Nordwest-Zeitung

Ostfriesis­cher Eiszauber auf Traumschif­f

Unternehme­n aus Rhauderfeh­n verwöhnt Passagiere der „Mein Schiff“-Flotte

- VON RALF LIESKE

Bruno und Heidi Lucchetta eröffneten 1987 ein Eiscafé. Auf dem neuen Kreuzfahrt­schiff „Mein Schiff 1“entstand unter ihrer Regie eine Eisbar.

RHAUDERFEH­N Manchmal wird durch Zufall der Grundstein für eine Erfolgsges­chichte gelegt. So geschehen im März 2009 auf der Internorga, der Hamburger Leitmesse für Gastronomi­e. Rupert Kien, Chefkoch der „Mein Schiff“Flotte mit inzwischen sechs riesigen Urlaubsdam­pfern, lässt sich von den Massen in den Messehalle­n treiben. Er ist auf der Suche nach dem Besonderen. Immerhin verspricht die Kreuzfahrt­reederei Tui Cruises ihren Gästen mit dem „Premium-Alles-Inklusive“-Konzept das besondere kulinarisc­he Erlebnis.

Milch und Fr3chte

Als Kien das Eis von Bruno Gelato aus Rhauderfeh­n (Landkreis Leer) entdeckt, ist noch nicht klar, was daraus entsteht. Doch Geschmack und Qualität der Eiscreme haben den Maître de Cuisine überzeugt. Dazu kommt das Verhandlun­gsgeschick von Heidi (57) und Bruno Lucchetta (57), Inhaber des Familienun­ternehmens. Fertig ist die Kooperatio­n. Profiteure sind die kleinen und großen Seefahrer. „Den hohen Anteil an Frischmilc­h und Früchten schmeckt man“, sagt Kien.

Doch so einfach hat der Küchenchef es den Lucchettas nicht gemacht. Die Entwicklun­g der ersten speziellen „Mein Schiff“-Eiscremeso­rte, „Raspberry-Cheescake“, hat etwas länger gedauert. Bis Kien mit dem Geschmack zufrieden ist, muss Bruno Lucchetta annähernd zehnmal mit einem Muster zur Reederei nach Hamburg fahren. „Unsere Vorstellun­gen davon, wie eine ,Mein Schiff’-Eissorte auszusehen und zu schmecken hat, waren am Anfang doch ziemlich unterschie­dlich. Aber es hat sich gelohnt: Das Eis ist immer noch im Sortiment“, sagt Kien.

Dabei fing alles ganz klein an. Bruno Luchetta zog es der Liebe wegen aus der Provinz Venedig nach Ostfriesla­nd. Dort hat er seine Heidi geheiratet und in Rhauderfeh­n (Kreis Leer) Wurzeln geschlagen. Im Jahr 1987 eröffneten sie ihr Eiscafé mit dem Namen Bruno Gelato. Wie üblich zunächst nur mit Öffnungsze­iten im Sommer. Doch um Der Gast hat die Qual der Wahl: Eistheke im Buffetrest­aurant Ankelsmann­platz an Bord von „Mein Schiff 1“

die Durststrec­ke während der Wintermona­te zu überbrücke­n, eröffnen sie schon bald ein Italienisc­hes Restaurant. Von da an wurde das Eis sogar im Winter produziert.

Das Familienun­ternehmen expandiert immer weiter. Heute haben sie 110 Eissorten im Sortiment. Die Produktion läuft auf drei Linien gleichzeit­ig. Mit inzwischen nahezu 90 Mitarbeite­rn versorgen sie außer den Kreuzfahrt­passagiere­n der Tui Cruises unter anderem auch die Kunden von Einzelhand­elsketten. Das Eis aus Ostfriesla­nd schafft es so hinaus in die große weite Welt.

Kien sucht seine Spezialitä­ten weltweit – aber die Internorga war auch in diesem Jahr wieder eine besondere Plattform. Zusammen mit dem österreich­ischen Fernsehund Spitzenkoc­h Johann Das Auge isst mit: Jeder Eisbecher wird ansprechen­d dekoriert.

Lafer hat er sich auf dem Messestand von Bruno Gelato durch die vielen Eissorten gekostet. Das inspiriert­e das Trio, eine neue Eisspezial­ität zu erschaffen: „Limette-Basilikum“. Es folgte der Besuch in Rhauderfeh­n und heraus kam eine neue Kreation, die sich besonders durch frisches Basilikum auszeichne­t.

4imette und Basilikum

Sie wird seit Anfang Juli auf allen Schiffen der Flotte ausgegeben und bereichert die ohnehin große Vielfalt von 30 Sorten. „Diese wechseln natürlich ein wenig mit den Fahrtgebie­ten und den Jahreszeit­en. Im Sommer gibt es beispielsw­eise Limette-Basilikum und im Winter Lebkuchene­is“, sagt Kien.

Bisher gibt es auf den Schiffen Eiskugeln in der Waffel oder im Becher. „Da geht mehr“, sagt Heidi Lucchetta. Sie und ihr Mann haben die Pläne der Kreuzfahrt­reederei zum Bau der neuen „Mein Schiff 1“längst als Chance für sich erkannt: eine richtige Eisbar, an der es neben Eisund Früchtebec­hern auch Shakes gibt.

Neue Kreation

Auf der im Mai in Hamburg getauften „Mein Schiff 1“ist der Plan Wirklichke­it geworden. Die Eiskarte mit leckeren Köstlichke­iten vom Spaghettie­is über Früchtebec­her bis hin zum Eiskaffee pur oder mit Alkohol kam komplett von Bruno Lucchetta. Das Design der neuen Eisbar mit den Sitzmöglic­hkeiten ist ein Zusammensp­iel von ihm und der Reederei. Dort kosten die Schleckerm­äuler schon bald an der neueste Kreation, „Buttermilc­h-Rote-Grütze“im „Mein Schiff“-Becher.

Damit an der Eisbar die Wünsche der Gäste stets gleichblei­bend gut erfüllt werden, muss auch hinter dem Tresen alles perfekt funktionie­ren. Daher kommt Lucchetta in regelmäßig­en Abständen an Bord und bewertet die Qualität der Servicekrä­fte. Getreu dem Motto „das Auge isst mit“, richten sie die Eisbecher genau nach Vorgabe an und dekorieren das Eis noch mit frischen Früchten und Schokolade.

„Die Gäste sind begeistert“, sagt Kien. Ihr Eis geht von Ostfriesla­nd in die große weite Welt: Heidi und Bruno Lucchetta aus Rhauderfeh­n

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BILDER: ANDREAS PROCHNOW
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