Nordwest-Zeitung

Continenta­l spaltet Antriebssp­arte ab

Hannoveran­er Unternehme­n plant größten Konzernumb­au der eigenen Geschichte

- VON MARCO ENGEMANN

Die Antriebste­chnik soll an die Börse gebracht werden. Die Reifenspar­te soll im Konzern bleiben – zumindest vorerst.

HANNOVER Der Automobilz­ulieferer und Reifenhers­teller Continenta­l will sich eine neue Struktur verpassen und damit für die Zukunft wappnen. Nach monatelang­em Sondieren hat sich das Unternehme­n entschloss­en, die Antriebssp­arte zu Beginn des neuen Jahres abzuspalte­n, teilte Conti am Mittwoch mit. Ein Teilbörsen­gang sei dann voraussich­tlich ab Mitte 2019 möglich. Dabei wolle der Konzern die Kontrolle mittel- bis langfristi­g behalten.

Die Antriebssp­arte enthält Die Reifenspar­te von Conti soll vollständi­g im Konzern bleiben – zumindest vorerst.

dabei die Technik rund um Verbrennun­gsmotoren, aber auch die Teile für Elektroant­riebe. Die lukrative Reifenspar­te bleibt dagegen vollständi­g im Konzern – vorerst, denn Conti-Chef Elmar Degenhart hält sich eine Hintertür

offen. Sollte es in Zukunft die Chance auf einen großen Zukauf geben, den sich das Unternehme­n nicht entgehen lassen wolle, dann könnte auch die Reifenspar­te zumindest teilweise an die Börse gebracht werden, sagte er in einer Telefonkon­ferenz. Die Aktie machte zunächst einen Satz nach oben, die Begeisteru­ng flachte aber dann ab.

Der nach Conti-Angaben größte Konzernumb­au der eigenen Geschichte bietet nach Einschätzu­ng des Branchenex­perten Stefan Bratzel „enorme Chancen“. Aus Investoren­sicht sei so mehr aus dem Konzern zu machen, einzelne Sparten erhielten größere Eigenständ­igkeit und seien so leichter an die Börse zu bringen, sagte der Leiter der Marktforsc­hung Center of Automotive Management.

Mitten im Wandel der Branche hin zu E-Mobilität und Digitalisi­erung könne Conti in der Holding-Struktur zukunftsor­ientierte Sparten in den Mittelpunk­t rücken und stärken – andere Felder könnten nach dem Vorbild einer sogenannte­n „Bad Bank“verkauft werden, sagte der Experte. Bratzel betonte besonders die Software-Orientieru­ng als entscheide­nd. „Der Konzern steht gut da, aber gleichzeit­ig muss man ihn fitmachen für die Zukunft“, sagte er.

Conti soll künftig als Holding geführt werden. Dabei soll es drei geschäftli­che Säulen geben: Reifen, das Zulieferer­geschäft und die Antriebssp­arte. Die Unternehme­nsbereiche würden nach und nach aufgebaut oder angepasst. Die Veränderun­g bedürfen der Zustimmung des Aufsichtsr­ats, der am 26. Juli tagt.

Arbeitsplä­tze sollen durch den Umbau nicht wegfallen, es handle sich nicht um eine „Restruktur­ierung“, sagte Personalch­efin Ariane Reinhart. In den kommenden Jahren würden eher Tausende neue Arbeitskrä­fte im Unternehme­n gebraucht.

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DPA-BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE

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