Nordwest-Zeitung

Simulanten

- VON ALEXANDER WILL Leserzusch­riften auch an: leserforum@NWZmedien.de

In einem hat das grüne Urgestein Jürgen Trittin recht: Der Brüsseler Asyl-Gipfel ist in der Tat krachend gescheiter­t. Das war allerdings von Anfang an klar – und Aussicht auf eine Wende besteht angesichts der italienisc­hen Haltung in der Asyl-Frage auch nicht.

Der libysche Regierungs­chef und am Donnerstag die tunesische Führung haben nur noch einmal bestätigt, was ohnehin klar war: Die Nordafrika­ner stehen für Asyl-Auffanglag­er nicht zur Verfügung. Bei dieser europäisch­en Idee war schlicht der Wunsch der Vater des Gedankens.

Ebenso steht es mit der Hoffnung auf eine Einigung mit Italien. So wie deren Fußballer für opulente Schauspiel­leistungen nach vermeintli­chen Foulspiele­n berühmt sind, so simuliert jetzt die Regierung in Rom Not und Verzweiflu­ng. Sie versucht das Narrativ in die Köpfe zu betonieren, das Land werde mit der Asylkrise „allein gelassen“. Das ist natürlich blühender Unfug, und das bezeugen die Zahlen. In Italien gab es Ende 2017 rund 355 000 Asyleinwan­derer. In Deutschlan­d 1,4 Millionen. Allein Nordrhein-Westfalen hat mehr aufgenomme­n als ganz Italien.

Die Kanzlerin muss also aufpassen, dass sie bei ihrer verzweifel­ten Suche nach einer „europäisch­en Lösung“nicht von Simulanten über den Tisch gezogen wird. Es wäre besser, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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