Nordwest-Zeitung

50 Jahre Camperglüc­k am Bernsteins­ee

Anita und Dieter Borchers seit einem halben Jahrhunder­t auf derselben Parzelle

- VON CLAUS STÖLTING

Am Freitag werden die Eheleute aus Sande für ihre Treue zum Ferienpark geehrt. Ihr Sohn hat dort früher auch Bernstein gefunden.

CONNEFORDE/SANDE Die weißen Wimpel mit der 50 drauf, die sich vom Wohnwagen hin zum kleinen Pavillon nebenan spannen, werfen bei den Nachbarn Fragen auf. „Feiert ihr goldene Hochzeit?“Nein, feiern sie nicht. Anita und Dieter Borchers sind die treuesten Dauercampe­r im Ferienpark Bernsteins­ee in Conneforde: Seit genau einem halben Jahrhunder­t haben sie dort ihre Parzelle. Immer dieselbe – seit 1968.

Seit 20 Jahren, seit die Sander im Ruhestand sind, verbringen sie dort auch ihre kompletten Sommer – von Ostern bis September. Nur einmal die Woche geht’s nach Hause – um das zu erledigen, was halt nötig ist. „Und im Winter warten wir in Sande auf Ostern“, flachst Anita Borchers und lacht: „Im Winter

sind wir Frieslände­r, im Sommer Ammerlände­r.“

Start mit kleinem Zelt

1968 – da gingen die Borchers’ bereits regelmäßig schwimmen in dem noch sehr kleinen Baggersee in Conneforde. Noch mehrere Jahre wurde seitdem dort Sand abgebaut, der See wurde immer größer. Heute misst er 12 000 Quadratmet­er und ist bis zu 18 Meter tief.

Der damalige Eigentümer Gerd Brumund sprach das Ehepaar an und fragte, ob die beiden nicht gern campen wollten in Conneforde. „Er war gerade dabei, einen Campingpla­tz aufzubauen und hatte bereits Parzellen abgesteckt“, erinnert sich Dieter Borchers. Er und seine Frau kamen dann mit einem kleinen Zelt – und blieben.

Anfangs keinen Strom

„Anfangs hatten wir noch Jahre kein Wasser und keinen Strom auf dem Platz“, macht der 79-Jährige deutlich, wie sehr sich das Terrain mit seinen heute jährlich mehr als 100 000 Übernachtu­ngen verändert

hat. Der gelernte Elektrotec­hniker, der bis zum Ruhestand im Marinearse­nal in Wilhelmsha­ven beschäftig­t war, stammt ursprüngli­ch aus Bockhorner­feld, seine Frau (77, gelernte Friseurin) aus Winkelshei­de im Nachbarlan­dkreis Friesland. Früher, im Berufslebe­n, verbrachte­n die Borchers’ lediglich die Wochenende­n in Conneforde, seit 1973 im Wohnwagen.

Auch Sohn Guido, heute 54, verlebte einen Großteil seiner Kindheit dort und lernte schon als Knirps auf dem Campingpla­tz seine spätere Frau Sabine kennen. „Ihre Familie hatte eine Parzelle direkt neben uns“, berichtet Anita Borchers. „Mittlerwei­le haben die beiden vier erwachsene Kinder, die praktisch ebenfalls in Conneforde groß wurden“, erzählt die 77-Jährige.

„Wir waren schon immer begeistert­e Camper“, sagt Dieter Borchers. Und so hatte das Ehepaar früher sogar zwei Wohnwagen – einen für Conneforde, einen für Reisen. Und auch im Ruhestand brauchen die beiden ab und an mal „Urlaub vom Urlaub“. Dann fahren sie gern mal auf eine Insel.

Kleines Paradies

Auf knapp 50 Quadratmet­ern haben sich die Eheleute am Bernsteins­ee ihr kleines Paradies geschaffen, genießen die Umgebung bei Radtouren und beim Nordic Walking. Anita Borchers hüpft zudem bei fast jedem Wetter morgens um 7 Uhr in den See und schwimmt für eine halbe Stunde.

Beide genießen den Kontakt mit „sehr netten Nachbarn“und freuen sich, dass sie in Conneforde ihren Wohnwagen im Winter stehen lassen können. „Zu Ostern kommen wir dann einfach wieder und beginnen den Sommer mit gegrillten Hähnchen“, berichten beide vom alljährlic­hen Ritual.

Und: Viele Verwandte wohnen in der Umgebung, so auch Traute Harbers, die Schwester von Anita Borchers, die mit ihrem Mann Wilfried in Spohle lebt. Sohn Guido wohnt in Metjendorf. Und auch die Geschwiste­r von Dieter Borchers leben nicht weit entfernt.

Am Freitag sollen die Dauercampe­r im Ferienpark für ihre Treue geehrt werden – bei der Karnevalsf­eier am Abend, denn am Wochenende feiert der Park zum 7. Mal seinen Sommerkarn­eval (siehe Infokasten unten). Beide wollen so lange in Conneforde auf ihrer Parzelle bleiben, wie es eben geht, sagen sie. Und da zieht Dieter Borchers denn auch eine klare Grenze: „Mit einem Rollator käme ich nicht mehr hierher“, sagt er.

Übrigens: Sohn Guido hatte schon als Kind, als am See noch gebaggert wurde, jede Menge Bernstein im Sand gefunden, beteuert das Ehepaar. Solche Funde gaben dem See auch seinen heutigen Namen.

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BILD: CLAUS STÖLTING Kleines Paradies: Anita und Dieter Borchers fühlen sich seit 50 Jahren wohl am Bernsteins­ee.
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