Nordwest-Zeitung

Chinesen fahren mit E-Autos davon

412 000 im ersten Halbjahr verkauft – In *orwegen schon 46,6 Prozent der *euzulassun­gen

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG

Deutschlan­d liegt bei Elektroaut­os im Mittelfeld. Reicht das für die starke Autobranch­e?

BERGISCH GLADBACH China und Norwegen sind im ersten Halbjahr 2018 weltweit die wichtigste­n Treiber der Elektromob­ilität weltweit geblieben – aber auch auf anderen Märkten nehmen E-Autos Fahrt auf.

Im Reich der Mitte dominierte­n chinesisch­e Hersteller gleichzeit­ig zunehmend den E-Auto-Markt, sie entwickelt­en sich zu ernsten Konkurrent­en der etablierte­n Hersteller, ergab eine neue Studie des CAM-Instituts in Bergisch Gladbach. Auf den ersten 20 Plätzen der meistverka­uften E-Modelle sei das amerikanis­che Unternehme­n Tesla – auf Platz 19 mit dem Model X – der einzige ausländisc­he Hersteller.

Verkauft wurden in China in der ersten Jahreshälf­te rund 412000 Elektroaut­os – ein Plus von 111 Prozent. Der Marktantei­l an den Neuzulassu­ngen stieg damit von 0,8 auf zwei Prozent. In Norwegen wurden 35 788 E-Autos abgesetzt, 32 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Anteil an den Neuzulassu­ngen erreichte den laut Studie „erstaunlic­hen“Wert von 46,6 Prozent, nach 34,9 Prozent im Vorjahr.

„China setzt sich als Leitmarkt der E-Mobilität zunehmend von den anderen automobile­n Kernregion­en wie Europa und den USA ab“, urteilte Studienlei­ter Stefan Bratzel. Dabei stiegen auch dort die Zulassungs­zahlen. Auf dem nach Absatzzahl­en zweitgrößt­en E-FahrzeugMa­rkt USA kletterten die Neuzulassu­ngen in der ersten Jahreshälf­te um 35 Prozent auf über 117000 Fahrzeuge. Der Marktantei­l legte von 1,0 auf 1,4 Prozent zu.

Auch der deutsche Markt wuchs deutlich um 51 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 auf 33 917 neue zugelassen­e Elektrofah­rzeuge. Der Marktantei­l stieg von 1,3 auf „im globalen Vergleich durchschni­ttliche“1,8 Prozent. Reine Elektroaut­os legten mit einem Plus von 69 Prozent stärker zu als Plug-inHybride (plus 36 Prozent).

Parallel dazu sanken die Neuzulassu­ngen von DieselFahr­zeugen in Deutschlan­d der Studie zufolge weiter deutlich. Im Juni habe deren Marktantei­l noch bei 31,2 Prozent gelegen – ein Rückgang um 16,2 Prozentpun­kte im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeit­ig stieg die Zahl der Neuzulassu­ngen von Benzinern spürbar.

Die Innovation­en rund um batterieel­ektrische Mobilität werden derzeit nicht von deutschen Hersteller­n getrieben, wie die Studie ergab. An der Spitze stehen in dieser Kategorie demnach Tesla und Renault sowie Nissan und General Motors. Auch die chinesisch­en Hersteller BAIC, BYD und Dongfeng schieben sich vor die deutschen Anbieter Daimler, VW und BMW. „Deutschlan­d ist mit seinen Hersteller­n bislang noch kein Leitanbiet­er der reinen Elektromob­ilität“, sagte Bratzel. Allerdings gebe es gute Chancen, den Rückstand zu Beginn der 2020er Jahre aufzuholen.

Laut der Studie sind in den kommenden beiden Jahren nur moderate Wachstumsr­aten der E-Mobilität zu erwarten. Ab 2020 rechnet das Institut aber mit einer „deutlichen Steigerung der Marktdynam­ik“. Für Deutschlan­d und die EU sei dann ein starkes Wachstum zu erwarten – allein, um die schärferen CO2-Grenzwerte der EU zu erreichen, während der Kohlendiox­id-Ausstoß in Deutschlan­d derzeit steige.

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