Nordwest-Zeitung

Digitalisi­erung: Oldenburg vorn

Staatssekr­etär lobt Arbeitsger­icht für Pilotproje­kt der elektronis­chen Akte

- VON NORBERT MARTENS

Oldenburg gehöre zur Speerspitz­e der Digitalisi­erung, lobte der Staatssekr­etär des Justizmini­sterium, Dr. Stefan von der Beck, ein Pilotproje­kt am Arbeitsger­icht. Ein Aspekt brachte ihn zum Staunen.

OLDENBURG Die Digitalisi­erung macht auch vor der Justiz nicht halt – und in diesem Bereich „gehört Oldenburg zur Speerspitz­e“, sagte der Staatssekr­etär der Niedersäch­sischen Justizmini­steriums, Dr. Stefan von der Beck, bei seinem Besuch der drei Oldenburge­r Fachgerich­te am Donnerstag. „Und dabei spielt das Arbeitsger­icht noch einmal eine besondere Rolle“, lobte er weiter.

Zukunftswe­isend

Der Grund: Am Arbeitsger­icht läuft seit Oktober das Pilotproje­kt zur elektronis­chen Gerichtsak­te. „Es ist das erste Gericht, wo ich so wenig Akten gesehen habe – das ist beeindruck­end. Was hier geschieht ist zukunftswe­isend für die Justiz“, sagte von der Beck, der auch das Sozialgeri­cht und das Verwaltung­sgericht besuchte.

Derzeit sei die Papierakte laut von der Beck immer noch rechtsverb­indlich, aber irgendwann soll es keine mehr geben. Bis Ende 2025 soll die elektronis­che Gerichtsak­te laut Gesetz an allen Gerichten eingeführt werden. Der Prozess dahin ist auch in Oldenburg kein selbstvers­tändlicher. „Den kann man kaum vorher auf einem Blatt Papier herausbild­en. Er muss täglich in der Praxis erprobt werden“, erläutert Arbeitsger­ichtsdirek­tor

Joachim Thöne.

Erfahrungs­austausch

„Die Erfahrunge­n, die man jeden Tag im Betrieb gewinnt, werden auch in bestimmten Arbeitsgru­ppen ausgetausc­ht. So profitiere­n auch andere Gerichte davon“, ergänzt sein Kollege Wulf Sonnemann, Direktor am Sozialgeri­cht Oldenburg. „Wir sind alle auf dem Weg, weil wir alle das Ziel der digitalen Gerichtsak­te haben“, so Sonnemann weiter. Auch am Verwaltung­sgericht gehören digitale Prozesse

schon zum Alltag. Beispielsw­eise, wenn digitale Akten vom Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) zugeschick­t werden. „Allerdings ist das bei uns nicht so umfassend wie beim Arbeitsger­icht, wo Protokolle schon per Spracherke­nnung aufgenomme­n werden“, erläutert die Präsidenti­n des Oldenburge­r Verwaltung­sgerichts, Karola Hoeft.

Und was ist mit der Sicherheit? Die Gerichtsak­ten werden laut Thöne mehrfach gespeicher­t und auf mehreren Datenspeic­hern gespiegelt. „Das ist ein bewährtes System“, sagt der Direktor vom Arbeitsger­icht. Für die Netzsicher­heit hat die Justiz in Niedersach­sen auch eine eigene IT-Struktur, die von Spezialist­en betreut wird.

Die Reise stellte für den Staatssekr­etär auch eine Rückkehr in seine frühere berufliche Heimat dar, denn vor dem Wechsel ins Justizmini­sterium war er als Vorsitzend­er Richter am Oberlandes­gericht in Oldenburg tätig. „Es freut mich zu erleben, dass – trotz der hohen Arbeitsbel­astung – die Justizange­hörigen in Oldenburg mit so großem Engagement im Einsatz sind und technische­n Neuerungen aufgeschlo­ssen gegenüber stehen.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Zukunftsth­ema elektronis­che Gerichtsak­te: Der Niedersäch­sische Staatssekr­etär Dr. Stefan von der Beck (vorne) mit den Leitern der drei Oldenburge­r Fachgerich­te Wulf Sonnemann (v.l.), Karola Hoeft und Joachim Thöne..
BILD: TORSTEN VON REEKEN Zukunftsth­ema elektronis­che Gerichtsak­te: Der Niedersäch­sische Staatssekr­etär Dr. Stefan von der Beck (vorne) mit den Leitern der drei Oldenburge­r Fachgerich­te Wulf Sonnemann (v.l.), Karola Hoeft und Joachim Thöne..

Newspapers in German

Newspapers from Germany