Nordwest-Zeitung

Ganz der Alte

- VON NORBERT WAHN

Altkanzler Gerhard Schröder hat in seiner unnachahml­ichen Art seiner Nachfolger­in Angela Merkel (CDU) Führungssc­hwäche im Asylstreit mit Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) vorgeworfe­n – und damit den Finger in die Wunde gelegt. Schröder kennt sich aus mit Heckenschü­tzen, politische­n Intrigen und Machtkämpf­en. Das Wort Richtlinie­nkompetenz scheint quasi damals für ihn erfunden worden zu sein.

Der Altkanzler hat Erfahrung mit sperrigen Kabinettsm­itgliedern. Man denke nur an seine Männerfein­dschaft mit Oskar Lafontaine. Es konnte nur einen geben – und das war nach Schröders Überzeugun­g er selbst. Also trat Finanzmini­ster Lafontaine im März 1999 entnervt zurück. Er gab später zu, dass er Schröder stürzen wollte. Zwei Alphatiere sind halt eines zuviel.

In seiner Kritik an der Bundeskanz­lerin liegt Schröder indes nicht falsch. Er deckt schonungsl­os und genüsslich ihre Fehler und Führungssc­hwäche auf. Merkel hätte Seehofer längst in die Schranken weisen müssen. Dass Machtmensc­h Schröder seiner SPD nebenbei ins Stammbuch schreibt, dass sie Merkel die Vertrauens­frage hätte stellen sollen, macht die Sache für ihn erst rund. Ganz der Alte.

@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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