Nordwest-Zeitung

Retter nicht kriminalis­ieren

- VON RALF STEGNER, SPD-BUNDESVIZE

Vor der Küste Europas ereignet sich täglich eine humanitäre Katastroph­e. Männer, Frauen und Kinder sterben auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Vertreibun­g bei dem Versuch, den sicheren Hafen Europa zu erreichen. Sie werden von kriminelle­n Schleppern in marode Boote gesetzt und auf die gefährlich­e Reise geschickt. Tausende sind in den letzten Jahren dabei ums Leben gekommen. Hinter jedem Toten steht ein Einzelschi­cksal.

Es ist nicht nur seemännisc­he Tradition, sondern internatio­nales Recht, dass Menschen aus Seenot gerettet, medizinisc­h versorgt und an einen sicheren Ort gebracht werden. Das ist Seemannspf­licht. Das gilt für Handels- schiffe, private Nichtregie­rungsorgan­isationen und auch für Schiffe, die im Auftrag der europäisch­en Operation Sophia im Mittelmeer gegen kriminelle Schleuserb­anden vorgehen und Menschen aus Seenot retten.

Die Abweisung von Schiffen mit geretteten Menschen an Bord verletzt alle Grundsätze der Humanität und des Seerechts.

Allerdings dürfen wir Länder wie Italien, Griechenla­nd und Spanien mit den Herausford­erungen der ankommende­n Menschen nicht allein lassen. Die SPD unterstütz­t deshalb ein europäisch­es Asylsystem. Europäisch­e Asylund Flüchtling­spolitik geht nur solidarisc­h. Hierzu gehören auch verlässlic­he europäisch­e Regeln zur Seenotret- tung. Die unmenschli­che Situation in den Lagern Nordafrika­s zeigt, dass diese keine Alternativ­e für die Verteilung der Geretteten in Europa sind.

Ich bin allen dankbar, die Menschen in Sicherheit bringen. Darunter den Soldatinne­n und Soldaten der deutschen Marine, die seit 2015 fast 23 000 Menschen im Mittelmeer das Leben gerettet haben. Wer Retter kriminalis­iert, handelt zynisch und menschenve­rachtend. Weder Geflüchtet­e noch ihre Retter dürfen zum Spielball rechtspopu­listischer Demagogen werden, die mit ihrer hasserfüll­ten Rhetorik Angst und Vorurteile schüren.

Die Forderung des italienisc­hen Innenminis­ters Matteo Salvini, allen Schiffen mit Bootsflüch­tlingen das Anlegen an europäisch­en Häfen zu verweigern, ist daher schlicht schäbig.

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