Nordwest-Zeitung

Löw sucht ab jetzt persönlich­e Gespräche

Rummenigge greift DF: an – Müller-Wohlfahrt hört auf

- VON STEPHAN KÖHNLEIN

FRANKFURT Im weißen Hemd und in schwarzer Anzughose erschien Joachim Löw äußerlich so elegant wie meistens. Innerlich aber wirkte der Bundestrai­ner beim ersten öffentlich­en Statement nach dreiwöchig­em Schweigen zum WM-Desaster trotz ruhiger Stimme angespannt – vor allem, als er auf seinen früheren Kapitän Philipp Lahm angesproch­en wurde. An den 34Jährigen, der ihm nach dem erstmalige­n Vorrunden-K.o. in Russland zu einem anderen Führungsst­il geraten hatte, richtete Löw eine unmissvers­tändliche Botschaft. „Ich weiß schon, wie man mit Spielern kommunizie­rt und welchen Führungsst­il die Spieler brauchen“, konterte Löw am Freitag. Lahms Privat-Analyse sei daher „nicht sehr erfreulich“gewesen.

Lediglich rund drei Minuten redete der Bundestrai­ner vor der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Von 9.30 Uhr bis zum Nachmittag hatte der 58Jährige dem DFB-Präsidium

zuvor erste Ergebnisse der WM-Aufarbeitu­ng präsentier­t. Vor allem an Einstellun­g und Spielauffa­ssung will er ansetzen. „Es muss uns wieder gelingen, wie in den Jahren zuvor, dass man unseren Spielern die Freude, den Spaß, die Leidenscha­ft für Deutschlan­d zu spielen anmerkt – auf und neben dem Platz“, sagte Löw später in einem DFB-Interview. Es sei natürlich vor allem auch seine Aufgabe, „dieses Feuer, diese Begeisteru­ng, die Hingabe, die Emotionen, den Stolz wieder zu wecken“.

Die heftige Attacke von

Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge bekam Löw zunächst nicht einmal mit. Rummenigge hatte in München die DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel scharf kritisiert und geäußert, dass der DFB „eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren“sei.

Und dann schlug der Bayern-Boss auch noch ausgerechn­et Lahm als idealen Mann für den DFB vor. „Ich halte Philipp Lahm und seinen Berater Roman Grill als perfekt passend für den DFB, weil Philipp diese Qualität hat, möglicherw­eise für einen Verband zu arbeiten“, sagte der 62-Jährige. Rummenigge könnte sich für den Kapitän der Weltmeiste­relf von 2014 zum Beispiel eine Stelle als Vizepräsid­ent vorstellen, „um dem Präsidium ein Stück mehr Profession­alität zu geben“. Im Moment fehle ihm „so ein bisschen die Fußballkom­petenz“im DFB.

Sicher ist indes nicht erst seit Freitag, dass es personelle Veränderun­gen im und womöglich auch um das Nationalte­am herum geben wird. „Ich werde ab jetzt auch die Gespräche suchen und führen, und dann werden wir die Entscheidu­ngen in personelle­r Hinsicht treffen“, sagte Löw. Am 29. August wird der Bundestrai­ner laut DFB-Chef Grindel dann bekanntgeb­en, mit wem er künftig auf und neben dem Platz noch zusammenar­beiten will – und mit wem nicht.

Derweil beendet Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach über 20 Jahren seine Tätigkeit als Arzt der Fußball-Nationalma­nnschaft. Die WM in Russland war das letzte Turnier des 75-Jährigen.

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DPA-BILD: PEDERSEN Kritisiert­e DFB: Karl-Heinz Rummenigge
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DPA-BILD: ROESSLER Kritisiert­e Philipp Lahm: Joachim Löw

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