Nordwest-Zeitung

Wanderer zwischen den Welten sucht nach Frieden

1änger und Songwriter Yusuf Islam alias Cat Stevens wird 70 – In Musikwelt zurückgeke­hrt

- VON ULI HESSE

LONDON Cat Stevens ist zurück. Mit seinem letzten Album „The Laughing Apple“(2017) knüpfte er wieder an sein früheres Werk an, wenn auch unschuldig­er, mit dicken Pinselstri­chen und Primärfarb­en, wie er es in einer „TED Conversati­on“beschrieb: „Sei präsent in der Welt, lächle, mach dir keine Sorgen!“An diesem Samstag feiert der ewig Suchende seinen 70. Geburtstag.

Er wuchs als Steven Georgiou über dem Restaurant seiner Eltern im Londoner West End auf, mit einem griechisch-zypriotisc­hen Vater und einer schwedisch­en Mutter. Er wurde streng religiös erzogen. Die Beatles inspiriert­en den Teenager, Gitarre zu lernen und seinen ersten Song zu schreiben: „Mighty Peace“.

Der Song „Matthew and Son“seines gleichnami­gen Debütalbum­s machte ihn

1967 als Cat Stevens zum Popidol. Der Song „The First Cut Is The Deepest“wurde später als Cover-Version zum weltweiten Hit. Doch er erkrankte so schwer an Tuberkulos­e, dass er ein Jahr aussetzen musste und seine spirituell­e Ader entdeckte.

Folk ersetzte Pop und machte ihn in den 70ern weltweit bekannt als gefühlvoll­en Sänger und Songwriter –

unter anderem für den Soundtrack der schwarzen Kult-Komödie „Harold und Maude“. Aus seiner Suche nach dem Sinn des Lebens entstanden Erfolgsalb­en wie „Tea for the Tillerman“, gefolgt von Hitparaden-Songs wie „Peace Train“und „Moonshadow“.

Doch auf der Höhe seines Ruhms kehrte er dem Musikgesch­äft den Rücken und zog sich für 25 Jahre daraus zurück. Auslöser war ein lebensbedr­ohliches Erlebnis – er ertrank fast im Pazifik bei Malibu. „Ich verlor die Kontrolle, ich hatte keine Macht – und in dem Moment fand ich Gott wieder“, erinnerte er sich. Sein Bruder gab ihm sechs Monate später den Koran zu lesen, 1977 konvertier­te er zum Islam und aus Cat Stevens wurde Yusuf Islam.

Der frühere Platin-Sänger spendete die Tantiemen für alle Lieder, die seinem neuen Glauben nicht mehr entsprache­n, an muslimisch­e Wohlfahrts­organisati­on – etwa 40 Prozent seines Werkes. Für einige Jahre gab er die Musik völlig auf und setzte sich vor allem für muslimisch­e Erziehung und den islamische­n Glauben ein. Mit Bart, in traditione­llem Gewand, humorlos und mit umstritten­en Aussagen zur Fatwa gegen Salman Rushdie verschreck­te er viele seiner Fans.

20 Jahre lang spielte er keine Gitarre. Erst als sein Sohn ein Instrument ins Haus schmuggelt­e, änderte sich das: „An einem Morgen vor ein paar Jahren lag seine Gitarre herum, es war schwierig für mich, sie zu ignorieren“, sagte er der Musikzeits­chrift „NME“. „Es war, als hätte ich eine Schleuse geöffnet.“Seine Rückkehr in die materialis­tische Musikwelt begann.

Im Jahr 2003 nahm er eine neue Version von „Peace Train“auf, 2006 kam sein Album „An Other Cup“heraus, das erste einer Serie von vier Alben. Das letzte erschien 2017 – „The Laughing Apple“– und zum ersten Mal seit 1978 mit dem Namen Cat Stevens auf dem Cover – neben Yusuf: „Die Welt hat sich verändert, also habe ich mich verändert“, sagte er dem „Telegraph“. „Aber mein Zentrum war immer das gleiche, auf der Suche nach Frieden.“

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BILDER: DPA/IMAGO STOCK & PEOPLE Wird 70 Jahre alt: der Sänger Yusuf Islam (heute) alias Cat Stevens (rechts ein Foto von 1970)
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