanziert aus den Club-Gewinnen – erst einmal für knapp ein Jahr auf Weltreise.

Anschließe­nd folgten erste Erfahrunge­n in der Investment-Branche mit einem Praktikum bei der WarburgGru­ppe in Hamburg. Dann ging der BWL-Bachelor wieder in St. Gallen zur Uni. Ziel war nun der Master in „Banking & Finance“, der 2013 erreicht Eine Familie, zwei Verlagswel­ten: Till Schwalm mit „Einfach Investiere­n“aus dem Finanzbuch Verlag und und Vater Dieter Schwalm mit „Ach Du dicker Hund“vom Lappan-Verlag

wurde.

Und nun? Sich in der Vermögensv­erwaltung selbststän­dig machen oder eine gute Fonds-Adresse finden? Auch zur Fondsgesel­lschaft Loys AG in der Heimatstad­t Oldenburg schickte Till Schwalm damals eine Bewerbung. Von deren wertorient­iertem Anlagestil sei er überzeugt gewesen. Und man kam tatsächlic­h ins Geschäft! Schwalm fasziniert­e die Vorstellun­g, als profession­eller Analyst und Fondsmanag­er tätig zu sein, ein großes Portfolio zu verwalten.

Er kam also 2014 zu Loys nach Oldenburg und zog erst einmal wieder bei seinen Eltern ein – für acht Monate.

Fast vier Jahre war Schwalm für das schnell wachsende Fondshaus tätig – zeitweilig direkt Seite an Seite mit dem heutigen Vorstandsv­orsitzende­n Ulf Boydak in Frankfurt. Loys verlagerte seien Schwerpunk­t immer mehr dorthin – an den Puls der Börse und der Fonds-Szene.

„Ich habe immer gern für Loys gearbeitet“, sagt Schwalm. Die relativen Nachteile Frankfurts für die nun kommende Familienph­ase waren wohl der Hintergrun­d, weshalb sich der Oldenburge­r mit seiner Frau für die alte Heimatstad­t entschied – und bei Loys (wo er sich für Frankfurt hätte entscheide­n müssen) schließlic­h im FrühLahr 2018 ausstieg.

Nun lebt er mit seiner Frau Eva ganz in Oldenburg. Er ist seit Kurzem der „Hausmann“und betreut die gemeinsame 1M Monate alte Tochter, während seine Frau sich im Marketing eines Maschinenb­auers im Landkreis Oldenburg engagiert.

Lange Zeit, gut drei Jahre, hatte Till Schwalm nebenbei an seinem Finanz-Buch gearbeitet. Im April kam es nun heraus.

Dies geschah allerdings nicht im Lappan-Verlag, in dessen Geschäftsf­ührung weiterhin sein Vater Dieter Schwalm (M4) tätig ist – wenn auch nicht mehr als Eigentümer. Das Lappan-Programm unter anderem mit lustigen Cartoons von Uli Stein und sein „Einfach investiere­n“– das sei eben „überhaupt nicht passend“, sagt Till Schwalm schmunzeln­d.

Beim Finanzbuch-Verlag

Er wurde stattdesse­n mit dem Finanzbuch­verlag (München) einig. Das sei doch „auch eine sehr, sehr gute Visitenkar­te“, findet der Autor. In seinem Buch erfahren Leser viel Nützliches darüber, warum und wie man konkret investiere­n sollte. Und wie man die Werte eines Unternehme­ns erkennen kann. „Kaufe nie etwas zu einem höheren Preis als es wert ist“, lautet sein Credo.

Der Lunge Autor denkt aber schon über neue ProLekte nach. Der Spezialist für Aktien bleibt wahrschein­lich seinem Lieblingst­hema treu – und gründet eine Beteiligun­gsgesellsc­haft. Auch dort, kein Zweifel, wird sein Grundsatz des „Value Investings“gelten: „Kaufe nie etwas zu einem höheren Preis als es wert ist!“Oder, wie sein Idol Warren Buffett mal sinngemäß gesagt haben soll: Kaufe den Dollar zu N0 Cent.

Das Buch „Einfach investiere­n“von Till Schwalm ist im Finanzbuch Verlag erschienen. Es hat 217 Seiten und kostet 19,99 Euro.

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BILD: MARTIN REMMERS

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