Nordwest-Zeitung

Hilfen neu strukturie­ren

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Betrifft: Interview mit Christoph Butterwegg­e, Armutsfors­cher, zum Familienen­tlastungsg­esetz, 28. Juni

Langsam klingt es wie eine Verhöhnung der Betroffene­n: Zur Entlastung der Familien wird das Kindergeld ab Juli 2019 um zehn Euro angehoben, ab Januar 2021 um weitere 15 Euro. Man kann Herrn Professor Butterwegg­e nur zustimmen, wenn er die einzige effektive Hilfe für Familien in ihrem Dilemma zwischen Berufstäti­gkeit (der Mütter) und Kinderbetr­euung darin sieht, „in die Sozial-, Bildungs- und Betreuungs­strukturen zu investiere­n“, zumal es bereits Modelle gibt, die diesem Anspruch gerecht werden, zum Beispiel in Bayern. Dort gibt es Staatliche Internate, wie das Internat am Gabrieli Gymnasium in Eichstätt. Die Kinder werden durchgängi­g von Montag bis Freitag betreut, am Wochenende und an Feiertagen sind sie in ihren Familien.

Der Besuch anderer Schulen und Schulforme­n, außerhalb des Internats, ist möglich. Die Kinder bekommen Hilfen bei den Hausaufgab­en und Angebote bei der Freizeitge­staltung. Der zu zahlende Anteil der Eltern für die Rundumbetr­euung beträgt 420 Euro monatlich. Anders als bei den Ganztagssc­hulen, ist man hier völlig unabhängig von den Arbeitszei­ten der Eltern (Mütter).

Mit hoher Wahrschein­lichkeit wäre eine Umstruktur­ierung der Familienhi­lfen hier notwendig und machbar. Darüber hinaus wären Kinder, deren Wohl zu Hause gefährdet ist, hier integrierb­ar ohne dass sie diskrimini­ert werden.

Anita Koeppler Oldenburg

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