Weiter öffnen
Die klügste Reaktion, weil abgewogen und nicht zu eifernd, ist die, nicht zu verleugnen, was ist. Und der Abwärtstrend der beiden großen Kirchen in Deutschland, der katholischen und der evangelischen, ist nicht zu leugnen. Da mögen beide sagen, dass sie weniger Mitglieder verloren haben als im Vorjahr – aber sie haben sie eben verloren. Und das geht seit Jahren so. Irgendwann dürfte das System an seine Grenzen stoßen. Je mehr Menschen sich abwenden, desto dringlicher wird sich die Reformfrage stellen. Der Debatte darüber muss sich die Kirche stellen. Sie kann dabei durchaus selbstbewusst deutlich machen, wie ihre Arbeit unsere Gesellschaft bereichert.
Denn die Kirchensteuer allein ist kein Grund für massenhafte Austritte. Die Gründe für diesen Schritt sind höchst individuell und vielschichtig. Häufig sind es Entfremdung oder Nicht-Interesse. Statt den Mitgliederschwund zu bedauern und hinzunehmen, müssen sich die Kirchen weiter öffnen. Strukturell: für Laien; was ihre Angebote angeht: insbesondere für Familien. Und noch etwas: Wo die Frohe Botschaft (vor-)gelebt und mitreißend verkündet wird, wirkt das überzeugend.
Die Kirchen müssen an sich arbeiten, und das schneller, als sie denken. Ihre Relevanz im täglichen Leben nachweisen, praktisch und spirituell, das ist die Anforderung.
@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de