Zuhause auf Zeit wichtiger als Reiseziel
Reiseveranstalter bieten zunehmend individuelle Hotelkonzepte
RHODOS/OBERURSEL Nein, dies sind keine minimalistischen Wohnkübel, die ein Stararchitekt für wohlhabende Klienten auf Rhodos vor einen kargen Hang gesetzt hat. Sondern Ferienunterkünfte. Das Casa Cook im Bauhaus-Stil ist ein Konzepthotel von Thomas Cook für – ganz normale Urlauber? Nicht ganz. Eher für stilbewusste Paare, die auf „Lifestyle“Wert legen.
Über helle Fliesen läuft man an scheinbar endlosen Pools vorbei, die offenbar mehr der Ästhetik der Anlage als der Abkühlung dienen. Die Gäste sonnen sich auf ihren Liegen, niemand planscht. Das „Casa Cook Rhodes“ist ein Adults-Only-Hotel für Gäste ab 16 Jahren. Die Bungalows sind eine Hommage an den rechten Winkel: Die Häuser dürfen keine runden Bauelemente haben, das ist die Vorgabe. Alles soll modern und schnörkellos aussehen.
Buchbar ist das Hotel beim Veranstalter Thomas Cook
Signature und dessen Luxusableger Finest Selection. Ein weiteres Casa Cook liegt auf Kos, im kommenden Jahr kommt ein drittes Haus auf Kreta hinzu. Casa Cook steht für einen Trend: Die großen Reiseveranstalter feilen verstärkt an ihren Hotelmarken und -konzepten, um verschiedene Urlaubertypen zielgerichtet für sich zu gewinnen. Der Durchblick fällt angesichts verschiedenster Marken aber nicht so leicht.
Die Hotelkonzepte sollen
dem Urlauber Orientierung geben – und den Gast an den Veranstalter binden. Man wolle ein „durchgehendes Tui-Markenerlebnis“bieten, sagt Erik Friemuth, der in Hannover die Tui Hotels & Resorts verantwortet. „Das ist nur mit eigenen Hotelmarken und -konzepten möglich.“Und bei Thomas Cook hat man im jüngsten Holiday Report herausgefunden, dass für die meisten Urlauber das Hotel noch wichtiger als das Reiseziel ist.
Für die Veranstalter werden eigene Hotels immer wichtiger. Allein das Hotelsegment macht für Tui nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des operativen Gewinns aus. Und Stefanie Berk, Geschäftsführerin Thomas Cook Central & East, sagt: „Die Hotelkonzepte sind der Hauptweg, um sich zu differenzieren und Produkte exklusiv nur bei uns anzubieten. Denn das Gesamterlebnis Paketreise macht zu 80 Prozent das Hotel aus. Da müssen wir möglichst großen Einfluss haben.“
Hinter diesen Erklärungen steckt die Tatsache, dass ein Veranstalter letztlich nur Pakete aus Flügen und Hotels schnürt. In Zeiten von OnlineReisebüros, Hotelportalen und Airbnb, die den Trend zum individuellen Zuhause auf Zeit im Urlaub groß gemacht haben, besteht die Gefahr, austauschbar zu werden. Der Urlauber könnte sich fragen: Warum soll ich ausgerechnet zu Tui? So wollen die Veranstalter mehr bieten als austauschbare Standardhotels, die jeder im Angebot hat.