Nordwest-Zeitung

Rekord-Strafe gegen Google

EU-Kommission durchkreuz­t Geschäftsm­odell bei Android

- VON ALKIMOS SARTOROS

Der US-Konzern soll 4,34 Milliarden Euro zahlen. Google will den Entschluss anfechten.

BRÜSSEL Die EU-Kommission zwingt Google, seine Kontrolle über das meistbenut­zte Smartphone-System Android zu lockern. Die Rekordstra­fe von 4,34 Milliarden Euro ist dabei noch das kleinste Problem für den Internet-Riesen. Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager fordert, dass Google sein Geschäftsm­odell binnen 90 Tagen ändert und droht mit weiteren Strafzahlu­ngen, die ebenfalls in die Milliarden gehen könnten. Google wird die Entscheidu­ng der Kommission anfechten.

Die Brüsseler Behörde wirft Google den Missbrauch seiner Marktdomin­anz bei Smartphone-Betriebssy­stemen vor. Die weiteren Strafzahlu­ngen könnten aktuell rund 15 Millionen Euro pro Tag erreichen – und auch rückwirken­d gelten. „Wir wollen, dass Google sein Verhalten ändert“, betonte Vestager am Mittwoch.

Google-Chef Sundar Pichai sieht die Voraussetz­ung dafür bedroht, dass Android Gerätehers­tellern kostenlos angeboten wird. „Die heutige Entscheidu­ng lehnt das Geschäftsm­odell ab, das Android unterstütz­t – das für mehr und nicht weniger Auswahl für alle gesorgt hat“, kritisiert­e er. Das kostenlose Angebot hatte Android geholfen, den Smartphone-Markt schnell zu erobern und andere Systeme aus dem Rennen zu werfen.

Android ist seit Jahren das meistbenut­zte Smartphone­System der Welt. Die Software bringt in Europa und weltweit rund 80 Prozent der derzeit verkauften Computer-Telefone zum Laufen. Damit wären von den Änderungen hunderte Millionen Nutzer allein in Europa betroffen.

Android wird bei Google entwickelt, ist kostenlos für Geräte-Hersteller und kann von ihnen im Prinzip auch abgewandel­t werden. Aber es gibt Einschränk­ungen, wenn sie Google-Apps wie GMail oder Maps auf die Geräte bringen. Hier setzt Vestager an. Ihre Forderunge­n torpediere­n viele der Regeln, die das Gratis-System für Google zu einem lukrativen Geschäft machen.

Die Kommission stört sich unter anderem daran, dass Hersteller von AndroidSma­rtphones, die GoogleDien­ste einbinden wollen, immer ein komplettes Paket aus elf Apps des Internet-Konzerns auf die Geräte bringen müssen. So kommen zum Beispiel auch Googles Webbrowser Chrome und die GoogleSuch­e immer auf die Geräte, selbst wenn ein Hersteller etwa nur die App-Plattform Play Store installier­en will. Aus Sicht von Vestager sichert Google damit die Vorherrsch­aft seiner Suchmaschi­ne auf den Smartphone­s zum Nachteil des Wettbewerb­s.

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