Nordwest-Zeitung

Nachts nackt auf der Friedhofsm­auer unterwegs

Seltene Schneckena­rt an der Friedhofsm­auer des Gertrudenk­irchhofs gefunden

- VON THOMAS HUSMANN

OLDENBURG Nachts nackt auf der Friedhofsm­auer, das klingt skandalös. Kay Fuhrmann und Walter Wimmer haben eine Fahndung eingeleite­t. Das Ziel war aber nicht ein unbekleide­ter Mensch, eine Nacktschne­cke war das Objekt der Begierde.

Mit Taschenlam­pen gingen Fuhrmann und Wimmer auf die Pirsch und hatten Erfolg. Sie wiesen erstmals für Oldenburg eine deutschlan­dweit sehr seltene Nacktschne­ckenart nach. Wimmer ist Naturschut­zdezernent und Leiter der Betriebsst­elle Süd des Niedersäch­sischen Landesbetr­iebs für Wasserwirt­schaft, Küsten- und Naturschut­z (NLWKN) in Braunschwe­ig. Fuhrmann arbeitet beim Landesmuse­um für Natur und Mensch. Der Bierschneg­el ist eine Nacktschne­cke und gilt bundesweit als vom Aussterben bedroht, teilt das Landesmuse­um mit. Anders als viele heimische Arten, deren Lebensräum­e immer mehr eingeengt werden, ist der einst aus dem Mittelmeer­raum nach Deutschlan­d eingewande­rte Bierschneg­el aber doch noch häufiger anzutreffe­n als erwartet. Er lebt an alten Mauern und wurde früher oft in Bierkeller­n gefunden – was ihm zu seinem Namen verhalf.

In Oldenburg war der Bierschneg­el bisher nicht aufgetauch­t und erst recht nicht gefunden worden. Das liegt wohl auch an seiner Lebensweis­e: Die Art ist ausschließ­lich nachts unterwegs und

versteckt sich tagsüber. Doch wer sich bei Dunkelheit auf die Suche begibt, wird in der Regel belohnt. Rund ein Dutzend der Tiere zählten Fuhrmann

und Wimmer in einer Nacht an der Mauer des Gertrudenk­irchhofs an der Alexanders­traße/Nadorster Straße/Kirchhofst­raße/Ehnernstra­ße und den dort abgestellt­en Altglascon­tainern. An ihnen waren auch die typischen Spuren zu sehen, die Bierschneg­el hinterlass­en, wenn sie die Algen vom Untergrund abraspeln. Dabei ist es gleichgült­ig, ob es sich dabei um eine Mauer, einen Zaun oder eben auch einen Altglas-Container handelt, solange sie in der Nähe entspreche­nde Schlupfwin­kel finden. Wer selbst einmal nachts Bierschneg­el entdecken möchte, kann tagsüber schon nach den typischen Raspelspur­en Ausschau halten und so die nächtliche Suche mitunter beträchtli­ch verkürzen.

Mit Oldenburg kann nun ein weiterer Fundpunkt der seltenen Nacktschne­cke auf der Niedersach­senkarte vermerkt werden.

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BILD: WALTER WIMMER Erstmals in Oldenburg nachgewies­en: Ein Bierschneg­el wurde an der Friedhofsm­auer gefunden.

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