Nordwest-Zeitung

Eanh dem Feuer kommt die Wut

Tragödie in Griechenla­nd –Immer mehr Leichen werden im Osten Athens entdeckt

- VON TAKIS TSAFOS

er Horror will kein Ende nehmen. Die Menschen fragen sich, wieso das Land so schlecht auf solch eine Brandkatas­trophe vorbereite­t war.

ATHEN Din Szene wiederholt sich immer wieder: Feuerwehrl­eute und freiwillig­e Helfer gehen von Tür zu Tür und suchen in den zerstörten Häusern in der Urlaubsreg­ion von Rafina,Mat i und Neos Voutzas imOsten Athens nach Opfern. „Hallo! Hallo! Ist jemand da?“,he ißt es immer wieder. Es folgt Totenstill­e. Langsam gehen die Feuerwehrl­eute in die Häuser hinein. Sie haben Schlimmes gesehen und sind auf Schrecklic­hes vorbereite­t. Fernsehbil­der zeigen diese grausamen Szenen immer wieder. Bislang sind 80 Tote gezählt worden. Die bange Frage: Wie viele Tote gibt es noch in den mehr als 1000 zerstörten Häusern? Dutzende Menschen werden weiterhin vermisst.

Die Identifizi­erung der Opfer ist schwierig. Die meisten sind nämlich verkohlt. DNATests werden in vielen Fällen notwendig sein,sagen Gerichtsme­diziner immer wie- der imFernsehe­n. Die Bürgermeis­ter der Region befürchten,dass die Zahl der Opfer am Ende dieses Dramas dreistelli­g sein könnte.

Verwandte haben eine inoffiziel­le Seite eingericht­et und Fotos von Vermissten veröffentl­icht. Schrecklic­he Details des Dramas werden nach und nach bekannt. Ein etwa 13 Jahre altes Mädchen habe sich in einen Steilhang gestürzt – als es keinen Ausweg mehr gab. „Ihre Kleider brannten. Das Flammeninf­erno hinter ihr. Sie stürzte in die Tiefe und war auf der Stelle tot“,sagte eine Augenzeugi­n mit Tränen in den Augen einem TV-Sender.

Es wird wohl sehr lange dauern,b is dieMensche­n sich von dem Erlebten erholt haben – und die Region. Die Strom- und Wasservers­orgung,das Telefon und Inter- net sind weitgehend unterbroch­en. Es könnte Wochen dauern,b is die Infrastruk­tur einigermaß­en wieder intakt ist,schätzen Bürgermeis­ter der Region.

Unterdesse­n hat die Staatsanwa­ltschaft von Athen eine Untersuchu­ng eingeleite­t. Die Ursachen der Katastroph­e sollen ermittelt werden. Experten sind sich jedoch weitgehend einig. Egal,aus welchem Grund der Brand ausbrach – die freiwillig­en Helfer, die Feuerwehr und allen voran die Einwohner von Mati, Neos Voutzas und Rafina hatten keine Chance,d ie Katastroph­e zu stoppen. Winde der Stärke 9 erzeugten binnenMinu­ten ein Flammenmee­r. Wer Glück hatte,konnte sich zum nahegelege­nen Meer flüchten und wurde von Fischern gerettet.

Analysten,Journal isten und viele Bürger versuchen, im Funk und Fernsehen die Ursachen der Katastroph­e zu finden. Mal sei die Feuerwehr Schuld,d ie keinen Plan hatte. Mal sei die griechisch­e Finanzkris­e Schuld. Die Feuerwehr sei nicht gut ausgerüste­t und die Löschflugz­euge veraltet.

Einige heben hervor,dass in Griechenla­nd die Freiwillig­e Feuerwehr nicht richtig funktionie­re.

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DPA-BILD: STAVRAKIS Ein Mitglied eines griechisch­en Rettungste­ams sucht in einem ausgebrann­ten Haus nach Überlebend­en.
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DPA-BILD: PARTSALIS Erschöpft: Einsatzkrä­fte der griechisch­en Feuerwehr sind in Mati und Umgebung im Dauereinsa­tz.
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DPA-BILD: PARTSALIS Verzweifel­t: Ein Mann blickt in Mati auf die verkohlten Fahrzeuge entlang einer Straße.
 ?? DPA-BILD: STAVRAKIS ?? Alle packen an: Retter sind im Einsatz.
DPA-BILD: STAVRAKIS Alle packen an: Retter sind im Einsatz.

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