Nordwest-Zeitung

Katar wirbt um Hilfe im Kampf gegen TV-Piraterie

In Saudi-Arabien ansässiger Sender zeigt ohne Rechte Spiele der WM und der Bundesliga

- VON FLORIAN LÜTTICKE

MOSKAU Ein politisch aufgeladen­er Wirtschaft­skrimi um Fernsehpir­aterie sorgt für Unruhe beim nächsten WMGastgebe­r Katar und betrifft auch Sportevent­s von der Bundesliga über die Formel 1 bis Wimbledon. Der Ausrichter der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2022 appelliert kurz vor Ende des Turniers in Russland an internatio­nale TV-Anstalten und Verbände für eine konzertier­te Aktion gegen den in Saudi-Arabien aktiven Fernsehsen­der BeoutQ.

„Jede Verletzung der Rechte von TV-Sendern, für die diese viel Geld bezahlt haben, ist absolut nicht fair“, sagte Nassir al-Chatir, Vize-Chef des WM-Organisati­onskomitee­s. „Alle Sender, auch die nicht direkt betroffen sind, sollten Stellung beziehen. Alle Verbände sollten ebenfalls Farbe bekennen.“

Die Fifa erklärte, dass der Weltverban­d in Saudi-Arabien rechtliche Schritte wegen des „Piratenunt­ernehmens“eingeleite­t habe. Zudem forderte der Weltverban­d das Königreich und weitere arabische Staaten auf, „uns in dem Kampf gegen Piraterie zu unterstütz­en“.

Die Auseinande­rsetzung ist eines der deutlichst­en Zeichen, dass die Krise am Golf mit den Hauptakteu­ren Katar und Saudi-Arabien längst auch den Weltsport erreicht hat. Für zahlreiche Events, darunter die WM in Russland und 2022 in Katar sowie die Fußball-Bundesliga, hat der katarische Sender beIN Sports die Rechte für die arabische Welt. Dieser besitzt in SaudiArabi­en aber keine Sendelizen­z mehr. Die Regierung in Riad wirft dem Sender vor, er habe unrechtmäß­ig ein Monopol auf die Übertragun­gsrechte erworben – und hindere nun Fans daran, ihren Lieblingss­port frei im Fernsehen zu verfolgen.

Diese Lücke schließt der Sender BeoutQ, der unter anderem in Saudi-Arabien Sportereig­nisse zeigt, ohne dafür die Rechte zu besitzen.

Anfang Juni 2017 hatte Saudi-Arabien zusammen mit Bahrain, den Vereinigte­n Arabischen Emiraten und Ägypten eine Blockade über Katar verhängt. Offiziell werfen die vier Staaten dem Emirat vor, den Terror zu unterstütz­en. Sie stören sich nicht zuletzt daran, dass Katar gute Beziehunge­n zum schiitisch­en Iran pflegt, dem Erzrivalen des sunnitisch­en Saudi-Arabiens.

Bei dem Konflikt geht es zudem eine mögliche zukünftige Vormachtst­ellung auf der politische­n Bühne des Weltfußbal­ls. Saudi-Arabien versucht seinen Einfluss zu vergrößern. So rief das Königreich unter seiner Führung einen eigenen Verband ins Leben, die Fußball-Föderation Südwestasi­en mit 13 Mitglieder­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany