WAS BAUERN MACHEN, WENN KEIN REGEN FÄLLT
Trockenperioden bereiten Bauern Probleme – Immer mehr Beregnungsanlagen
Niedersachsen gilt als be regnungsintensiv. Dieses Jahr fehlte besonders viel natürlicher Niederschlag.
OLDENBURG/KJ Das diesjährige Frühjahr und der Frühsommer waren in Niedersachsen so trocken wie lange nicht mehr. Vor allem den Ackerbauern bereitet dies große Probleme. Ein Berater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen fasst die Gemütslage der Landwirte so zusammen: „Die Stimmung ist mies. Unsere Pflanzenbauberatung besteht zurzeit mehr aus Trösten und Mut machen.“
Seit Anfang April fehlen regional unterschiedlich mehrere Hundert Liter Regen pro Quadratmeter. Einzelne Gewitterniederschläge und Wolkenbrüche bringen oft mehr Schaden als Segen. Der Regen liefert kaum das herbeigesehnte Nass, sondern führt oft sogar zu Verschlämmungen und Bodenerosionen. Die Folge: Zum Teil erhebliche Ernteeinbußen.
In intensiven Ackerbauregionen helfen viele Landwirte bei Trockenheit mit künstlichem Regen nach. So zum Beispiel im Nordosten Niedersachsens, wo viele Landwirte auf leichten Böden wirtschaften, die nur wenig Wasser speichern können. Dort liefen und laufen wochenlang alle verfügbaren Beregnungsmaschinen in Getreide und frühen Kartoffeln rund um die Uhr. In anderen Regionen Niedersachsens, wo es bisher nur wenige Beregnungsmöglichkeiten gibt, denken viele
Landwirte intensiv darüber nach, sich eine Beregnungsanlage anzuschaffen, weiß die Landwirtschaftskammer.
Allerdings gehe das nicht von heute auf morgen, sondern müsse sorgfältig geplant werden. Dabei rechnen Landwirte genau nach, ob sich eine Beregnung lohnt. Jeder Millimeter Regen aus der Düse kostet den Bauern im Durchschnitt rund drei Euro. Das sind bei 80 Millimeter Zusatzwasser je nach Kosten der Wasserbereitstellung und je nach eingesetzter Technik etwa 200 Euro bis 400 Euro pro Hektar.
Bei Kartoffeln und Zuckerrüben,
die aufgrund ihrer Erträge und Preise einen hohen Beitrag zum Betriebseinkommen leisten, fällt die Entscheidung leicht. Zu den „beregnungswürdigen Früchten“zählt auch die Braugerste. Auch hier müssen Landwirte auf jeden Fall beregnen, da in Anbauverträgen meist bestimmte Qualitäten vereinbart und Liefermengen festgelegt sind.
Beregnungsanlagen stehen vorrangig auf Betrieben mit einem hohen Anteil beregnungswürdiger Früchte und leichten Böden. In Niedersachsen können mehr als 300 000 Hektar bewässert
werden. Das entspricht einem Anteil von etwa zwölf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche und knapp 60 Prozent der gesamten Beregnungsfläche Deutschlands. Niedersachsen gilt damit als beregnungsintensiv. Bundesweit werden knapp 600 000 Hektar bewässert, das entspricht einem Anteil von etwa drei Prozent an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands.
Angesichts des Klimawandels wird es zukünftig immer wichtiger, die Beregnung effizient und sparsam einzusetzen, betont die Landwirtschaftskammer. Sie führt dazu
vielfältige Feldversuche durch und ist in verschiedenen Projekten aktiv. Wie viel Grundwasser die Landwirtschaft entnehmen darf, regeln langfristige wasserrechtliche Erlaubnisse. Diese werden im Zuge eines Wasserrechtsverfahrens von den Wasserbehörden an die Beregnungsverbände vergeben, in denen die Landwirte organisiert sind. Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Dieses Jahr ist der Grundwasserspiegel in vielen Beregnungsregionen Niedersachsens ein bis zwei Meter höher als üblich Folge der ergiebigen Niederschläge im vergangenen Jahr.