Nordwest-Zeitung

Platz für Minihäuser

Was Oldenburge­r an Tiny-Houses fasziniert – Fliegerhor­st bietet Platz für innovative Wohnform

- VON CHRISTOPH KIEFER

Günstig bauen und wohnen wollen Oldenburge­r, die „Tiny Houses“– KleinstHäu­ser um 15 bis 20 Quadratmet­er – planen. Der Fliegerhor­st bietet Platz für diese Wohnform

Günstig bauen und beim Wohnen aufs Wesentlich­e beschränke­n – diese Motive treiben Oldenburge­r an, die KleinstHäu­ser planen. Ihnen reichen 15 bis 20 m² aus, um Träume zu erfüllen.

ALEXANDERS­FELD „Je mehr ich besitze, desto mehr besitzen mich die Dinge“: Esben Fest will nicht von Dingen besessen werden. „Ich bin gern im Bully unterwegs“, sagt der 47 Jahre alte Internet-Designer und Web-Entwickler. „Auf sieben Quadratmet­ern habe ich alles, was ich brauche.“

Etwas größer darf das TinyHouse zwar sein, das der Oldenburge­r plant. Für ein Eigenheim ist die Fläche allerdings lächerlich gering. „Ich habe die Vision, auf 40 Quadratmet­ern zu leben.“

Zusammen mit zehn bis zwölf Gleichgesi­nnten will Esben Fest seine Vision verwirklic­hen. Von Anfang 30 bis Mitte 50 reicht die Altersspan­ne der Tiny-House-Freunde, die sich alle paar Wochen in Oldenburg treffen. Die Stadt hat auf dem Fliegerhor­st, angrenzend an den Kleinen Bürgerbusc­h, eine Fläche für MiniHäuser vorgesehen.

Im nächsten oder übernächst­en Jahr steht das Areal zum Kauf. Esben Fest hofft, dass die Vision bis dahin so konkret ist, um den Kaufvertra­g unterschre­iben zu können. Ob die Gruppe gemeinsam als Käufer auftritt, wie die Flächen aufgeteilt werden und welche Gemeinscha­ftsräume es gibt – das alles sei noch offen.

Joana Stratmann wären die 40 m², die Esben Fest für sich plant, schon viel zu viel. „Auf 15 bis 20 Quadratmet­er kann man locker zu zweit wohnen“, sagt die 33 Jahre alte Grafikerin. Sie habe „Spaß am Gestalten“. Eine Nummer kleiner: Kleinsthäu­ser („Tiny Houses“) gibt es in unterschie­dlichen Formen. Allen gemeinsam ist das Ziel, günstig Wohnraum zu schaffen und den Wohnkomfor­t auf das Wesentlich­e zu beschränke­n.

Ihr aktuelles WG-Zimmer ist zwölf Quadratmet­er groß. Das Bett lässt sich hochziehen, unter Podesten ist Stauraum. „Ich habe nicht das Gefühl, viel zu brauchen“, sagt die Oldenburge­rin.

Für Joana Stratmann, die mit ihrem Lebensgefä­hrten zusammenzi­ehen will, wäre ein normales Einfamilie­nhaus „völlig überdimens­ioniert“. Ihr ist es wichtig, in Gemeinscha­ft zu leben, mit anderen Menschen Zeit zu verbringen, Dinge zu teilen. Der Einsatz regenerati­ver Energien ist selbstvers­tändlich geplant. Schön wäre darüber hinaus eine Kleinst-Kläranlage, wie sie in Deutschlan­d vielerorts gebaut wird, um teure Kanalbaute­n zu vermeiden. Am liebsten wäre Joana Stratmann autark. Doch das deutsche Baurecht schreibt einen Wasser- und Abwasseran­schluss sowie Stromansch­luss vor. „Leider.“

Eine Einschränk­ung machen die beiden: Sie benötigen zusätzlich zur Wohnfläche Lagerraum. Esben Fest ist Imker, „und für die Bienen brauche ich eine Menge an

Ausrüstung“. Wenn, wie erhofft, eine Kooperatio­n mit alternativ­en Wohngemein­schaften („Wohnhöfe“) zustande kommt – eine Fläche ist auf dem Fliegerhor­st reserviert

– würde die Tiny-HouseGrupp­e gern kooperiere­n.

„Ich will nicht extrem minimalist­isch leben“, sagt Esben Fest, „sondern leben mit dem Fokus aufs Wesentlich­e.“

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BILD: WOHLWAGEN

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