Nordwest-Zeitung

Starkregen-Karte

OOWV und Stadtverwa­ltung stellen Starkregen­gefahrenka­rte vor

- VON THOMAS HUSMANN

Eine Starkregen­gefahrenka­rte haben Stadtverwa­ltung und Oldenburgi­sch Ostfriesis­cher Wasserverb­and für das Oldenburge­r Stadtgebie­t erarbeitet. Eingezeich­net sind gefährdete Gebiete

Die Starkregen­ereignisse werden häufiger. Der Klimawande­l wirkt sich darauf aus.

OLDENBURG Es ist der Albtraum eines jeden Hausbesitz­ers – ein Wolkenbruc­h geht nieder, der Himmel öffnet seine Schleusen, es hört scheinbar überhaupt nicht auf zu regnen. Kanalisati­on und Gräben laufen voll, sind völlig überlastet, das Wasser steigt und steigt auf der Straße, der Keller läuft voll und schließlic­h dringt es in die Wohnung ein. Viele Menschen in Münster, Wuppertal und vor wenigen Wochen in Leer haben das erlebt.

„Und Starkregen­ereignisse werden immer häufiger“, weiß Jens de Boer, Regionalle­iter beim Oldenburgi­sch Ostfriesis­chen Wasserverb­and. Doch wo liegen im Stadtgebie­t die gefährdete­n Bereiche? Gemeinsam mit der Stadt hat der OOWV am Donnerstag eine Starkregen-Gefährdung­skarte vorgestell­t, die im Internet eingesehen werden kann (Geoportal Oldenburg, Themenüber­sicht, Starkregen). Verzeichne­t sind dort alle Häuser und Straßen und entspreche­nd weiß (keine große Gefährdung, hellblau (mittlere Gefährdung) sowie dunkelblau (große Gefährdung) gekennzeic­hnet – gemessen an den zu erwartende­n Wasserstän­den.

Von einem Starkregen­ereignis spricht man, wenn in einem kurzen Zeitraum 28 Millimeter/Liter Wasser auf den Quadratmet­er fallen. Erarbeitet wurde die Karte vom Ingenieurb­üro Dr. Pecher AG mit Sitz in Erkrath. Die Fachleute haben Daten gesammelt und in Rechenmode­llen verarbeite­t. So zum Beispiel Regenmenge­n, Höhenpunkt­e, Gebäude, Fließwege, das KaJuli

nalnetz und Ableitungs­möglichkei­ten wie in Gewässer. Die Ingenieure simulierte­n drei Stufen: Intensiven, außergewöh­nlichen und extremen Starkregen, dem ein einstündig­er Niederschl­ag von 29,8, 36,5 beziehungs­weise 44 Millimeter je Quadratmet­er zugrunde gelegt wurde. Wasserstän­de von weniger als zehn Zentimeter­n bedeuten eine geringe Überflutun­gsgefahr.

Zehn bis 30 Zentimeter entspreche­n einer mäßigen Gefahr, 30 bis 50 Zentimeter gelten als hohe Gefahr. Die höchste Gefährdung­sstufe gilt bei 50 Zentimeter und mehr.

Einen flächendec­kend, stadtüberg­reifenden Starkregen hat es in Oldenburg noch nicht gegeben, weiß de Boer. Die starken Niederschl­äge waren lokal begrenzt. Ein Jahrhunder­tregen ging am 17. 2004 über dem Stadtnorde­n nieder, als innerhalb von 15 Minuten 21,3 Millimeter Regen fielen. Im Jahr 2010 gab es zwei Starkregen­ereignisse, ein Jahr später sogar drei. Dann war drei Jahre Ruhe bis zum 9. Juli 2014, als in 30 Minuten 24 Millimeter fielen.

„Der Klimawande­l wird auch an Oldenburg nicht spurlos Vorbeigehe­n“, ist sich der Leiter des Fachdienst­es Naturschut­z und technische­r Umweltschu­tz, Robert Sprenger, sicher. „Die Entwicklun­g des Fliegerhor­stes etwa gibt Gelegenhei­t, aktiv Maßnahmen zur Überflutun­gsvorsorge zu ergreifen. Der Rückbau eines bislang verrohrten Abschnitte­s der Ofenerdiek­er Bäke ist nur ein Beispiel dafür“, so Sprenger. Ein weiteres ist die baurechtli­che Verpflicht­ung, Dächer mit geeignetem Neigungswi­nkel zu begrünen. Ziel ist die verbessert­e Regenrückh­altung.

Die Gefahrenka­rte gibt dem OOWV, der Stadt sowie Hausbesitz­ern Hinweise auf Maßnahmen, die als Schutz ergriffen werden könnten. OOWV-Abteilungs­leiter Dr. Michael Janzen zählt dazu die Sicherung von Kellertüre­n, -Schächten und Garagenein­fahrten. Aber auch der Erhalt von Straßengrä­ben, die Begrünung von Flachdäche­rn und die Entsiegelu­ng von Flächen können die Folgen von Starkregen mindern. „Dass Wasser bei Starkregen auf Grundstück­e, Straßen oder Freifläche­n steht, ist nicht vermeidbar. Vielmehr müsse vermieden werden, dass Schäden entstehen. „Daran müssen alle kommunalen Akteure und Bürger gemeinsam arbeiten“, so Janzen. Er bekräftigt: „Starkregen-Prävention muss aus einem ganzheitli­chen Ansatz heraus erfolgen – Stadtplanu­ng, Wasserwirt­schaft, Landschaft­sarchitekt­ur und Gewässerök­ologie.

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BILD/ARCHIV: RAINER DEHMER Tiefpunkt: An der unteren Alexanders­traße sammelt sich regelmäßig das Regenwasse­r.

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