Platz für Minihäuser
Was Oldenburger an Tiny-Houses fasziniert – Fliegerhorst bietet Platz für innovative Wohnform
Günstig bauen und wohnen wollen Oldenburger, die „Tiny Houses“– KleinstHäuser um 15 bis 20 Quadratmeter – planen. Der Fliegerhorst bietet Platz für diese Wohnform
Günstig bauen und beim Wohnen aufs Wesentliche beschränken – diese Motive treiben Oldenburger an, die KleinstHäuser planen. Ihnen reichen 15 bis 20 m² aus, um Träume zu erfüllen.
ALEXANDERSFELD „Je mehr ich besitze, desto mehr besitzen mich die Dinge“: Esben Fest will nicht von Dingen besessen werden. „Ich bin gern im Bully unterwegs“, sagt der 47 Jahre alte Internet-Designer und Web-Entwickler. „Auf sieben Quadratmetern habe ich alles, was ich brauche.“
Etwas größer darf das TinyHouse zwar sein, das der Oldenburger plant. Für ein Eigenheim ist die Fläche allerdings lächerlich gering. „Ich habe die Vision, auf 40 Quadratmetern zu leben.“
Zusammen mit zehn bis zwölf Gleichgesinnten will Esben Fest seine Vision verwirklichen. Von Anfang 30 bis Mitte 50 reicht die Altersspanne der Tiny-House-Freunde, die sich alle paar Wochen in Oldenburg treffen. Die Stadt hat auf dem Fliegerhorst, angrenzend an den Kleinen Bürgerbusch, eine Fläche für MiniHäuser vorgesehen.
Im nächsten oder übernächsten Jahr steht das Areal zum Kauf. Esben Fest hofft, dass die Vision bis dahin so konkret ist, um den Kaufvertrag unterschreiben zu können. Ob die Gruppe gemeinsam als Käufer auftritt, wie die Flächen aufgeteilt werden und welche Gemeinschaftsräume es gibt – das alles sei noch offen.
Joana Stratmann wären die 40 m², die Esben Fest für sich plant, schon viel zu viel. „Auf 15 bis 20 Quadratmeter kann man locker zu zweit wohnen“, sagt die 33 Jahre alte Grafikerin. Sie habe „Spaß am Gestalten“. Eine Nummer kleiner: Kleinsthäuser („Tiny Houses“) gibt es in unterschiedlichen Formen. Allen gemeinsam ist das Ziel, günstig Wohnraum zu schaffen und den Wohnkomfort auf das Wesentliche zu beschränken.
Ihr aktuelles WG-Zimmer ist zwölf Quadratmeter groß. Das Bett lässt sich hochziehen, unter Podesten ist Stauraum. „Ich habe nicht das Gefühl, viel zu brauchen“, sagt die Oldenburgerin.
Für Joana Stratmann, die mit ihrem Lebensgefährten zusammenziehen will, wäre ein normales Einfamilienhaus „völlig überdimensioniert“. Ihr ist es wichtig, in Gemeinschaft zu leben, mit anderen Menschen Zeit zu verbringen, Dinge zu teilen. Der Einsatz regenerativer Energien ist selbstverständlich geplant. Schön wäre darüber hinaus eine Kleinst-Kläranlage, wie sie in Deutschland vielerorts gebaut wird, um teure Kanalbauten zu vermeiden. Am liebsten wäre Joana Stratmann autark. Doch das deutsche Baurecht schreibt einen Wasser- und Abwasseranschluss sowie Stromanschluss vor. „Leider.“
Eine Einschränkung machen die beiden: Sie benötigen zusätzlich zur Wohnfläche Lagerraum. Esben Fest ist Imker, „und für die Bienen brauche ich eine Menge an
Ausrüstung“. Wenn, wie erhofft, eine Kooperation mit alternativen Wohngemeinschaften („Wohnhöfe“) zustande kommt – eine Fläche ist auf dem Fliegerhorst reserviert
– würde die Tiny-HouseGruppe gern kooperieren.
„Ich will nicht extrem minimalistisch leben“, sagt Esben Fest, „sondern leben mit dem Fokus aufs Wesentliche.“