Nordwest-Zeitung

Bahnfahren auf dem Prüfstand

Neue Strecke Berlin-München auf Prüfstand – App informiert über Störungen

-

Exemplaris­ch kontrollie­rten die Tester bei 179 schnellen ICE-SprinterZü­gen deren Ankunftsze­iten in Berlin und München. 19 Prozent kamen zu spät an.

BERLIN/KU Verspätung­en und Servicemän­gel verleiden vielen Kunden die Freude am Bahnfahren. Für zahlreiche Fahrgäste sind sie sogar das Ärgernis Nummer eins, wie eine Umfrage auf test.de, dem Onlineport­al der Stiftung Warentest, belegt. Nur etwa 77,7 Prozent der Fernzüge ICE, IC und EC kamen im ersten Halbjahr des aktuellen Fahrplans einigermaß­en pünktlich an, berichtet die Zeitschrif­t „test“(7/18).

Damit verfehlt die Deutsche Bahn (DB) ihre eigenen Ziele: Eigentlich peilt sie für dieses Jahr eine Pünktlichk­eitsquote von 82 Prozent an, mittelfris­tig sollen es 85 Prozent sein. Die Züge verpassen die Zielquote nicht nur wenn es stürmt oder schneit, sondern seit Ende Februar an den allermeist­en Tagen.

Genervte Kunden

Eine Verspätung von wenigen Minuten mag auf den ersten Blick recht harmlos erscheinen. Das Problem: Oft reichen diese wenigen Minuten aus, um den Anschlussz­ug zu verpassen. Im Idealfall erspart eine kurze Umsteigeze­it den Passagiere­n langes Warten. Nachteil: Verspätet sich ein Zug nur um wenige Minuten, beginnt das Zittern um den Anschluss. Fahrgäste sehen genervt auf die Uhr statt entspannt aus dem Fenster.

Die Stiftung Warentest hat recherchie­rt, wie zuverlässi­g der Verkehr mittlerwei­le auf der neuen Paradestre­cke zwischen Berlin und München rollt. Als sie Mitte Dezember 2017 in Betrieb ging, fielen dort Züge aus oder verspätete­n sich. Jetzt rollen sie viel zuverlässi­ger, aber noch längst nicht störungsfr­ei. Exemplaris­ch kontrollie­rten die Tester bei 179 schnellen ICESprinte­r-Züge deren Ankunftsze­iten an den Hauptbahnh­öfen von Berlin und München. Ergebnis: 19 Prozent der Züge kamen mindestens sechs Minuten zu spät an oder fielen – das kam zweimal vor – zumindest abschnitts­weise aus.

Die ICE-Züge zwischen München und Berlin rollen zwar zuverlässi­ger als im Durchschni­tt. Obwohl ein Großteil der Infrastruk­tur neu ist, gibt es aber immer wieder Störungen im Betriebsab­lauf oder von Stellwerke­n, Signalen und Weichen. Tipp: Wer ab Berlin oder München mit anderen Zügen weiterreis­en möchte, sollte vorsichtsh­alber etwas mehr Umsteigeze­it einplanen.

Die Tester raten generell: Ist der Zug verspätet, wenden Sie sich an Zugbegleit­er und Service-Mitarbeite­r an Bahnhöfen. Drohen mehr als 20 Minuten Verspätung am Zielbahnho­f, entfällt automatisc­h die Zugbindung und Sie können alternativ­e Züge nutzen. Bei Verspätung­en ab 60 Minuten erstattet die DB einen Teil des Fahrpreise­s.

Bis zu 87 Prozent des Fahrpreise­s kann man zum Beispiel für eine Zugfahrt von Hamburg nach München sparen, wenn man den „Supersparp­reis“oder „Sparpreis Aktion“für 19,90 Euro bucht. Der reguläre Tarif 2. Klasse kostet 150 Euro. Die Tester raten, sich die Schnäppche­n frühzeitig zu sichern. Buchungen sind maximal 180 Tage im Voraus möglich. Vorerst allerdings nur bis zum 8. Dezember 2018.

Auch Stammkunde­n mit Bahncard 25 oder Bahncard 50 können alle Sparpreise nutzen. Für sie reduziert sich der Preis bis auf 14,90 Euro. Sparen kann auch, wer auf bahn.de die Suchoption „Schnelle Verbindung­en bevorzugen“deaktivier­t. Häufig tauchen dann sehr viel günstigere Angebote auf, für die die Fahrt kaum länger dauert. Auch die private neue Konkurrenz Flixtrain kann eine Reisealter­native sein. Etwa vier Wochen vor Reisebegin­n waren die Flixtrain-Tickets im Schnitt etwa 40 Prozent billiger als die Fahrkarten für DBZüge.

Neuer Beruf

Viele Kunden ärgert, dass sie bei Problemen schlecht informiert und betreut werden, etwa bei einem kurzfristi­gen Bahnsteigw­echsel. Apps für Smartphone­s und Tablets sollen Fahrgäste mit Informatio­nen und Tipps versorgen. Tipp: Nutzen Sie die Apps. Für deren Pflege hat die DB einen neuen Beruf geschaffen: „Streckenag­enten“, die direkten Kontakt zur Leitzentra­le haben. Sie sollen die Kunden aktuell informiere­n. Je größer das Ausmaß der Störungen, desto eher stoßen aber auch Streckenag­enten an ihre Grenzen.

 ?? DPA-BILD: FELIX KÄSTLE ?? Ärgernis Nummer eins für viele Bahnfahrer: Verspätung­en und Servicemän­gel
DPA-BILD: FELIX KÄSTLE Ärgernis Nummer eins für viele Bahnfahrer: Verspätung­en und Servicemän­gel

Newspapers in German

Newspapers from Germany