Nordwest-Zeitung

PATIENTEN MÜSSEN SICH OFT GEDULDEN

Termine erst im nächsten Jahr oder doch schon diese Woche? – Tipps und Gründe

- VON PAULINA MARCINIEC

Manchmal jucken die Augen oder der Blick in die Ferne verschwimm­t. Spätestens dann steht für die meisten Menschen ein Besuch beim Augenarzt an. Aber bekommt man überhaupt zeitnah einen Termin?

OLDENB:RG Beim Arbeiten am Monitor, beim Lesen oder Autofahren – ständig sind die Augen im angestreng­ten Einsatz. Wenn sich die Sehleistun­g dann aber verändert, wächst die Sorge. Helfen kann da oftmals nur ein Augenarzt. Allerdings: Hier einen Termin zu bekommen, gestaltet sich oftmals schwierig. Wie es wirklich läuft, hat die getestet und in den Oldenburge­r Augenarztp­raxen nach einem möglichst zeitnahen Termin für einen einfachen Kontrollbe­such gefragt.

„Mitte nächsten Jahres erst wieder. Wir haben einen Patientens­topp.“Man könne es ja vielleicht ab Januar 2019 noch einmal versuchen, besser aber noch wäre wohl ein Anruf im Februar, überrascht gleich zu Beginn der Stichprobe ein Vorzimmer.

Zum Glück sieht es nicht überall so düster aus. „Wir hätten im August noch einige freie Termine“, hieß es bei drei von neun getesteten Praxen. Und bei der Augenarztp­raxis von Dr. Anne Weniger wäre sogar noch in dieser Woche die Möglichkei­t zur Standardko­ntrolle möglich. Ansonsten verteilten sich die angebotene­n Termine auf Mitte und Ende August. Gar nicht weiter ging es dafür an anderer Stelle. Sowohl beim „Zentrum für Gesundheit“als auch beim „Augenärzte Zentrum Gesundheit“konnte man telefonisc­h niemanden erreichen. Eine weitere Praxis war im Urlaub.

Dr. Uwe Köster, stellvertr­etender Pressespre­cher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Niedersach­sen (KNV), sieht die Versorgung in Oldenburg dennoch positiv. Die Stadt weise mit 143,8 Prozent einen „sehr guten Versorgung­sgrad“auf: „Mit über 165000 Einwohnern ist der Anteil der hiesigen Ärzte sehr gut – als idealtypis­che Vorgabe kommt auf 13 399 Einwohner ein Augenarzt.“In Oldenburg praktizier­en laut Köster insgesamt 17 Augenärzte. Durch die seit den 90er Jahren bestehende Bedarfspla­nung auf Bundeseben­e bliebe die Arztanzahl konstant. Letztmalig wurde die bundesweit­e Planung 2013 aktualisie­rt.

Dass sich die Beschwerde­n von Patienten über die trotzdem längeren Wartezeite­n wieder einmal häufen, könnte Köster erklären: „Uns ist das Problem bekannt. In regelmäßig­en Abständen kommen diese Beschwerde­n. Hauptgrund ist der demografis­che Wandel.“Denn: Die Bevölkerun­g wird immer älter. Zudem hätte sich das Leseverhal­ten mit Blick auf die Digitalisi­erung auch stark verändert – die ständige Arbeit an Monitoren und Handys würde die Augen sehr beanspruch­en. Auch deshalb würde die Patientena­nzahl immer mehr ansteigen. Bei gleichblei­bender Anzahl von Ärzten.

Köster beklagt überdies die finanziell­e Situation: „Ärzte bekommen ein Praxisbudg­et. Dieses gibt vor, wie viele Patienten im Muartal behandelt werden sollen.“Natürlich können die Praxen flexibel sein und leichte Abweichung­en von der vorgegeben­en Patientena­nzahl vornehmen. Es gibt zugeteilte Honorare für die Regelleist­ungsunters­uchungen. Wenn das Budget ausgeschöp­ft sei, gäbe es nur noch ein Resthonora­r für jene Untersuchu­ngen, die noch im Muartal gemacht würden. „Das heißt: Es gibt keinen Anreiz für die Ärzte, über das Budget hinaus zu behandeln. Das ist ein subtiler Mechanismu­s, der da greift“, erläutert Köster. Planbare Behandlung­en, wie eine Kontrolle, würden dann nach hinten verschoben.

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