Der zweite Titel ist sein Meisterwerk
Str?tege Didier Desch?mps m?cht Fr?nkreich zum Weltmeister
MOSKAU Didier Deschamps suchte nicht die Einsamkeit wie Franz Beckenbauer damals im Olympiastadion von Rom. Er stürzte sich mitten in den Trubel, unter seine Jungstars, die nicht lange zögerten: Alle miteinander, so wie sie zuvor Weltmeister geworden waren, warfen sie ihren Trainer in die Luft. Einmal, zweimal, dreimal. Sie wussten, wer für diesen historischen Titel verantwortlich war. „Das ist so schön, so wunderbar für die Spieler“, schwärmte Deschamps nach dem 4:2 im Finale gegen Kroatien, sagte aber auch: „Weil sie zugehört haben, haben wir gewonnen.“
Im strömenden Regen, das goldene Konfetti klebte an seinem durchnässten Anzug, und mit einer Tricolore in der Hand wagte Deschamps bei der Siegesfeier im LuschnikiStadion vor Glück sogar ein Tänzchen. Deschamps ist der Architekt dieser Mannschaft, die in der Gegenwart nicht zu bezwingen war und eine noch glanzvollere Zukunft besitzt.
„Ich denke nicht an mich, der Stolz ist da, aber ich bin da, um Ziele zu verwirklichen“, sagte Deschamps. Der zweite Triumph der „ÉQuipe Tricolore“nach 1998 ist sein Meisterwerk, und auch am ersten war er in der Heimat als Kapitän nicht unbeteiligt.
Seit 2012 ist dieser kompromisslose „General“von einst nun Selectionneur, ultimativer Pragmatiker ist er geblieben. Deschamps ließ seine Offensivwunder nicht von der Leine, auch Himmelsstürmer Kylian Mbappé und Zauberfuß Antoine Griezmann mussten sich in den Dienst der Mannschaft stellen.
Schon als Spieler war Deschamps ein begnadeter Stratege im defensiven Mittelfeld. Er gab die Richtung vor. In der Kabine und auf dem Platz. Der Baske denkt immer einen Schritt weiter – und wenn es sein muss, auch zurück. Das verlorene EM-Finale 2016 in Paris gegen Portugal (0:1 n.V.) diente Deschamps als Motivation. „Es hat wehgetan, aber auch geholfen. Wir mussten umbauen, das war ein wichtiger Prozess“, sagte Deschamps. Niemand wäre für diesen Umbau geeigneter gewesen, als der kühle Pragmatiker, der in der Stunde seines zweiten WM-Triumphs so große Emotionen zuließ.