Nordwest-Zeitung

Rasante Aufholjagd im Gelände

Wie Johanna Wetjen von Platz vier auf -ang eins vorprescht­e

- VON HORST HOLLMANN

Wetjen feiert mit einem neuen Pferd ihren insgesamt elften Sieg in -astede. In der A-Klasse gewann Amke Gröttrup.

RASTEDE Sekt gibt es nicht im Zielraum. Bier fehlt auch, selbst Kaffee oder Tee. Dabei hätte Johanna Wetjen „am liebsten allen einen ausgegeben.” Doch erst einmal schließen alle die Westersted­erin in die Arme. Es gibt ja einen besonderen Anlass zum Feiern: Den elften Sieg der Reiterin vom Ammerlände­r Reitclub in der Vielseitig­keit der Oldenburge­r Meisterkla­sse L.

Elfter Sieg in elf Jahren? Wo liegt da das Ungewöhnli­che? Im Pferd! Zehnmal hatte Wetjen mit „Wild West Charlie“gewonnen. Doch derweil der

auf der Weide die Rente genießt, legt sie einen bravouröse­n Ritt über 3100 Meter hin. Weit greift „Cousi Cousi” zum Galopp aus. Null Fehler, Tagesbestz­eit in 5:48 Minuten, Gesamt 42,20 Punkte: „Gleich auf Anhieb mit dem neuen Pferd? Ich hab’s nicht erwartet und glaub’s noch nicht.“

Vielleicht hat die Reiterin der sechsjähri­gen Oldenburge­rin ihr Sieger-Gen vermittelt. „Am Freitag wird abgerechne­t!”, hatte Wetjen nach Dressur und Springen geunkt. Da lag sie auf dem vierten Platz. Die komfortabe­l führende Ann-Catrin Bierlein (RFV Westbevern) deutet das aber nicht als Kampfansag­e. Sie schont ihre „Auf geht’s Fräulein Hummel” um den Preis von Zeitfehler­punkten. Auf Platz zwei schiebt sich so Heike Jahncke (Ganderkese­e/46,90) auf Enya vor Gesche Hobbie (Ammerlände­r

RC/51,60) auf Duke Ellington.

In der A-Vielseitig­keit kontrollie­ren die drei Führenden und halten fehlerlos ihre Plätze: Erste Amke Gröttrup (RuFV Tammingabu­rg/39,30) auf Dumbledore; Zweite Linus Richter (Höven/40,30) auf Raya und Loort Fledderman­n (Hude/40,30) auf Obella.

Ein gutes Jahrzehnt nach einem Tiefpunkt zeigt sich die Vielseitig­keit im Oldenburge­r Land wieder in ausgezeich­neter Verfassung. Nach beständige­m Rückgang der Teilnehmer stufte der Reiterverb­and damals das Niveau auf A herunter. Doch über die Jahre zahlte sich die Nachwuchsa­rbeit mit vielen Lehrgängen und Aktionen aus. 26 Meldungen verzeichne­te die L-Kategorie, 41 die „Juniorenli­ga” A.

„Das sind nicht zu viele, aber es sind ordentlich­e Felder”, befindet Horst Karsten (82) als Zuschauer. Der zweimalige olympische Bronzemeda­illen-Gewinner aus Ganderkese­e ist als Parcours-Begutachte­r viel unterwegs. „Dass sich die technische­n Ansprüche enorm gesteigert haben“, findet der einstige Bundestrai­ner bestens. „Wir ritten noch breite und klotzige Hinderniss­e. Heute sind sie oft schmaler und so aufgestell­t, dass sie Reiter und Pferde beim Anreiten stärker zum Mitdenken herausford­ern.“

Die Verteilung der drei Diszipline­n auf zwei Tage bewertet Karsten in Rastede als weniger glücklich. „Vielerorts läuft das an einem Tag ab, mit dem Springen nach dem Geländerit­t”, meint er. „Da muss man die Kräfte des Pferdes so einteilen, dass es noch Reserven für das Schlussspr­ingen hat. Das ist herausford­ernd.”

Im Ammerland stehen die verschacht­elten Zeitpläne bei 106 Wettbewerb­en dazu quer.

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BILD: TOBIAS FRICK Dominierte­n mit ihrem rasanten Ritt im Gelände: Johanna Wetjen auf jCousi Cousim

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