Hüter der Universitätsgeschichte ist 100 Jahre alt
Jurist Gerhard Dettmers ist mit Historie der Stadt sogar familiär verbunden
EVERSTEN SU Das Blättern in Dokumenten über die Regionalgeschichte war für Gerhard Dettmers immer eine seiner liebsten Beschäftigungen. Deshalb strahlten seine Augen auch besonders interessiert, als ihm am Dienstag die Titelseite der „Nachrichten für Stadt und Land“vom 10. Juli 1918 überreicht wurde. Genau an diesem Tag vor 100 Jahren ist Gerhard Dettmers in Oldenburg zur Welt gekommen. Und mit der Historie der Stadt ist er auch persönlich, sogar familiär, verbunden.
Im Kreise der Familie wurde auf den hohen Geburtstag Dettmers’ mit Sekt und Saft angestoßen. Glückwünsche und Blumen überbrachte im Namen der Stadt Bürgermeisterin Petra Averbeck.
Gerhard Dettmers gilt als der profundeste Kenner der Universitätswochen. Er hat deren Anfänge ganz nah miterlebt, denn sein Schwiegervater Heinrich Tilemann (1877-1956) hatte die Idee zu den Universitätswochen. Damit sollte mehr Wissen und Bildung nach Oldenburg gebracht werden – in einer Zeit, in der es in der Stadt noch keine Universität gab. Tilemann (Pfarrer und Präsident des Oberkirchenrats in Oldenburg) holte Anfang der 50er Jahre weitere engagierte Oldenburger mit ins Boot. Er konnte auch Wissenschaftler der Universität Göttingen von der Idee begeistern, Vorträge in allgemeinverständlicher Sprache für die Bürger zu halten. Außerdem wurden verschiedene Verbände, wie die Landwirtschaftskammer und die Ärztekammer, für das Bildungsprogramm gewonnen.
Dettmers selbst war zu dieser Zeit jung verheiratet. Er hatte Jura in Göttingen studiert und arbeitete als Rechtsanwalt
und Notar in Oldenburg. Er unterstützte seinen Schwiegervater bei dessen Vorhaben, und er zählte selbstverständlich zu den Zuhörern der ersten Universitätswoche. Sie dauerte vom
17. bis zum 24. Januar 1953. Von da an fanden die Vorträge jedes Semester statt. Eine Woche lang konnten die Oldenburger wissenschaftliche Vorträge fast aller Fakultäten hören. 1973 wurde dann die Universität Oldenburg gegründet. Dettmers hat die Zeitungsartikel und Fotos gesammelt. Der Hochschule blieb er eng verbunden. Acht Jahre lang war er im Beirat der Universitätsgesellschaft Oldenburg tätig.
Weit über das Rentenalter hinaus agierte der dreifache Vater im eigenen Rechtsanwaltsund Notarbüro in der Innenstadt. Danach blieb dem Mitglied des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur und Heimatkunde mehr Zeit für sein Hobby: die Familienhistorie und die Geschichte der Universitätswochen. Sein Wohnzimmer im Eigenheim in Eversten atmet geradezu Geschichte. Nun kann der Hundertjährige auch die Titelseite der Zeitung, die an seinem Geburtstag veröffentlicht wurde, in die Sammlung einsortieren.
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