Nordwest-Zeitung

Droht Deutschlan­d eine Rezession?

DVAG-Chefvolksw­irt Ralf-Joachim Götz zur wirtschaft­lichen Lage und zu Geldanlage­n

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Vom Handelsstr­eit mit den USA bis zur Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k – wie verunsiche­rt sind die Deutschen in puncto Kapital? DVAG-Chefvolksw­irt Ralf-Joachim Götz erklärt es im Interview.

FRAGE: Herr Götz, in derWeltwir­tschaft häufen sich, auch durch politische Eingriffe, die Probleme? Droht Deutschlan­d in Kürze die erste Rezession seit zehn Jahren? GÖTZ: Jüngst noch hat die Bundesbank ein Wirtschaft­swachstum von zwei Prozent in 2018, 1,9 in 2019 sowie 1,6 für 2020 in Aussicht gestellt. Rezession sieht anders aus. Allerdings hinkt die Wachstumsr­ate des deutschen Bruttoinla­ndprodukts anderen Ländern Europas und der Weltwirtsc­haft hinterher. Handelskon­flikte und übermäßige Regulierun­gen können das Fortschrit­tstempo drosseln. FRAGE: Könnte eine leichte Abschwächu­ng der Wirtschaft – global wie national – Auswirkung­en auf die Zinspoliti­k der Zentralban­k haben? Sprich, lassen höhre Zinsen noch länger auf sich warten? GÖTZ: Die Europäisch­e Zentralban­k hat angekündig­t, dass sie den Leitzins frühestens im Herbst 2019 anheben wird. FRAGE: Wird es jemals wieder attraktive Sparzinsen geben? GÖTZ: Sparzinsen sind attraktiv, wenn sie die Inflations­rate und eventuelle Steuerlast­en übertreffe­n. Das ist schon län- ger nicht mehr der Fall. 2017 stiegen die Preise um 1,8 Prozent, und auf dem Sparkonto gab es nahezu keine Zinsen. Auch aktuell sieht es für viele Sparer mau aus. Wer mehr will, sollte sich nach anderen Anlageform­en umschauen und beraten lassen. FRAGE: Die Deutschen setzen weiterhin stark auf das klassische Sparen, trotz Null-Zinsen. Wie ist das zu werten? GÖTZ: Ein Teil der über 2,3 Billionen Euro, die Privathaus­halte als Bargeld unterm Kopfkissen oder als Guthaben bei Sparkassen und Banken halten, ist dem starken SicherSich­erheitsbed­ürfnis vieler Deutscher geschuldet. Dabei bieten diese Ersparniss­e nur nominale Sicherheit. Denn durch den erwarteten Anstieg der Verbrauche­rpreise dürften sie allein 2018 etwa 40Milliard­en Euro an realer Kaufkraft verlieren. FRAGE: Alle Anlageklas­sen für die Kapitalanl­age beziehungs­weise systematis­ches Sparen erscheinen zurzeit überteuert – von Immobilien bis Aktien. Wo sehen Sie die besten Aussichten für die nächsten Jahre? GÖTZ: Gut lief es für viele Anleger, die auch Immobilien oder aktienbasi­erte Anlagen wie Investment­fonds oder fondsgebun­dene Lebensvers­icherungen besitzen. Auch künftig können diese bei vorausscha­uender Auswahl attraktive Erträge bringen. Wichtig ist, dass Sparer ihre Anlagen streuen, staatliche Fördermögl­ichkeiten für den Vermögensa­ufbau und die Altersvors­orge nutzen und bereit sind, zur Erreichung lang- DVAG-Chefvolksw­irt Ralf-Joachim Götz fristiger Sparziele kalkuliert­e Risiken einzugehen. FRAGE: Menschen, die sich persönlich nicht so für Kapitalanl­age und Vorsorge interessie­ren – wie sollten die sich dem Thema nähern, um zu eigenem Vermögen zu kommen? GÖTZ: Vermögensp­lanung ist auch ein Stück Lebensplan­ung. Und die sollte man nicht dem Zufall überlassen, sondern sich von einem Profi persönlich beraten lassen. Und dies gilt ganz besonders in der jetzigen Niedrigzin­sphase mit Inflation. FRAGE: Angesichts der niedrinied­rigen Aktionärs- und Grundeigen­tümerquote in Deutschlan­d – hat die Politik nicht total versagt? GÖTZ: In Deutschlan­d besitzen zehn Millionen Menschen oder etwa 16 Prozent der über 14-Jährigen Aktien und/oder Aktienfond­s. Die Wohneigent­umsquote liegt bundesweit bei 45 Prozent, in Niedersach­sen allerdings höher. Die Werte sind im internatio­nalen Vergleich trotzdem niedrig. Auch im Hinblick auf die demografis­che Entwicklun­g könnte der Staat die finanziell­e Allgemeinb­ildung der Bürgerinne­n und Bürger stärker fördern und den systematis­chen Vermögensa­ufbau mit Immobilien und aktienbasi­erten Altersvors­orgeformen erleichter­n. Das schafft Wohlstand und Bindung zugleich.

hat ihre Umsatzerlö­sse im vergangene­n Jahr um drei Prozent auf rund 1,357 Milliarden Euuro gesteigert. Im Oldeenburg­er Land hat dder Konzern nach eigenen Angaben rund 200 Berater und mehr als 80000 KKunden.

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