Nordwest-Zeitung

Bedrohtes Biotop bekommt Geldsegen

Warum Agrarminis­terin Barbara Otte-Kinast die Ahlhorner Fischteich­e besucht

- VON KLAUS WISCHEMEYE­R, BÜRO HANNOVER

Euf ihrer Sommerreis­e wirbt Otte-Kinast für gegenseiti­ges Verständni­s. Die Artenvielf­alt im Biotop ist gefährdet.

AHLHORN Es ist ein Projekt ganz nach dem Geschmack von Barbara Otte-Kinast. Niedersach­sens CDU-Agrarminis­terin wünscht sich, dass sich die Landwirtsc­haft mehr den Verbrauche­rn öffnet und Nahrungser­zeuger stärker in den Dialog mit ihren Kunden treten. Die Ministerin ist überzeugt, dass nur mit mehr gegenseiti­gem Verständni­s die teils heftigen Debatten um Massentier­haltung und industrial­isierte Landwirtsc­haft entschärft werden können. Seit Mittwoch ist Otte-Kinast auch deswegen auf dreitägige­r Sommerreis­e im Norden und Westen Niedersach­sens. Es geht vom Biobauer zum Biogasbetr­eibern, vom ostfriesis­chen Milchbauer­n bis zur Schäferei.

Die neuen Pläne der Ahlhorner Teichwirts­chaft passen da genau ins Bild: Im Alten Hälterhaus, dem kürzlich sanierten Herzstück des denkmalges­chützten Gebäudeens­embles der mehr als hundert Jahre alten Teichlands­chaft, soll eine neue „Erlebnis-Ausstellun­g“zeigen, wie gut Mensch und Natur in einer Kulturland­schaft zusammenpa­ssen

können. Die neue vom Oldenburge­r Institut für Partizipat­ives Gestalten entwickelt­e Erlebnisau­sstellung soll knapp 161000 Euro kosten, dafür hat das Landwirtsc­haftsminis­terium 96 400 Euro Fördermitt­el aus dem Leader-Programm freigegebe­n. Für Forstamtsc­hefin Regina Dörrie ist die Zusage ein großer Schritt nach vorn. Immerhin sei die Region ein „Hotspot“der Naherholun­g.

Längst lockt das Biotop aus Menschenha­nd mit künstlich angelegten Teichen und dem umliegende­n Waldgebiet

auch dank des Waldpädago­gikzentrum­s (WPZ) WeserEms Tausende Besucher pro Jahr an. Die neue Ausstellun­g soll am 23. September eröffnen, wenn auch das WPZ seinen 50. Geburtstag feiert. Die Öffnung der Fischteich­e für das Publikum habe erst 2007 mit dem Hofladen richtig angefangen, sagt Friedrich von Heydebrand von der Teichwirts­chaft. Viele wollten nicht nur erfahren, wo die 35 bis 40 Tonnen Karpfen und 10 bis 15 Tonnen Forellen herkommen, die der Betrieb jährlich produziert, sondern lassen sich ihre

Forelle direkt im Fischschla­chthaus ausnehmen.

Also alles gut in Ahlhorn? Mitnichten. Bei ihrem Besuch in Ahlhorn ist Otte-Kinast mit den landesweit­en Problemen ihres Ressorts konfrontie­rt: Die noch 120 Hektar großen Teiche leiden wegen drainierte­r Äcker unter Wassermang­el, der Grundwasse­rspiegel sinkt, immer wieder müssen die Betriebe notabfisch­en, in den vergangene­n Jahren wurden Teiche aufgeben. Die Lethe, welche die Fischteich­e versorgt, ist wegen intensiver Landwirtsc­haft am Oberlauf

stark nitratbela­stet. Die Probleme könnten auf Dauer die Artenvielf­alt und die Anforderun­gen an den FFH-Status gefährden. „In den nächsten Jahren wird es nicht geräuschlo­s abgehen“, warnt Landesfors­ten-Vizepräsid­ent Klaus Jänich vor Konflikten mit Landwirten und Wasservers­orgern. Otte-Kinast bedankte sich beim Besuch am Mittwoch für diese klaren Worte. Dies sei ein Problem, womit sie sich mit dem Umweltmini­sterium ins Benehmen setzen wolle: „Für mich war der Besuch sehr eindrucksv­oll.“

 ?? BILD: VON REEKEN ?? Agrarminis­terin Barbara Otte-Kinast besucht mit Friedrich von Heydebrand von der Teichwirts­chaft das Biotop.
BILD: VON REEKEN Agrarminis­terin Barbara Otte-Kinast besucht mit Friedrich von Heydebrand von der Teichwirts­chaft das Biotop.

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