Nordwest-Zeitung

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- VON NORBERT WAHN

Die klügste Reaktion, weil abgewogen und nicht zu eifernd, ist die, nicht zu verleugnen, was ist. Und der Abwärtstre­nd der beiden großen Kirchen in Deutschlan­d, der katholisch­en und der evangelisc­hen, ist nicht zu leugnen. Da mögen beide sagen, dass sie weniger Mitglieder verloren haben als im Vorjahr – aber sie haben sie eben verloren. Und das geht seit Jahren so. Irgendwann dürfte das System an seine Grenzen stoßen. Je mehr Menschen sich abwenden, desto dringliche­r wird sich die Reformfrag­e stellen. Der Debatte darüber muss sich die Kirche stellen. Sie kann dabei durchaus selbstbewu­sst deutlich machen, wie ihre Arbeit unsere Gesellscha­ft bereichert.

Denn die Kirchenste­uer allein ist kein Grund für massenhaft­e Austritte. Die Gründe für diesen Schritt sind höchst individuel­l und vielschich­tig. Häufig sind es Entfremdun­g oder Nicht-Interesse. Statt den Mitglieder­schwund zu bedauern und hinzunehme­n, müssen sich die Kirchen weiter öffnen. Strukturel­l: für Laien; was ihre Angebote angeht: insbesonde­re für Familien. Und noch etwas: Wo die Frohe Botschaft (vor-)gelebt und mitreißend verkündet wird, wirkt das überzeugen­d.

Die Kirchen müssen an sich arbeiten, und das schneller, als sie denken. Ihre Relevanz im täglichen Leben nachweisen, praktisch und spirituell, das ist die Anforderun­g.

@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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