In der Region gibt es noch Weltmeister
Die Fußballer haben abgedankt, Sportler aus dem Nordwesten noch nicht
Cie kommen aus dem Nordwesten und sind das, was die deutschen Fußballer nicht mehr sind: Weltmeister.
Vier Jahre lang war Deutschland FußballWeltmeister – das ist seit Sonntagabend vorbei. Frankreich hat das DFB-Team abgelöst. Ein Blick auf andere Sportarten spendet ein wenig Trost: Bei uns im Nordwesten gibt es sie noch, die amtierenden Weltmeister.
TISCHFUßBALL
Auch, wenn der Name das suggeriert: „Die beiden Sportarten haben nichts gemein“, stellt Weltmeister Jörg Harms aus Oldenburg klar. Der 49Jährige hat im Frühjahr 2017 mit seinem Kicker-Partner Marvin Velasco (19/Burgwedel) das WM-Finale des Männer-Doppels gegen Titelverteidiger Luxemburg gewonnen.
Harms hat auch die Fußball-WM verfolgt. Für sich selbst kann der Oldenburger, der auch als Junioren-Nationaltrainer Weltmeister ist, aus dem frühen Scheitern der DFB-Elf nichts herausziehen: „Für Jogi Löw hätte ich Lehren, aber wenn ich die auf uns übertrage, müsste ich als amtierender Weltmeister zu Hause bleiben.“Das machen Harms und Velasco natürlich nicht. Ihr Rezept: „Wir sind immer hieß“, sagt Harms und lacht.
Es sei immer schwierig, einen Titel zu verteidigen mit Spielern und einem Trainer, die ihn schon haben, meint Harms: „Jogi war für mich der beste Trainer ever. Aber nach der EM 2016 hätte er gehen sollen.“Auch einen Großteil der Spieler aus dem Kader vom WM-Triumph 2014 hätte der DFB nicht mitnehmen dürfen.
Ihren Tischfußball-Titel müssen Harms und Velasco im Juli 2019 im spanischen Murcia verteidigen. Ob sie eine Chance auf eine Wiederholung des Coups vom Vorjahr haben? „Schwer zu sagen. Die Weltspitze ist sehr eng. Da gibt es 10 bis 20 Doppel, die gewinnen können“, schätzt Harms. Aber er weiß: „Wir gehören natürlich dazu.“
FAUSTBALL
Faustball ist und bleibt eine deutsche Domäne. Die Männer holten seit 1968 elf von 14, die Frauen seit 1994 fünf von sieben möglichen WM-Titeln. Sowohl Männer als auch Frauen sind momentan Weltmeister – und das natürlich auch dank der Stars aus der Faustball-Hochburg im Nordwesten, dem Landkreis Oldenburg. Der Brettorfer Christian Kläner feierte vor drei Jahren mit dem WM-Titel in Argentinien seinen größten Erfolg seiner Karriere, nach dem 4:0 im Endspiel gegen die Schweiz beendete er seine Nationalmannschaftslaufbahn.
Auch zum WM-Triumph der Frauen-Nationalmannschaft 2016 trug der Kreis Oldenburg bei. Pia Neuefeind vom Ahlhorner SV war zarte 18 Jahre alt, als sie und ihre Mitspielerinnen den Gastgeber Brasilien mit 4:2 im Finale bezwangen.
REITEN
Bei den Weltreiterspielen 2014 in der Normandie war die deutsche Dressur-Equipe um Kristina Sprehe (heute Bröring-Sprehe) aus Dinklage (Kreis Vechta), Isabell Werth, Helen Langehanenberg, und Fabienne Lütkemeier nicht zu schlagen. Und nicht nur das: Auch das Vielseitigkeits-Ouartett mit Sandra Auffarth aus Ganderkesee (Kreis Oldenburg), Michael Jung, Ingrid Klimke und Dirk Schrade holte Gold. Auffarth setzte bei der WM im französischen Caen sogar noch einen oben drauf, gewann auch im Einzel und krönte sich zur Doppel-Weltmeisterin.
Allzu lange werden sich Bröring-Sprehe und Auffarth allerdings nichtmehrmit dem Titel „amtierende Weltmeisterin“schmücken dürfen. Beide Reiterinnen sagten kürzlich ihren Start für die Weltreiterspiele im September in Tryon (USA) ab. Bröring-Sprehes Erfolgspferd Desperados wird nach längerer Verletzungspause nicht rechtzeitig fit, Auffarth möchte ihrem 16jährigen Fuchswallach Opgun Louvo (Spitzname „Wolle“) die Strapazen bei Championaten nicht mehr zumuten.