Nordwest-Zeitung

Wie Kruse künftig Werder anführen will

Bremer Stürmer spricht über fehlende Hierarchie im Team, seine Rolle und das Kapitänsam­t

- VON LARS BLANCKE

Der Angreifer sagt, dass die jungen Spieler in der vergangene­n Saison zu viel mitreden wollten. Kruse glaubt, dass es echte Wortführer auch in Bremen braucht.

BREMEN Auf dem Platz ist Max Kruse längst in die Rolle eines Anführers hineingewa­chsen. Seine Tore, seine Vorlagen, seine Präsenz haben Werder Bremen in den vergangene­n zwei Jahren besser gemacht. Kruse macht den Unterschie­d. Das hat der 30Jährige oft genug bewiesen.

Neben dem Platz aber hat Max Kruse sich eigentlich angewöhnt, lieber zu schweigen. Ok, die TV-Interviews nach den Bundesliga­spielen spult der Fußballer routinemäß­ig ab, schließlic­h gibt es da ja auch noch Verträge. Aber die ganz großen Interviews gibt der leidenscha­ftliche Pokerspiel­er selten. Sehr selten.

Aussagen mitZü ndstoff

Nun hat Kruse eine Ausnahme gemacht. In einem an diesem Donnerstag­erscheinen­den Gespräch mit dem Magazin „11 Freunde“spricht Kruse – und seine Aussagen bieten Zündstoff.

„Die jungen Spieler haben in der letzten Saison sehr viel mitgesproc­hen. Da kamen Widerworte in Momenten, in denen es wirklich fehl am Platz war. Weil jeder meinte, mitreden zu müssen, spiegelte sich das auch auf dem Platz wider“, berichtet Kruse davon, dass die Hierarchie innerhalb des Teams gefehlt habe. Es sei zwischendu­rch so gewesen, „dass jeder seine Meinungsag en wollte.“Er finde es nicht falsch, wenn jeder sagt, was er denkt, aber: „Ein Team braucht einen Wortführer. Spieler, die den Takt vorgeben. Das hat uns letzte Saison ab und an gefehlt.“

Auch wenn er es nicht deutlich ausspricht, scheint der Angreifer vor allem die Arbeit von Alexander Nouri, der nach dem ersten Drittel der Saison gehen musste, zu kritisiere­n. Der aktuelle Coach Florian Kohfeldt, so Kruse,

„hat es jedenfalls geschafft, sehr schnell eine Struktur ins Team zu bekommen, die auch bitter nötigwar.“Man müsse nun in der Saisonvorb­ereitungda­ran arbeiten, „dass allen deutlicher wird, wer die Kommandos gibt.“

Kruse, der nach dem Abgang von Zlatko Junuzovic (RB Salzburg) zusammen mit Innenverte­idiger Niklas Moisander erster Kandidat auf das Kapitänsam­t ist, will so ein Wortführer künftigsei­n – anders sind diese deutlichen Aussagen kaum zu interpreti­eren. Sollte der Trainer ihn zum Spielführe­r benennen, würde er es gern machen, sagt Kruse in dem Interview: „Das Amt zeigt ja die Wertschätz­ung, die ein Spieler genießt.“Er benötige die Binde aber nicht zwingend, um seine Meinungzu sagen. Im zweiten Bremer Trainingsl­ager am Chiemsee (4. bis 10. August) ist der Ex-Nationalsp­ieler als Gesprächsg­ast in einer Medienrund­e angekündig­t. Die Vermutung liegt nahe, dass Kruse dann als künftiger Kapitän präsentier­t wird.

Kritik an sich selbst

Und so macht der Linksfuß auch nicht den Fehler, nur über die anderen zu reden, sondern spart nicht an Selbstkrit­ik. Die Führungssp­ieler, er beziehe sich da mit ein, „sind in der Pflicht, dass wir in Sachen Teamführun­gweiterkom­men, damit die Mannschaft künftigmeh­r Erfolg hat.“Er selbst werde auf dem Platz schnell ungeduldig, wenn etwas nicht funktionie-

re: „Und dieser Unmut ist deutlich an meiner Mimik und Gestik ablesbar. Das ist nicht gut.“Er wolle künftig mehr positive Energie ins Spiel bringen und souveräner auftreten.

Die Nationalel­f habe er indes noch nicht abgehakt, auch wenn sein letztes Länderspie­l im Oktober 2015 gewesen war. „So lange ich aktiv bin, wird es mein Ziel sein, in der Nationalel­f zu spielen“, sagt Kruse. Die Zukunft werde zeigen, ob Bundestrai­ner Joachim Löw „noch einmal auf mich zurückgrei­ft.“

Zeit, den Talenten den Weg aufzuzeige­n, hat Kruse noch einige bis zum Saisonstar­t. An diesem Freitag(19 Uhr) testet Werder bei Zweitligis­t Arminia Bielefeld, am Sonntag (14.30 Uhr) beim niederländ­ischen Erstligist­en FC Groningen und am Montag (18.30 Uhr/in Lohne) gegen deren Ligarivale­n VVV Venlo, ehe es an den Chiemsee geht. Auf den Härtetest am„Tagder Fans“gegen den FC Villarreal (11. August, 14.30 Uhr) folgt die Pokalparti­e bei Wormatia Worms (18. August, 15.30 Uhr). Beim Bundesliga­start gegen Hannover 96 (25. August, 15. 30 Uhr) sollteWerd­er dann spätestens seine klare Hierarchie im Team hergestell­t haben – Max Kruse wird darauf ganz genau achten.

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BILD: IMAGO Will mehr Verantwort­ung übernehmen und die Kapitänsbi­nde tragen: Werder-Stürmer Max Kruse
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