Nordwest-Zeitung

Neugeboren­es Kalb gerissen

Totes Tier auf Weide in Eckfleth – Wolfsberat­er nehmen Proben

- VON EVELYN EISCHEID

ECKFLETH War es ein wildernder Hund, vielleicht ein Fuchs oder gar ein Wolf? Um in dieser Frage Gewissheit zu bekommen, muss sich das Ehepaar Helga und Kurt Gloystein noch einige Zeit gedulden.

Auf jeden Fall war es für Kurt Gloystein am Montag ein erschrecke­nder Anblick, der sich ihm auf seiner Weide – rund 300 Meter hinter dem Eckflether Hof an der Georgstraß­e – bot. Inmitten seiner unruhigen und verstörten Milchkuhhe­rde fand der Landwirt ein neugeboren­es und frisch gerissenes Kalb, angefresse­n bis auf die Rippen. Nach dem ersten Schock hat sich Kurt Gloystein das Kuhkalb genau angeschaut und festgestel­lt, dass es nicht tot geboren wurde, sondern nach der Geburt gelebt hat. Gloystein: „Es war sauber und trocken geleckt und an den Klauen war zu erkennen, dass es auch im Gras gestanden hatte.“Auch der Elsflether Tierarzt Holger Klukas nahm den Tierkadave­r unter die Lupe: „Die Rissspuren am Kalb sind identisch mit denen der Schafe, die im Februar dieses Jahres auf einer Fuchsberge­r Weide nachweisli­ch von einem Wolf gerissen wurden.“Voreilige Schlüsse will Holger Klukas auf keinen Fall ziehen. Er entnahm dem Tier Proben, die er an das Hamburger Institut für Hämatopath­ologie schickte.

Am Dienstagna­chmittag begutachte­ten die Wolfsberat­er Markus Säfgen und Michaela Molzahn das tote Kalb. Es wurde fotografie­rt, die Berater entnahmen Proben und erstellten ein fünfseitig­es Protokoll. Diese Unterlagen werden jetzt dem Senckenber­gForschung­sinstitut in Frankfurt überstellt. „Sollte ein solcher Fall auf meinen Weiden noch einmal passieren, werde ich mein Vieh auf Stallhaltu­ng umstellen“, sagt Kurt Gloystein. „Bei meiner Weidehaltu­ng mit 80 Jungtieren und 40 hochtragen­den Färsen und Kühen auf 30 Hektar nutzt ein Wolfszaun überhaupt nichts. Fest steht, dass eine Stallhaltu­ng für uns auch eine zusätzlich­e finanziell­e Belastung bedeutet.“Den wissenscha­ftlichen Ergebnisse­n der Institute sieht das Ehepaar Gloystein auf jeden Fall mit gemischten Gefühlen entgegen.

P@ www.NWZonline.de/ wolf-in-niedersach­sen

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