IM 21. JAHRHUNDERT
Die quietschenden Drehständer mit Postkarten gibt es zwar noch, doch sie scheinen unwichtig geworden. Handgeschriebene Ansichtskarten mit „schönen Grüßen“aus dem Urlaub sind im 21. Jahrhundert passé. Stattdessen werden dank Smartphone Grüße und Fotos in Echtzeit an die Liebsten geschickt. Freunde werden in sozialen Netzwerken mit Schnappschüssen und Infos versorgt – und gern auch mal neidisch gemacht. Motto: „Und ihr so?“Dazu ein Emoji.
Das Internet ist Segen und Fluch zugleich. Mit Google Street View kann man vor Antritt der Reise durch Straßen schlendern. Bei Portalen wie TripAdvisor werden vorher Restaurants gesucht, Bilder und Bewertungen der Tellergerichte gecheckt. Dem Zufall keine Chance. Statt Stadtplänen wie früher hilft heute das Handy auch vor Ort beim Navigieren.
Betonburgen und Hotels sind nicht mehr das Nonplusultra als Unterkunft. Couchsurfing liegt im Trend. Mit Airbnb aus dem kalifornischen Silicon Valley hat sich auch die Idee verbreitet, ein Zuhause an anderen Orten anzumieten. Traumorte wie das überrannte Venedig, die Inka-Stadt Machu Picchu oder auch das boomende Berlin, das früher für billigen Wohnraum bekannt war, ächzen unter ihrer Beliebtheit.
Symbol für die Beiläufigkeit, mit der heute gereist wird, ist auch der Rollkoffer, der über den Asphalt rattert. Früher war das Gepäck Ballast. Und die überladene Familie am Flughafen (oder an der Autobahnraststätte) zeigte die Ausnahmesituation des Reisens. Heute scheint die Mitnahme des Nötigsten ein müheloser Vorgang.
Airlines wie Ryanair, Wizz Air, Eurowings oder Easyjet lassen die Leute für wenig Geld für ein Wochenende nach Barcelona, London, Lissabon, Mallorca oder Rom jetten. Was das für die Umwelt bedeutet, verdrängen viele. Das ist auch beim Kreuzfahrt-Boom der Fall. Über die dreckige Seite des Reisens denkt keiner gerne nach.
Angst erzeugt in diesen Jahren bei vielen hingegen der Terror. Die Heimat ist in den vergangenen Jahren wieder beliebter geworden.