PATIENTEN MÜSSEN SICH OFT GEDULDEN
Termine erst im nächsten Jahr oder doch schon diese Woche? – Tipps und Gründe
Manchmal jucken die Augen oder der Blick in die Ferne verschwimmt. Spätestens dann steht für die meisten Menschen ein Besuch beim Augenarzt an. Aber bekommt man überhaupt zeitnah einen Termin?
OLDENB:RG Beim Arbeiten am Monitor, beim Lesen oder Autofahren – ständig sind die Augen im angestrengten Einsatz. Wenn sich die Sehleistung dann aber verändert, wächst die Sorge. Helfen kann da oftmals nur ein Augenarzt. Allerdings: Hier einen Termin zu bekommen, gestaltet sich oftmals schwierig. Wie es wirklich läuft, hat die getestet und in den Oldenburger Augenarztpraxen nach einem möglichst zeitnahen Termin für einen einfachen Kontrollbesuch gefragt.
„Mitte nächsten Jahres erst wieder. Wir haben einen Patientenstopp.“Man könne es ja vielleicht ab Januar 2019 noch einmal versuchen, besser aber noch wäre wohl ein Anruf im Februar, überrascht gleich zu Beginn der Stichprobe ein Vorzimmer.
Zum Glück sieht es nicht überall so düster aus. „Wir hätten im August noch einige freie Termine“, hieß es bei drei von neun getesteten Praxen. Und bei der Augenarztpraxis von Dr. Anne Weniger wäre sogar noch in dieser Woche die Möglichkeit zur Standardkontrolle möglich. Ansonsten verteilten sich die angebotenen Termine auf Mitte und Ende August. Gar nicht weiter ging es dafür an anderer Stelle. Sowohl beim „Zentrum für Gesundheit“als auch beim „Augenärzte Zentrum Gesundheit“konnte man telefonisch niemanden erreichen. Eine weitere Praxis war im Urlaub.
Dr. Uwe Köster, stellvertretender Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KNV), sieht die Versorgung in Oldenburg dennoch positiv. Die Stadt weise mit 143,8 Prozent einen „sehr guten Versorgungsgrad“auf: „Mit über 165000 Einwohnern ist der Anteil der hiesigen Ärzte sehr gut – als idealtypische Vorgabe kommt auf 13 399 Einwohner ein Augenarzt.“In Oldenburg praktizieren laut Köster insgesamt 17 Augenärzte. Durch die seit den 90er Jahren bestehende Bedarfsplanung auf Bundesebene bliebe die Arztanzahl konstant. Letztmalig wurde die bundesweite Planung 2013 aktualisiert.
Dass sich die Beschwerden von Patienten über die trotzdem längeren Wartezeiten wieder einmal häufen, könnte Köster erklären: „Uns ist das Problem bekannt. In regelmäßigen Abständen kommen diese Beschwerden. Hauptgrund ist der demografische Wandel.“Denn: Die Bevölkerung wird immer älter. Zudem hätte sich das Leseverhalten mit Blick auf die Digitalisierung auch stark verändert – die ständige Arbeit an Monitoren und Handys würde die Augen sehr beanspruchen. Auch deshalb würde die Patientenanzahl immer mehr ansteigen. Bei gleichbleibender Anzahl von Ärzten.
Köster beklagt überdies die finanzielle Situation: „Ärzte bekommen ein Praxisbudget. Dieses gibt vor, wie viele Patienten im Muartal behandelt werden sollen.“Natürlich können die Praxen flexibel sein und leichte Abweichungen von der vorgegebenen Patientenanzahl vornehmen. Es gibt zugeteilte Honorare für die Regelleistungsuntersuchungen. Wenn das Budget ausgeschöpft sei, gäbe es nur noch ein Resthonorar für jene Untersuchungen, die noch im Muartal gemacht würden. „Das heißt: Es gibt keinen Anreiz für die Ärzte, über das Budget hinaus zu behandeln. Das ist ein subtiler Mechanismus, der da greift“, erläutert Köster. Planbare Behandlungen, wie eine Kontrolle, würden dann nach hinten verschoben.