Reiterfamilie feiert runden Geburtstag
Zum 70. Mal findet der Wettbewerb auf dem Schlossplatz in diesem Jahr statt
Viele Reitstars waren in den vergangenen 70 Jahren beim Landesturnier. Auch in diesem Jahr locken Hochkaräter nach Rastede.
RASTEDE Es gab so viele Höhepunkte, dass es unmöglich ist, sie auch nur annähernd zu erzählen. Allein im Jahr 1957, als das 9. Landesturnier stattfand: Ein Jahr nach seinem sensationellen Goldmedaillengewinn bei den Olympischen Spielen in Stockholm kam Hans Günter Winkler, damals schon ein Ausnahmereiter, mit seiner Wunderstute Halla und drei weiteren Pferden nach Rastede. Wie erwartet gewann er das AbschlussSpringen – demonstrierte aber auch, dass selbst die Besten nicht vor Fehlern gefeit sind: Ein Durchlauf endete für ihn im Wassergraben am Pulvermanns Grab.
Auch am Start war 1957 ein junger Nachwuchsmann namens Rainer Klimke, später einer der erfolgreichsten Dressurreiter der Welt – und der Sieger im Ponyrennen, der elfjährige Gerd Wiltfang, reihte sich ebenfalls Jahre danach in die Liste der olympischen Goldmedaillengewinner ein.
Am morgigen Dienstag be-
ginnt nun das 70. Landesturnier auf dem Schlossparkgelände in Rastede – und es wird wieder ein besonderes Schaufenster des Pferdesports und der Pferdezucht im Nordwesten sein, gleichzeitig aber auch einfach ein wunderbares Familienfest der Pferdeliebhaber.
Rastede sei die „Perle des Pferdelandes Niedersachsen“, sagte der frühere Ministerpräsident Christian Wulff. Wie zahlreiche andere Politiker genoss er es, wenn er die Möglichkeit hatte, dabei zu sein bei dem in Deutschland wohl einzigartigem Reitertreffen, bei dem Jahr für Jahr absolute
Spitzenreiter, aber auch die Talente der ländlichen Reiterei aus dem Oldenburger Land zu erleben sind.
Die Organisatoren fühlen sich seit Jahren einem anspruchsvollen Ziel verpflichtet: Maximaler Wohlfühlfaktor für alle Beteiligten, heißt die Devise, also möglichst beste Stimmung für Reiter, Zuschauer und Organisatoren. Wie gut das bisher gelungen ist, zeigt das Beispiel eines der Turniersprecher. Der Banker aus Balve in Westfalen nimmt sich Jahr für Jahr Urlaub, um sich am Dienstagmorgen um vier im Sauerland auf den Weg zu machen, damit er rechtzeitig
zur ersten Springreiterprüfung am Mikrofon sitzt.
Den besonderen Wohlfühlfaktor erleben in Rastede schon die Kleinen im Kindergartenalter – wenn sie beispielsweise an den ersten Turniertagen zum Empfang beim Turnierleiter geladen sind. Viele fühlen sich wie im Paradies, zumal es immer auch eine ganze Reihe spezieller Angebote für die künftigen Reiter gibt. Und die meisten der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer des Turniers haben das Landesturnier im Kindergartenalter kennengelernt.
So auch Turnierleiter JanChristoph
Egerer, der mit Organisationsleiter Torsten Schmidt seit 2011 dafür verantwortlich ist, dass Rastede weiterhin als „reitsportliches Mekka“bezeichnet wird. Einiges hat sich seitdem geändert, technisch befindet man sich auf hohem Niveau – aber behutsam sind sie mit den Neuerungen umgegangen. Schließlich gilt es, auch die Tradition zu bewahren, das Landesturnier als ein wichtiges Stück Oldenburger Kulturgut zu pflegen. Mehr als 25 Jahre haben ihre Vorgänger, Claas E. Daun und Wolfgang Teske das Turnier geprägt und höchstes Lob dafür verdient.