Nordwest-Zeitung

„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“

Warum F2P-Vize Katja Suding eine grundlegen­de Reform fordert

- VON PETRA SORGE, BGRO BERLIN

FRAGE: Zrau Suding, ist der Richterspr­uch zum Rundfunkbe­itrag zu begrüßen? SUDING: Das Urteil darf nicht als ein „Weiter so“verstanden werden. Wir sollten es zum Anlass nehmen, um nun über Struktur, Auftrag und Finanzieru­ng des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks zu reden. Die FDP fordert eine grundlegen­de Reform. Nur so findet der Rundfunkbe­itrag auch in Zukunft Akzeptanz. FRAGE: Eine Reform mahnen auch die Richter an: Sie haben den Beitrag für Zweitwohnu­ngsbesitze­r gekippt… SUDING: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es war schwer zu verstehen, warum ein Mensch auch für seine Zweitwohnu­ng den Beitrag zahlen musste, obwohl er ja niemals gleichzeit­ig in beiden Wohnungen Rundfunk konsumiere­n kann. Davon abgesehen bleibt nach dem Urteil weiterhin nicht nachvollzi­ehbar, warum ein Single nach geltender Gebührenor­dnung stärker belastet wird als eine Familie oder Wohngemein­schaft. Auch ändert der Richterspr­uch

nichts an den grundlegen­den Strukturen und Programman­geboten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich in Zukunft vorwiegend auf Bildung, Kultur und Informatio­nsvermittl­ung konzentrie­ren. Für die Grundverso­rgung benötigt man keine 20 Sender und Doppelstru­kturen. Da lässt sich einiges einsparen. FRAGE: Zum Grundauftr­ag gehört aber auch die Unterhaltu­ng, wie das Bundesverf­assungsger­icht klarstellt… SUDING: Es gibt Unterhaltu­ngsshows, die diesen speziellen Auftrag durchaus sprengen. Die Anstalten sollten hier nicht mit den privaten Sendern konkurrier­en. Das gilt auch für die Werbefinan­zierung, die nicht weiter ausgedehnt werden sollte. Deswegen wollen wir, dass die Anstalten weiterhin durch den Rundfunkbe­itrag finanziert werden, damit sich diese Konkurrenz nicht verschärft. Aber man sollte das System deutlich verschlank­en. FRAGE: ARD und ZDF stecken viel Geld in ihre zahlreiche­n digitalen Angebote. Rechtferti­gt dies nicht die 17,50 Euro im Monat? SUDING: Politik und Öffentlich­keit müssen sich Gedanken machen, wie ein Onlineprog­ramm bereitgest­ellt werden kann, ohne dass es horrend viel kostet. Durch eine Neudefinit­ion des Auftrags des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks, verbunden mit einer Verschlank­ung der Strukturen, lässt sich enorm viel einsparen. Übrigens fordern wir auch, dass in den Rundfunkrä­ten künftig weniger Vertreter mit Parteibuch sitzen. Wir wollen die politische Unabhängig­keit der Anstalten weiter stärken. FRAGE: Wird die FD2 also ihre 3ertreter in den Rundfunkr4­ten zurückzieh­en? SUDING: Wir ziehen die natürlich nicht einfach zurück. Ein solcher Schritt muss einhergehe­n mit einer umfassende­n Reform.

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