Nachts nackt auf der Friedhofsmauer unterwegs
Seltene Schneckenart an der Friedhofsmauer des Gertrudenkirchhofs gefunden
OLDENBURG Nachts nackt auf der Friedhofsmauer, das klingt skandalös. Kay Fuhrmann und Walter Wimmer haben eine Fahndung eingeleitet. Das Ziel war aber nicht ein unbekleideter Mensch, eine Nacktschnecke war das Objekt der Begierde.
Mit Taschenlampen gingen Fuhrmann und Wimmer auf die Pirsch und hatten Erfolg. Sie wiesen erstmals für Oldenburg eine deutschlandweit sehr seltene Nacktschneckenart nach. Wimmer ist Naturschutzdezernent und Leiter der Betriebsstelle Süd des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Braunschweig. Fuhrmann arbeitet beim Landesmuseum für Natur und Mensch. Der Bierschnegel ist eine Nacktschnecke und gilt bundesweit als vom Aussterben bedroht, teilt das Landesmuseum mit. Anders als viele heimische Arten, deren Lebensräume immer mehr eingeengt werden, ist der einst aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland eingewanderte Bierschnegel aber doch noch häufiger anzutreffen als erwartet. Er lebt an alten Mauern und wurde früher oft in Bierkellern gefunden – was ihm zu seinem Namen verhalf.
In Oldenburg war der Bierschnegel bisher nicht aufgetaucht und erst recht nicht gefunden worden. Das liegt wohl auch an seiner Lebensweise: Die Art ist ausschließlich nachts unterwegs und
versteckt sich tagsüber. Doch wer sich bei Dunkelheit auf die Suche begibt, wird in der Regel belohnt. Rund ein Dutzend der Tiere zählten Fuhrmann
und Wimmer in einer Nacht an der Mauer des Gertrudenkirchhofs an der Alexanderstraße/Nadorster Straße/Kirchhofstraße/Ehnernstraße und den dort abgestellten Altglascontainern. An ihnen waren auch die typischen Spuren zu sehen, die Bierschnegel hinterlassen, wenn sie die Algen vom Untergrund abraspeln. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich dabei um eine Mauer, einen Zaun oder eben auch einen Altglas-Container handelt, solange sie in der Nähe entsprechende Schlupfwinkel finden. Wer selbst einmal nachts Bierschnegel entdecken möchte, kann tagsüber schon nach den typischen Raspelspuren Ausschau halten und so die nächtliche Suche mitunter beträchtlich verkürzen.
Mit Oldenburg kann nun ein weiterer Fundpunkt der seltenen Nacktschnecke auf der Niedersachsenkarte vermerkt werden.