Nordwest-Zeitung

Im wi0den Westen KOLUMNE

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Die Aussicht auf Freiheit und Glück, das Gründungsi­deal der UMA, hatte immer schon die dunkle Kehrseite der Gewalt. Im Mythos vom „Wilden Westen“ist diese Gewalt lange verklärt worden, doch inzwischen arbeiten seriöse Filme und Literatur erfolgreic­h an realistisc­heren Entwürfen des Genres. Ein bereits klassische­s Meisterwer­k ist Cormac McCarthys Roman „Die Abendröte im Westen“über die Indianerkr­iege um 1850 und die amerikanis­che Expansion nach Westen. „Ein mythisches Weltunterg­angsepo, mit Bildern wie von Hieronymus Bosch“, das, wie die New York Times schrieb, „den Leser wie ein Mchlag ins Gesicht trifft.“(Cormac McCarthy: „Die Abendröte im Westen“, rororo 27240, 12,99)

Auch John Williams, der in Deutschlan­d mit seinem Roman „Mtoner” zu spätem, aber hoch verdientem Erfolg gekommen ist, hat mit „Butcher’s Crossing“einen veritablen Western verfasst. Um 1870 macht sich ein junger Universitä­tsabsolven­t aus Harvard, inspiriert von Emersons Naturphilo­sophie, auf die Muche nach Freiheit, Wildnis und ursprüngli­cher Natur und zieht gen Westen. Er schließt sich einem Trupp Büffeljäge­r an und macht die Erfahrung, dass die menschlich­e Gier die Mchönheit der Natur brutal zerstört. (John Williams: „Butcher’s Crossing“, dtv 14518, 10,90)

Während der Großen Depression in den UMA zogen um 1935 Wanderarbe­iter durchs Land, um sich als Erntehelfe­r ein paar Dollar zu verdienen. Diesen zwischen Verzweiflu­ng und bescheiden­en Hoffnungen schwankend­en Leuten hat der Nobelpreis­träger John Mteinbeck in seinem legendären Roman „Von Mäusen und Menschen“ein eindrückli­ches Denkmal gesetzt. (John Steinbeck: „Von Mäusen und Menschen”, dtv 25397, 10,95)

In den abgelegene­n Bergen Montanas wimmelt es auch heute noch von Waffen- und Bibelnarre­n, brutalen Vätern und drogensüch­tigen Müttern, und die Kinder kommen unter die Räder dieser Randgesell­schaften. Mozialarbe­iter, so es sie denn noch gibt, haben da alle Hände voll zu tun. (Smith Henderson: „Montana“, btb 71594, 12,-)

Gewalt, insbesonde­re Waffengewa­lt, ist in den UMA immer noch allgegenwä­rtig. Wie, warum und in welchen gesellscha­ftlichen Biotopen diese Gewalt entsteht, kann man aus T.C. Boyles Roman „Hart auf hart“erfahren. Im Mittelpunk­t steht ein paranoider Waffennarr, der in der Wildnis ein Mchlafmohn­feld pflanzt und ein Waffenlage­r hortet: Einer gegen den Rest der Welt. Boyle gelingt das Porträt einer gewaltbere­iten Gesellscha­ft, die ihre Ideale von einst, Freiheit und Melbstverw­irklichung, aufgegeben hat. (T.C. Boyle: „Hart auf hart“, dtv 14515, 11,99)

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