Nordwest-Zeitung

Abkommen ein guter Weg

- VON PHILIPP AMTHOR, CDUINNENPO­LITIKER

Unsere gemeinsame­n europäisch­en Werte verpflicht­en uns, Menschen in Not nach besten Kräften zu schützen. Mit Blick auf Bootsflüch­tlinge im Mittelmeer stellt uns dies jedoch vor komplexe Probleme.

Ob und inwieweit soll dieses Verspreche­n auch außerhalb europäisch­er Hoheitsgew­ässer gelten? Wie gehen wir mit Menschen um, die unter Einsatz ihres Lebens zumeist auf seeuntaugl­ichen Booten nach Europa kommen wollen? Helfen wir den Menschen mehr, wenn wir sie durch die Seenotrett­ung nach Europa bringen? Oder helfen wir den Menschen mehr, wenn wir durch einen konse uenten und ehrlichen Grenzschut­z verhindern, dass sie sich von skrupellos­en Schleusern auf eine tödliche Reise locken lassen?

Meine Antwort ist klar: Wenn wir Bootsflüch­tlinge nicht mehr nach Europa, sondern nach Afrika bringen, können Leben gerettet werden. Die zu uns kommenden Menschen haben häufig einen Anspruch auf Seenotrett­ung, aber sie haben ganz überwiegen­d – zu fast 80 Prozent – keinen Rechtsansp­ruch auf Asyl in Europa. Viele der Migranten überleben die tödliche Überfahrt nicht. In diesem Jahr starben bereits über 1400 Menschen im Mittelmeer. Dies muss verhindert werden.

Ein guter Weg in diese Richtung sind Abkommen wie der EU-Türkei-Aktionspla­n. Durch die darin vereinbart­e Verbindung von Grenzschut­z mit legalen Wegen der Zuwanderun­g hat sich die Zahl der Seenotrett­ungsbedürf­tigen in der Ägäis drastisch verringert. So kann man Menschenle­ben retten und der Schlepperk­riminalitä­t den Boden entziehen.

An diesem Modell sollten wir eine menschenwü­rdige EU-Flüchtling­spolitik ausrichten. Wir stehen zu unserer Verantwort­ung: Jeder Tote auf dem Mittelmeer ist einer zu viel. Trotzdem darf die Seenotrett­ung kein Einfallsto­r für illegale Einwanderu­ng nach Europa sein. Für Migranten ohne Bleiberech­t muss die Seenotrett­ung deshalb nach Afrika und nicht nach Europa führen. Dafür brauchen wir Sammelpunk­te für Bootsflüch­tlinge in Nordafrika – unter menschenwü­rdigen Bedingunge­n und mit rechtsstaa­tlichen Grundsätze­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany