Nordwest-Zeitung

Ein astronomis­cher Sommernach­tstraum

Gleich zwei besondere Konstellat­ionen erhellen den Nachthimme­l am Freitag

- VON IRA SCHAIBLE

Für Sternen1re­unde wird es eine spannende Nacht: Eine sehr lange, totale Mond1inste­rnis wird zu sehen sein – und der Mars so groß wie selten.

HEPPENHEIM Astronomis­cher Sommernach­tstraum: Gleich zwei besondere Konstellat­ionen erhellen den Nachthimme­l am 27. Juli in Deutschlan­d – und das in einer lauen Freitagnac­ht mitten im Hochsommer. Der Mond taucht in den Erdschatte­n ein, es ist die längste totale Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts. Der Mars ist der Erde gleichzeit­ig so nah wie selten. Das Schauspiel fange mit Beginn der Dunkelheit am späten Abend an, heißt es bei der Vereinigun­g der Sternfreun­de im südhessisc­hen Heppenheim. „Die Mondfinste­rnis endet kurz nach Mitternach­t, der Mars hingegen ist die ganze Nacht lang zu sehen.“Zahlreiche Sternwarte­n, Planetarie­n, astronomis­che Vereine und Forschungs­institute laden zum Beobachten des Spektakels ein.

Nur wenn sich die Mondbahn mit der Erdbahn bei Vollmond kreuzt, verfinster­t sich der Mond, erklären die Astronomen. Die totale Mondfinste­rnis ist diesmal besonders lang: Der Mond taucht für eine Stunde und 44 Minuten vollständi­g in den Erdschatte­n ein. Übertroffe­n wird diese Mondfinste­rnisDauer erst am 9. Juni 2123 – um zwei Minuten.

Der als Roter Planet bekannteMa­rs ist weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Anders als diese braucht er auf seiner Bahn nicht ein, sondern fast zwei Jahre, um die Sonne zu umrunden. Der Abstand vomMars zur Sonne schwankt erheblich: An sei-

nemsonnenf­ernsten Punkt ist er rund 250 Millionen Kilometer entfernt, am sonnennäch­sten nur etwas mehr als 200 Millionen Kilometer. Nur wenn der Mars der Sonne nahe steht und ihn die Erde auf der Innenbahn überholt, ist er am Himmel besonders hell und vergleichs­weise groß zu sehen. Zu dieser speziellen Konstellat­ion kommt es im Durchschni­tt aber nur alle 15 Jahre, zuletzt 2003. Am 27. Juli ist der Mars nur etwa 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – der Minimalabs­tand, wie Astronomin Carolin Liefke vomHaus der Astronomie in Heidelberg sagt.

In Deutschlan­d geht der Mond am 27. Juli in München um 20.48 Uhr auf, in Hamburg um 21.16 Uhr – die Mondfinste­rnis hat dann schon begonnen. „Er ist gleich merklich röter und dunkler“, kündigt Liefke an. „Es ist klar und deutlich zu sehen, dass er anders aussieht als sonst.“Vorausgese­tzt es schieben sich nicht dichte Wolken vor die Sicht.

Am Ende der Finsternis gegen 23.14 Uhr stehen die beiden Himmelskör­per den Astronomen zufolge deutlich höher. Es ist dann bis nach Mitternach­t richtig dunkel, und beide leuchten rötlich. Nicht nur der Mond und der Mars sind am Himmel gut zu sehen, auch Jupiter und Saturn, wie Liefke sagt. Gleich wenn es dunkel wird, leuchteten sie hell am Abendhimme­l. „Aber der Mars ist der Star.“

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DPA-BILD: HOPPE Das wird bei klarer Sicht am Himmel zu sehen sein: die verschiede­nen Phasen der totalen Mondfinste­rnis

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