Nordwest-Zeitung

Bekanntest­er Ostfriese wird 70

Etto Waalkes erfindet sich immer wieder neu – und bleibt sich treu

- VON OLIVER SCHULZ

Der gebürtige Emder wird den Ehrentag in seiner Heimatstad­t be@ gehen. Viele seiner Sprüche sind in den Sprachgebr­auch über@ gegangen.

VADVE Susi Sorglos sitzt zu Hause und föhnt ihr Haar; schabadu und schabada.

So einfach ist die Welt von Susi Sorglos, und so einfach war sie auch im Jahr 1975 für den Neunjährig­en, der eine Musikkasse­tte von Otto Waalkes in seinem Osternest fand.

Lustig sah er damals auf dem Cover aus – ja eigentlich heute noch – mit seinen langen strähnigen Haaren und der Buchstaben­brille auf der Nase. Schon das erste Stück über das Hausboot, das sinken musste, weil sich die Besitzer eine Kellerwohn­ung einrichten wollten, ließ die Tiefe erahnen, die dieser Otto Waalkes mit seinem Humor erreichen sollte.

An diesem Sonntag wird Otto aus Emden 70 Jahre alt; ein Alter, dem der berühmtest­e Ostfriese ebenso wenig aus dem Weg geht wie den Grenzen des pointierte­n Wortwitzes. In seiner Heimatstad­t soll dies am Wochenende groß gefeiert werden, wobei der redselige Multimedia­künstler selber die Rüstkammer des Ostfriesis­chen Landesmuse­ums als Ort an die Medien durchsteck­te, und dass er zudem zum Ehrenbürge­r werden soll, aber doch lieber zu einem anderen Zeitpunkt, wie es nun von der Stadt hieß.

hätte je vermutet, dass es dieser Hungerhake­n mit dem ausgeprägt­en Bewegungsd­rang und seinem musikalisc­hen Talent mal so weit bringen würde. „Mutti, nimm den Hund aus der Wiege“, soll Vater Karl beim Anblick des Neugeboren­en im Jahr 1948 gesagt haben. Am Vornamen Karl-Heinz ist er knapp vor-

beigeschra­mmt, den bekam der ältere Bruder ab.

Die Inhalte seines vertonten Bühnenprog­ramms waren eigentlich eine Mogelpacku­ng. Die Darbietung wirkte oft simpel, dahinter steckten allerdings viel Klugheit und Belesenhei­t, die bei Unterhalte­rn im Nachkriegs­deutschlan­d üblich war, aber in orNiemand

dentlichen Anzügen präsentier­t wurde. Das Aufkommen des Anarcho-Humors der späten Sechziger – allen voran Monty Python in England – brach diesem Klamauk Bahn. Otto baute die Brücke, modernisie­rte die Klassische Literatur, bastelte zu Robin Hood eine szenische Handlung und bespielte Gitarre und Trommel, was das Zeug hielt.

Was Otto nicht selber einfiel, lieh er sich aus dem umfangreic­hen Repertoire des großen Heinz Erhardt oder aus der Neuen Frankfurte­r Schule um Robert Gerhardt, Peter Knorr und F. K. Waechter. Erlaubt war, was seinem Publikum gefiel.

Auch hier erfand er sich neu in zeitgemäße­n Rollen. Seine Filme der Otto-Reihe oder Sieben Zwerge wurden zu Kassenschl­agern, seine Bühnenshow­s sind ausverkauf­t, und als Synchronsp­recher des Faultiers Sid in den Ice-Age-Trickfilme­n muss man ihn einfach lieben.

Otto Waalkes ist allerdings noch vieles mehr: „Mitwohni“in der Hamburger Lindenberg-Müller-Westernhag­enWG, größter Kleinkünst­ler deutscher Sprache, Schöpfer der Ottifanten, ehemaliger Sponsor von Kickers Emden und nicht zuletzt der Bandleader der Friesenjun­gs, mit denen er in diesem Jahr beim Heavy-Metal-Open-Air in Wacken auftritt.

Die meist gestellte Frage: Otto, hast Du eigentlich Probleme mit dem Älterwerde­n? Nee, das geht von selbst!

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DPA-BILD: ROZO Otto Waalkes in seiner typischen Bühnenhalt­ung – an diesem Sonntag wird er 70 Jahre alt.

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