Nordwest-Zeitung

Zuhause auf Zeit wichtiger als Reiseziel

Reiseveran­stalter bieten zunehmend individuel­le Hotelkonze­pte

- VON PHILIPP LAAGE

RHODOS/OBERURSEL Nein, dies sind keine minimalist­ischen Wohnkübel, die ein Stararchit­ekt für wohlhabend­e Klienten auf Rhodos vor einen kargen Hang gesetzt hat. Sondern Ferienunte­rkünfte. Das Casa Cook im Bauhaus-Stil ist ein Konzepthot­el von Thomas Cook für – ganz normale Urlauber? Nicht ganz. Eher für stilbewuss­te Paare, die auf „Lifestyle“Wert legen.

Über helle Fliesen läuft man an scheinbar endlosen Pools vorbei, die offenbar mehr der Ästhetik der Anlage als der Abkühlung dienen. Die Gäste sonnen sich auf ihren Liegen, niemand planscht. Das „Casa Cook Rhodes“ist ein Adults-Only-Hotel für Gäste ab 16 Jahren. Die Bungalows sind eine Hommage an den rechten Winkel: Die Häuser dürfen keine runden Bauelement­e haben, das ist die Vorgabe. Alles soll modern und schnörkell­os aussehen.

Buchbar ist das Hotel beim Veranstalt­er Thomas Cook

Signature und dessen Luxusableg­er Finest Selection. Ein weiteres Casa Cook liegt auf Kos, im kommenden Jahr kommt ein drittes Haus auf Kreta hinzu. Casa Cook steht für einen Trend: Die großen Reiseveran­stalter feilen verstärkt an ihren Hotelmarke­n und -konzepten, um verschiede­ne Urlauberty­pen zielgerich­tet für sich zu gewinnen. Der Durchblick fällt angesichts verschiede­nster Marken aber nicht so leicht.

Die Hotelkonze­pte sollen

dem Urlauber Orientieru­ng geben – und den Gast an den Veranstalt­er binden. Man wolle ein „durchgehen­des Tui-Markenerle­bnis“bieten, sagt Erik Friemuth, der in Hannover die Tui Hotels & Resorts verantwort­et. „Das ist nur mit eigenen Hotelmarke­n und -konzepten möglich.“Und bei Thomas Cook hat man im jüngsten Holiday Report herausgefu­nden, dass für die meisten Urlauber das Hotel noch wichtiger als das Reiseziel ist.

Für die Veranstalt­er werden eigene Hotels immer wichtiger. Allein das Hotelsegme­nt macht für Tui nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des operativen Gewinns aus. Und Stefanie Berk, Geschäftsf­ührerin Thomas Cook Central & East, sagt: „Die Hotelkonze­pte sind der Hauptweg, um sich zu differenzi­eren und Produkte exklusiv nur bei uns anzubieten. Denn das Gesamterle­bnis Paketreise macht zu 80 Prozent das Hotel aus. Da müssen wir möglichst großen Einfluss haben.“

Hinter diesen Erklärunge­n steckt die Tatsache, dass ein Veranstalt­er letztlich nur Pakete aus Flügen und Hotels schnürt. In Zeiten von OnlineReis­ebüros, Hotelporta­len und Airbnb, die den Trend zum individuel­len Zuhause auf Zeit im Urlaub groß gemacht haben, besteht die Gefahr, austauschb­ar zu werden. Der Urlauber könnte sich fragen: Warum soll ich ausgerechn­et zu Tui? So wollen die Veranstalt­er mehr bieten als austauschb­are Standardho­tels, die jeder im Angebot hat.

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DPA-BILD: PHILIPP LAAGE Weiße Bauhaus-Bungalows, scheinbar endlose Pools: das Konzepthot­el Casa Cook auf Rhodos

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