Mit Tipps für die Reise auf Erfolgskurs
Verlag Reise Know-How spezialisiert auf Nordamerika und Balearen
OLDENBURG Im ersten Moment denkt man, dass dies ein ziemlich schlechter Standort für einen Buchladen ist: Im Sartoriusgang, einer Abzweigung des Herbartgangs, ohne wirklich großen Publikumsverkehr. Die Erklärung ist einfach: „Das Ladenlokal war eigentlich zu groß für uns, deswegen haben wir noch einen kleinen Reisebuchladen eröffnet“, sagt Ulf Behrmann. Sein Hauptgeschäft ist ein kleiner aber erfolgreicher Reisebuchverlag.
Behrmann (43) ist in den Reise Know-How Verlag im Jahr 2013 eingestiegen und hat ihn übernommen. Anfang des Jahres ist der Ein-MannBetrieb von Westerstede nach Oldenburg gezogen. Im Ammerland hatte Hans Grundmann die Verlagsgruppe 1986 mitgegründet und zwei Jahre später diesen Nebenerwerb zu seinem Hauptberuf gemacht. Der Gründer hat sich inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen, ist aber weiterhin
als Autor aktiv. Das einstige Verlagsbüro in Westerstede ist nun seine Schreibstube.
Grundmann hatte ursprünglich als Dozent Betriebswirtschaft gelehrt und in der Entwicklungshilfe gearbeitet. Dadurch war er viel unterwegs und entdeckte die Liebe zum Reisen. Er schrieb dann einen Reiseführer über Nordamerika, der sich so gut verkaufte, dass aus dem Hobby ein Geschäft wurde.
Zwölf Leute, die alle Reiseführer geschrieben hatten, teilten sich dann 1986 quasi die Welt auf. Mehrere Kleinverlage bildeten die Gruppe
Reise Know-How. Grundmann veröffentlichte über USA, Kanada, die Balearen sowie Teneriffa und überließ den anderen die weiteren Reiseführer-Territorien.
Dass Grundmann, inzwischen 75 Jahre alt, vor einigen Jahren einen Nachfolger fand, hat übrigens mit der Ð zu tun. 2011 nämlich erschien anlässlich der Frankfurter Buchmesse ein Interview mit Behrmann, der damals mit seinem Jesbin-Verlag aus Rastede zur Messe reiste. Grundmann nahm daraufhin Kontakt auf. „Ich fand es gut, dass er auch Betriebswirtschaft studiert hatte.“Dadurch war er sicher, dass sein potenzieller Nachfolger mit Zahlen umgehen konnte.
Das kann er offenbar, denn das Geschäft funktioniert. Trotz Apps, Internet und anderen technischen Neuerungen ist die gedruckte Reiseliteratur weiterhin gefragt. Zwar gibt es auch E-BookVersionen von den Titeln aus Oldenburg. Doch die machen gerade einmal drei bis vier Prozent der Verkäufe aus.
„Wir haben den Vorteil, dass wir über Länder schreiben, in denen noch Abenteurer unterwegs sind. Die kommen mit Google allein nicht weiter“, meint Grundmann. Dennoch beschäftigt sich sein Nachfolger mit dem Internet. „Man muss natürlich überlegen, ob man selbst eine App entwickelt oder anbietet, dass man einzelne Buchkapitel kaufen kann“, sagt Behrmann. Was die Zukunft auch bringt – Geschäftsführer und Autor sind zuversichtlich, dass sie nicht auf die Laufkundschaft im Sartoriusgang angewiesen sein werden.